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Liebe, Sex und andere Katastrophen

Liebe, Sex und andere Katastrophen

Titel: Liebe, Sex und andere Katastrophen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Falkenberg
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der sich gerade in günstig-glücklich verlaufender große-Liebe-Anbahnungs-Phase befindet. Alles fühlt sich an wie in Zuckerwatte verpackt. Es waren Herbstferien, und so konnte ich mich ganz meiner Zuckerwattengefühlswelt hingeben. Die Zeit bis zu unserem nächsten Date verging elendig langsam, und Ungeduld und Sehnsucht zerrten an meinen Nerven.
    Dann endlich stand ich aufgeregt vor seiner Tür. Wir hatten uns zum gemeinsamen Kochen bei ihm zu Hause verabredet. Er wohnte mit seinen 22 Jahren noch zu Hause, zum Glück waren seine Eltern aber verreist und störten dementsprechend nicht. Ich hatte Rezept und Zutaten besorgt und wir legten los. Wir kicherten und alberten nur herum, wie wir überhaupt das Festmahl zustande gebracht haben, ist mir bis heute ein Rätsel. Als das Essen fertig war, hatte ich überhaupt keinen Appetit, obwohl der Hunger eigentlich groß war. Ich war so aufgeregt, mir war richtig schlecht. Mein Magen grummelte, aber ich brachte nur wenige Bissen herunter. Mir war heiß und mein Gesicht glühte. Wir beide saßen nun gleichermaßen appetitlos am Tisch, die dampfenden Teller vor uns, stocherten aber nur halbherzig mit unseren Gabeln im Essen herum. Stattdessen strahlten wir uns an, kicherten und waren schrecklich albern. Der Wein, fleißig eingeschenkt in großen Gläsern, tat sein Übriges zur ausgelassenen Stimmung dazu. Ich musste mich beherrschen, mich nicht völlig daneben zu benehmen. Ich fühlte mich schon sturzbesoffen, die Hitze, die Aufregung, das Grummeln im Bauch, die Verliebtheit, all das machte mir schwer zu schaffen. Dann ließen wir Dinner Dinner sein und machten uns auf in sein Zimmer im Dachgeschoss. Dort sanken wir, vom Wein völlig beduselt, auf seine dunkelbraune 70er-Jahre Cordcouch.
    Brav setzten wir uns nebeneinander. Wir wandten uns einander zu, ich lehnte mich lässig mit einem Ellenbogen auf die breite Couchlehne, und auch Nummer fünf tat das gleiche. Wir unterhielten uns weiter. Ich hatte große Mühe, meine Gesichtszüge unter Kontrolle zu halten, vom vielen Wein und dem vielen Kichern und Rumgealbere entglitten sie mir ständig, zumindest fühlte sich das so an. Dass ich nicht noch schielte, war ein Wunder. Aber auch er hatte ein Breitmaulfroschgrinsen am Start, seine Augen waren ganz klein, er hatte kinoreifes 16:9-Format eingestellt. Völlig beduselt realisierte ich noch, dass es heute kein Entrinnen gibt. Der erste Kuss lag in der Luft, die Spannung, wann denn nun endlich unsere Münder aufeinanderprallen sollten, war unerträglich. Und dann erwischte es uns doch: Der peinliche schweigsame Moment. Kein Kichern, kein Albern, nothing more to say. Ich hörte mich noch brabbeln „Jaja, der Wein, also der Wein …“, und dann küssten wir uns. Ganz einfach. Wir küssten uns. Von innerem unhörbarem Seufzen begleitet, machte sich Erleichterung in mir breit. Denn die Spannung war einfach nicht mehr zum Aushalten. Dieses Aneinanderrantasten, Umgarnen und Umzingeln der Beute bis zum erlösenden ersten Kuss ist jedes Mal eine nervliche Zerreißprobe. Erleichtert war ich auch, dass der Kuss spitzenmäßig war, bombastisch und wunderschön. `Puh, er kann großartig küssen, Gott sei Dank!` schoss es durch meinen Kopf. Das einzige, was mich etwas irritierte, war sein Gesichtsausdruck. Aus der Kussnähe betrachtet sah er auf einmal so merkwürdig aus. Wie ein bekifft grinsender Pekinese. `Sehe ich auch so bescheuert aus, wenn ich knutsche?` fragte ich mich doch leicht beunruhigt. Um den schönen Moment nicht durch meine Pekinesen-Wahnvorstellung zu zerstören, machte ich meine Augen einfach wieder zu. Gehört sich ja schließlich so für einen anständigen Kuss. Und vielleicht ist das auch der Grund dafür? Wir alle sehen beim Knutschen und, noch viel schlimmer, beim Sex schlicht und einfach so bescheuert aus, dass die Devise gilt: Augen zu und durch, Darling! Da der Pekinese nun aber ein hervorragender Küsser war, übertrumpften diese Qualitäten die kleinen äußeren Unzulänglichkeiten.
    Und wie gut der Pekinese roch! Auch so ein Kriterium für den Erfolg einer Liebe. Wenn mich der Geruch des anderen schier um den Verstand bringt, ich am liebsten in ihn hineinkriechen will, dann lohnt es sich weiter zu machen. Besonders schlimm sind diese Duft-Verzückungsanfälle morgens im Bett. Dann riecht der richtige Mann neben mir einfach zum Dahinschmelzen, nach Schlaf, nach Körperwärme und nach ganz besonders viel Bindungshormon Oxytocin, gegen das ich einfach machtlos bin

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