Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
zu wollen, doch Bock auf eine bombastische Riesen-Fete zu haben.
Da es einer guten Freundin zur damaligen Zeit ähnlich erging, beschlossen wir, uns nicht in unser tristes Single-Schicksal zu ergeben und über die Sylvester-Tage in Skiurlaub zu fahren. In einer Kurzfrist-Schnellschuss-Aktion trommelten wir eine kleine private 6köpfige Reise-Gruppe bestehend aus mehr oder weniger bekannten Freunden zusammen und buchten uns in eines der noch wenig verfügbaren Hotels ein. Einer der Teilnehmer unserer lustigen Truppe war ein guter Freund der guten Freundin. Der Urlaub war eine kleine Katastrophe. Das Hotel war eine völlig ab vom Schuss gelegene Jugendherberge, unser Zimmer war mit 3 Stockbetten bestückt, die bescheidene Duschnische nur durch einen Vorhang abgetrennt. Mit uns logierten zahlreiche dümmliche Provinz-Vollspacken mit dem IQ eines Küchenschwamms in dem „Hotel“, Frühstück und Abendessen wurden wie im Ferienlager aus einer Essensausgabe gereicht. Herrlich, so soll Urlaub ein.
Für das beängstigende und noch bevorstehende Scheiß-Sylvester hatten wir per Zufall eine ganz besondere Location herausgefunden: Mitten im Wald auf 2000 Metern in einer Hütte sollte eine Party steigen, abgeholt würde man mit einer Pistenraupe, und runter würde man per Abfahrt mit Schlitten durch dunklen Winterwald rutschen. Klang prima, war sofort gebongt. Und bei diesem lustigen Hüttengaudi würde ich doch bestimmt irgendein halbwegs männliches Wesen dazu animieren können, mit mir ein bisschen rumzuknutschen. Die Vorstellung, ungeküsst ins neue Jahr zu starten, niemandem um Punkt 12 stürmisch um den Hals fallen zu können, machte mich völlig fertig. Bis dahin hatte ich immer einen Freund an meiner Seite. Und ist die Beziehung noch so Kacke, allein dafür, an Sylvester nicht allein wie eine blöde Frustkuh dastehen, den Tränenkloß nur mit 250ml Wodka herunterspülen und allen anderen beim sich um den Hals-Fallen und Happy-New-Year-Knutschen zugucken zu müssen, allein das ist jede Kack-Beziehung wert. Leider ging mein Plan nicht auf. Die Berghütte war zwar brechend voll, aber ich entdeckte nicht ein einziges männliches Wesen, mit dem ich auch nur annähernd hätte knutschen wollen. Viel schlimmer noch, ich war ja durchaus kompromissbereit und hätte einige Abstriche auf meiner Anspruchsliste gemacht, aber es war wie verhext, ich, die unangefochtene Flirtqueen des Jahrhunderts, schaffte es nicht, auch nur ein Fünkchen Aufmerksamkeit irgendeines anwesenden Typen zu erregen. Ich war Luft! Niemand nahm mich wahr. Ich quetschte mich absichtlich auf jedes Foto, nur um, Digital-Kamera sei Dank, sofort das Foto-Ergebnis checken zu können. Und siehe da, ich sah völlig normal aus, hatte keinen fetten Ekel-Pickel auf der Nase und aus meinen Ohren strömten auch keine abstoßenden gelblichen Flüssigkeiten. Was zum Teufel war also los? Es darf doch wohl nicht wahr sein, dass nicht mal der dicke hässliche Kellner zurück lächelte, den ich in meiner Verzweiflung schon anflirtete. Ich ging aufs Klo und betrachtete mich ratlos und frustriert im Spiegel: Ein hübsches normales Mädchengesicht blickte mir da entgegen, zurechtgemacht mit allerlei Sylvester-Super-MakeUp. Ich sah sogar um Klassen besser aus als die meisten anwesenden Damen, hielt ich mir in einer mir selbst vorgetragenen Revoluzzer-Trotz-Predigt vor. Aber es war einfach nichts zu machen. Ein unsichtbarer Elektroschock-Zaun schien mich zu umgeben. Jeder der mir näher kam, bekam wohl einen gewaltigen Bloß-Weg-von-der-die-schiebt-Single-Frust-Schlag. Anders konnte ich mir das nicht erklären.
Die Scheiß-Uhr zeigte irgendwann die Scheiß-Zwölf an. Während sich alle draußen vor der Hütte versammelten und das schon beschriebene schreckliche Sylvester-Ritual begingen – Happy-New-Year-Gekreische, Pseudo-Freudentaumel, Körper aneinander pressen – verkroch ich mich hinter der Hütte. Ich konnte den ganzen Jahreswechseltamtam der anderen einfach nicht ertragen. Ich setzte mich mit einem Sekt im Plastikbecher auf einen zugeschneiten Baumstumpf und bibberte mutterseelenallein ins neue Jahr hinein. Ich heulte und schluchzte und schniefte und starrte auf mein Handy ob mir irgendjemand eine wirklich lieb gemeinte Nicht-Sammel-Sylvester-SMS schicken würde. Vor allem hoffte ich, von Nummer sechzehn was zu hören, dessen zugehöriger Liebeskummer immer noch schlimm akut war. Natürlich blieb es nur bei der Hoffnung. Stattdessen schrieb mir Nummer neunzehn.
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