Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
Immerhin. Trotzdem tröstete mich seine Message überhaupt nicht. Ich kippte den eiskalten Sekt runter, starrte in die Dunkelheit und erfror fast in meinem Selbstmitleid. Irgendwann riss ich mich zusammen, trotz allen Frustes wollte ich nicht als schockgefrorene Schnapsleiche enden, und gesellte mich wieder zu den anderen. Immerhin, meine kleine Reisegruppe war besorgt wegen meines Verschwindens und war froh, dass ich wieder da war. Wir stießen noch einmal auf das neue Jahr an, und ich rang mir ein tapferes Happ-New-Year-Lächeln ab. An meiner Traurigkeit änderte aber auch die spätere nächtliche Wald-Schlittenfahrt nichts. Das war definitiv das beschissenste Sylvester ever. Ich schwor mir, sollte ich nächstes Jahr immer noch Single sein, dann würde ich mir einen Sylvester-Begleitmann mieten. Koste es was es wolle. Denn diese höllisch quälende Neujahrs-Single-Tortur werde ich definitiv nie wieder mitmachen.
Nun wartete das neue Jahr aber mit einer Überraschung auf, mit der ich so gar nicht gerechnet hatte, was ja nun mal auch das Naturell von Überraschungen ist. Besagter guter Freund der guten Freundin spielte dabei eine entscheidende Rolle, hallo Nummer zweiundzwanzig. Eigentlich war Nummer zweiundzwanzig mal wieder so gar nicht mein Typ. Er kam aus der dunkelsten Westfalen-Provinz. Auf die Gefahr hin, dass der westfälische Landesverband entrüstet und empört gegen die folgenden Aussagen protestieren wird: Westfalen sind die Sprödheit und Ödheit in Person. Das einzige, was sie können, ist, es auf spießigen Dorf-Festen so richtig krachen zu lassen. Nummer zweiundzwanzig war zwar durchaus lebhafter als der Durchschnitts-Westfale und ein Partykönig vor dem Herren, aber es war eben dieser schreckliche Mallorca-Ballermann-Proll-Habitus, den er inne hatte. Eine Schönheit war er nicht, er war etwas klein und dicklich und hatte ein Gesicht wie Feivel der Mauswanderer. Zu Nummer zweiundzwanzigs Eigenarten gehörte es, ständig und überall über Sex zu reden. Das machte mich nicht wirklich an, es war mir schlichtweg egal. Und auch sonst hatte ich während des gesamten Urlaubs keinerlei Interesse an ihm. Ich flirtete ihn nicht an, er flirtete mich nicht an, und keiner von uns schien auch nur annähernd auf diese dubiose und völlig absurde Idee zu kommen. Wir waren uns so gleichgültig, wie es nur ein Wasserglas neben einem anderen Wasserglas sein kann.
Als der schreckliche Urlaub endlich vorbei war, fuhr ich mit meiner Freundin und Nummer zweiundzwanzig per Auto nach Hause. Er fuhr, sie auf Beifahrersitz, ich hinten drin. Plötzlich war ich total rallig. Ohne Vorwarnung. Ich hatte so eine unbändige Lust auf Sex, es war kaum zum Aushalten. Und ich wollte auch partout nicht einfach bisschen exzessiv vor mich hin masturbieren, nein, ich wollte das volle ganze Programm, wollte ficken, aber so richtig, mit `nem echten Mann und `nem echten Schwanz dran. Dass Höhenluft anregend ist, ist ja bekannt, aber dass Höhenluft auch erregend ist, war mir neu. Jedenfalls hatte ich wohl eindeutig zu viel davon intus. Nun saß ich also da hinten in dem kleinen Auto drin und juckelte ungeduldig auf dem Rücksitz hin und her. Wie ein Junkie ging ich panisch meine ganze Männer-Kontaktliste durch: Wen würde ich kurzfristig und ohne Aufwand noch heute Abend in mein Bett und zwischen meine Beine bekommen? Der einzige, der mir einfiel, war Nummer sechzehn. Da wir mittlerweile im Sex-mit-dem-Ex-Status angelangt waren und uns sowieso regelmäßig nur zu diesem Zwecke trafen, fragte ich per SMS bei ihm an. Die Antwort kam prompt, nur leider stellte sich heraus, dass Nummer sechzehn noch im Urlaub war. Mist. Das Verlangen nach irgendeinem Kerl wurde immer diffuser, aber nicht weniger. Ich starrte nach vorne auf die vorbeibrausende Autobahn und blieb mit meinem Blick an Nummer zweiundzwanzigs Hinterkopf hängen. Dann krachte in meinem versexten Hirn die Erleuchtung hindurch: Mein Sex-Opfer sitzt genau vor mir! Er muss dran glauben. Warum bin ich nicht gleich auf die Idee gekommen? Nummer zweiundzwanzig laberte eh fast nie von was anderem als von Sex, also dürfte er sicher nichts dagegen haben, wenn ich ihn heute Abend mit nach Hause nehme. Wir waren beide spitz und beide unbefriedigte Singles, was also einen klassischen Fall von Notsex bedeuten würde.
Nur musste ich ihn nur noch in mein Bett kriegen. Zum Glück setzte er meine Freundin zuerst zu Hause ab. Dann erst mich, so dass wir eine Weile zu zweit und ungestört allein in
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