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Liebe, Sex und andere Katastrophen

Liebe, Sex und andere Katastrophen

Titel: Liebe, Sex und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Falkenberg
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noch ein kleines Restfünkchen Vernunft in mir. Nummer vier war eigentlich ein totaler Reinfall. Warum ich mich trotzdem für ihn in abstruse Lügengeschichten verstrickt und mich in nächtliche Gefahren begeben habe, weiß ich nicht.
    Das Ganze ging sogar so weit, dass ich den Tag mit Nummer zwei verbrachte, mir dann irgendeine Ausrede einfallen ließ, schnell nach Hause hechtete, mich umzog und wieder losstolperte, um in der Nacht Nummer vier Gesellschaft zu leisten. Ich skrupelloses Luder habe dieses Kunststück auch bei den folgenden Beziehungen wunderbar beherrscht. So ließ ich mich von Nummer zwei nach Hause fahren und von Nummer vier eine halbe Stunde später abholen. Mami! Hast du denn gar nichts mitbekommen? Wo war nur meine moralische Instanz, die mir Einhalt gebieten sollte? Irgendwie erledigte sich die Sache mit Nummer vier dann doch von selbst. Es wurde zu öde und zu anstrengend und zu ekelig. Wieder ließ ich mich am Telefon verleugnen. Heute habe ich Nummer vier in einem der zahlreichen Online-Netzwerke wieder entdeckt. Aus dem einst so wunderschönen Kiffer ist ein hässicher aufgeschwemmter dröge drein blickender Unternehmensberaterfuzzie geworden.
     

Magic Love
    Nummer fünf war die magischste aller Lieben. Es war die perfekte große Liebe. Leider hielt sie nur 3 Jahre. Hier griff das Bonbontütenprinzip gnadenlos. Die ersten beiden Jahre schöpfte ich aus dem vollen, verbrauchte Bonbon für Bonbon und genoss jedes davon. Aber dann im Laufe des dritten Jahres war auf einmal meine Tüte leer. Das tragische daran war, dass seine Tüte noch bis unter den Rand voll war und die Trennung für ihn einen schlimmen Verlust bedeutete, für mich jedoch Befreiung.
    Die Erklärung ist eigentlich ganz simpel, warum meine Tüte Liebe schon so schnell verbraucht wurde: Wir kamen zusammen, da war ich 17, er war 22. Er studierte bereits und hatte die großen persönlichen Veränderungsprozesse nach dem Abi schon längst hinter sich gebracht. Sein Leben plätscherte gemächlich vor sich hin, während bei mir nach dem Abitur die Veränderungen fontänenartig durch mein Leben schossen. Ich fing an zu studieren, lernte tolle neue Leute kennen, bewegte mich generell in einem ganz anderen und viel spannenderen Umfeld als zuvor und löste mich Stück für Stück von allem alten. Dazu gehörte leider auch unsere Beziehung. Auf einmal wirkte alles mit ihm so langweilig und dröge, und sowieso gab es in meiner Uni so viele interessante Jungs, die auf einmal mein Interesse weckten, und ich auch keine Gelegenheit ausließ, viel und gerne zu flirten. Von da an war klar, das mit Nummer fünf hält nicht mehr lange. Wir waren wie zwei Gleise, die 10.000 Kilometer parallel nebeneinander reibungslos herliefen. Aber ab Kilometer 10.001 trennte sich mein Gleis von ihm und fuhr in eine ganz andere Richtung weiter, während sein Gleis weiter der alten Strecke, schön geradeaus, folgte.
    Liebe ist letztlich auch immer eine Sache von Timing und äußeren Umständen. Mal passt es wunderbar, mal passt gar nichts mehr. Klar, ich hätte kämpfen können um unsere Liebe, hätte daran arbeiten können, dass trotz der vielen Veränderungen in meinem Leben noch Platz wäre für die Liebe mit Nummer fünf. Aber ist das Interesse einmal verloren gegangen, hat man überhaupt gar keine Lust, sich dafür anzustrengen, dass es wieder funktioniert. Deshalb frage ich mich auch immer wieder, wie Ehe-Therapien funktionieren sollen, wenn die Liebe einmal abhanden gekommen ist.
    Nun war also die Liebe zu Nummer fünf verschwunden. Im Nachhinein ist es auch gut, denn wir würden heute absolut nicht mehr zueinander passen. Er ist zu einem Vollwaschlappen geworden und würde mich mit seiner jammerigen Art nur noch zur Weißglut bringen. Und dabei war er mal alles für mich. Faszinierend finde ich deshalb, wie die Gefühle kommen und gehen. Heute ist nur noch das Wissen da, dass da mal eine ganz große Liebe war. Ich kann das Gefühl aber nicht mehr hervorrufen. Wenn ich Fotos anschaue, weiß ich, dass ich in diesen Momenten damals wahnsinnig glücklich und sowas von verliebt war, aber das Gefühl lässt sich einfach nicht mehr rekonstruieren. Es ist weg. Und übrig ist nur noch ein nüchternes und vergilbtes Schwarz-Weiß-Dokument in einer Schublade in meinem Herzen: „Hiermit wird bestätigt, dass das die große Liebe war.“ Aber wie eine Hochzeitsurkunde nichts darüber aussagt, was man während des Ja-Wortes fühlte, sagt auch dieses Dokument nichts

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