Liebe ohne Skrupel
einzig Wichtige war, daß Gareth wußte, daß seine Befehle ausgeführt wurden.
Zufrieden, endlich wieder sauber zu sein und in frischen Kleidern zu stecken, ging Gareth zur Tür. »Ich glaube, es ist Zeit, daß ich mich zu meiner zukünftigen Frau begebe. Sie und ich haben schließlich eine Menge zu besprechen.«
»Ihr findet sie in ihrem Garten.«
Gareth blickte über die Schulter. »Woher wißt Ihr das?«
»Ich sehe sie von hier aus.« Ulrich sah immer noch aus dem Fenster. Ein leichtes Lächeln umspielte seine Lippen. »Sie spricht gerade mit ihren getreuen Gefolgsleuten. Ich wette, sie erteilt ihnen Anweisungen zur Verteidigung der Burg.«
»Was in aller Welt soll das heißen? Die Burg wird schließlich nicht belagert.«
»Das, mein Freund, ist sicher Ansichtssache. Ich habe den Eindruck, daß Eure Lady sich darauf vorbereitet, den Belagerern zu widerstehen.«
»Mir?«
»Ja.«
Gareth zuckte mit den Schultern. »Dann vergeudet sie ihre Zeit. Die Schlacht ist bereits entschieden.«
»Da bin ich mir nicht so sicher.« Ulrich grinste. Das Grinsen wurde immer breiter, und schließlich begann er, lauthals zu lachen.
Wieder versuchte Gareth nicht, herauszufinden, was Ulrich derart amüsierte. Er hatte Wichtigeres zu tun.
»Sind alle Männer und Pferde ordentlich untergebracht?« Clare stapfte mit gerunzelter Stirn vor den versammelten Mitgliedern ihres Haushaltes auf und ab.
Ihre Familie, die aus lauter Menschen bestand, die kein anderes Zuhause hatten, saß auf der Steinbank unter dem Apfelbaum oder stand daneben.
William, dessen Gesicht immer noch von der Aufregung seines ersten Ritts auf einem echten Schlachtroß glühte, saß zwischen seiner Mutter Joanna und Dallan, dem schmächtigen, nervösen jungen Minnesänger.
Eadgar, der ältliche Hofmarschall, stand neben der Bank und sah seine Herrin höchst besorgt an. Er hatte auch allen Grund zur Besorgnis. Als Hofmarschall war er mit der Führung des
Haushaltes beauftragt. Er war derjenige, der dafür Sorge zu tragen hatte, daß in den Küchen genug gekocht wurde, um all die Neuankömmlinge zu versorgen. Außerdem war er verantwortlich dafür, daß die Bediensteten Bäder einließen, Kleider flickten und die Gemächer in Ordnung hielten.
Das Ganze war wirklich lästig, dachte Clare.
Sie machte sich Sorgen, daß Eadgar es vielleicht nicht schaffen würde, mit einer solch großen Gästezahl fertigzuwerden. Er war ihr zwar treu ergeben und arbeitete wirklich hart, aber er war inzwischen beinahe siebzig, und die Jahre waren nicht gerade spurlos an ihm vorübergegangen. Er humpelte und sein Gehör war nicht mehr das beste.
Als Eadgar nicht antwortete, seufzte Clare und wiederholte ihre Frage noch einmal lauter. »Sind alle Männer und Pferde untergebracht, Eadgar?«
»Oh, ja, Mylady. Natürlich. Gewiß.« Eadgar straffte die herabhängenden Schultern und gab sich die größte Mühe, den Eindruck zu erwecken, als habe er alles unter Kontrolle.
»Es wundert mich, daß Ihr für all die Leute Platz gefunden habt. Ich hoffe doch, daß keiner dieser Riesenochsen auf der Treppe vor meinem Schlafzimmer nächtigen wird?«
»Nein, Mylady«, versicherte Eadgar ihr ernst. »Im oberen Stockwerk gibt es genug Zimmer für seine Lordschaft und ein paar der anderen. Die übrigen werden auf Strohsäcken in der Haupthalle oder in den Stallungen schlafen. Ich versichere Euch, daß für alles gesorgt ist.«
»Beruhige dich, Clare.« Joanna blickte von ihrer Stickarbeit auf und bedachte ihre Freundin mit einem Lächeln. »Wir haben alles unter Kontrolle.«
Joanna war fünf Jahre älter als Clare. Sie war eine hübsche Frau mit goldblondem Haar, sanften blauen Augen und einem weichen Gesicht.
Sie war im Alter von fünfzehn mit einem Mann verheiratet worden, der dreißig Jahre älter war, und kurz darauf hatte sie als Witwe ohne einen Pfennig mit einem kleinen Kind dagestanden.
Völlig verzweifelt war sie vor drei fahren nach Desire gekommen, weil ihre und Clares Mutter einmal gut befreundet gewesen waren, und da sie sich nirgendwo sonst hätte hinwenden können. Clare hatte Joanna und William ein neues Zuhause gegeben.
Joanna hatte von Anfang an ihren Beitrag zum gemeinsamen Haushalt geleistet, indem sie herrliche Stickereien anfertigte, und Clare hatte schnell herausgefunden, wie sich dieses Talent lukrativ nutzen ließ. Die Einnahmen, die Clare mit ihren getrockneten Blumen und Kräutermischungen erzielte, hatten sich erheblich gesteigert, nachdem sie dazu
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