Liebe, Sex und andere Katastrophen: Meine abenteuerliche Suche nach dem Mann fürs Leben (German Edition)
Sex wurde sogar besser, und ich fing an, ihn doch irgendwie zu mögen. Trotzdem täuschte das nicht über die Tatsache hinweg, dass seine Küsse beschissen schmeckten. Uns war beiden klar, dass wir nur so ein Irgendwas hatten, wir hatten beide keine Ambitionen auf eine Beziehung. Es lief also halbwegs entspannt. Wenn wir mal Lust hatten, verabredeten wir uns, und jedes Mal sagte ich mir, dass das jetzt definitiv das letzte Mal gewesen sein sollte. Aber Pustekuchen. In Ermangelung an Alternativen musste ich eben doch immer mit Nummer dreiundzwanzig vorlieb nehmen. Lieber den Spatz in der Hand und so.
Ganz plötzlich aber ging es gar nicht mehr mit ihm. Von einem Tag auf den anderen konnte ich ihn und allein seine Anwesenheit nicht mehr ertragen. Wie ein See der plötzlich umkippt. Oder Milch, die plötzlich sauer ist. Gestern noch getrunken, heute sauer und flockig. Nummer dreiundzwanzig war ungenießbar geworden. Ich hatte mir den Magen an ihm verdorben. Vielleicht war es doch der die ganze Zeit unterdrückte Ekel vor seinen Küssen, der plötzlich hoch kam? Ich reagierte nicht mehr auf seine Mails, SMS und Anrufe. Wann immer ich ihn in der „Kantine“ sah, tat ich so, als würde ich ihn nicht sehen. Ich ignorierte ihn völlig. Ich sah seine Fragezeichen im Gesicht, hatte aber überhaupt keine Lust, ihm irgendwas erklären zu müssen. Er machte aber auch keinerlei Anstalten, meiner Ignoration ihm gegenüber auf den Grund zu gehen. Lethargisch ertrug er meine unausgesprochene Abfuhr. Wir hatten ja so theoretisch gesehen gar nichts, was erklärungsbedürftig war. Trotzdem hätte ich ihm ja wenigstens zu verstehen geben können, dass ich einfach keine Lust mehr habe. Kann ja vorkommen. Aber auch das widersträubte mir. Ich wollte einfach nicht. Ich zog das komplette Arsch-Programm durch.
Irgendwann kam Nummer dreiundzwanzig dann doch auf mich zu und verabschiedete sich von mir. Er würde woanders arbeiten und wir würden uns wohl nicht mehr sehen. Ich kommentierte das mit einem trockenen „Oh, dann viel Erfolg und alles Gute.“ Ungläubig starte er mich an. „Ich vermisse dich. Und ich vermisse uns“, legte er noch oben drauf und ging dann mit gesenktem Kopf davon. Erschreckenderweise hat mich das überhaupt nicht berührt. Berührt hat mich nur der Verlust unserer Kantinenflirtereien aus unserer Pre-Sex-Ära. Manchmal macht Sex eben doch so einiges kaputt. Schade.
Pumuckl
Was würde ich dafür geben, Nummer vierundzwanzig aus meiner Sexografie verbannen zu können. Diese Scheiß-Erinnerung an ihn soll in Kasachstan unter der Wurzel einer sibirischen Ulme verrotten, stinkende Elche und gackernde Schneegänse sollen drauf kacken, saurer Regen soll diese Stelle überfluten, und nicht mal gemeinstes Unkraut soll auf diesem Erinnerungsmisthaufen wachsen können. Was mich an Nummer vierundzwanzig besonders fuchsig macht, ist noch nicht mal die Tatsache, dass die Story an sich völlig überflüssig und der Kerl ein beherzter Griff ins Klo war, sondern vielmehr meine eigene saublöde Dämlichkeit, die ich während der Zeit mit Nummer vierundzwanzig an den Tag gelegt habe. Dass mir die unangenehme Sache mit Nummer vierundzwanzig überhaupt passiert ist, ist mir im Nachhinein unbegreiflich und zutiefst peinlich. Aber hinterher weiß man bekanntlich immer mehr, und aus Fehlern lernt man und klüger wird man ja nun auch. Trotzdem würde ich diese Geschichte nur zu gern auf dem Scheiterhaufen der unnötigen emotionalen Irrungen und Wirrungen rückstandslos verbrennen.
Ich muss unter dem Einfluss irgendwelcher mir heimlich in den Tee gekippter masochistische Züge weckender Hirn-Vernebelungs-Tropfen gestanden haben, als ich mich auf Nummer vierundzwanzig einließ. Anders kann ich mir diese Lachnummer nicht erklären. Nummer vierundzwanzig lernte ich, na klar, wo sonst, mal wieder im Job kennen. Er war Teil des Drehteams und wuselte seit einigen Tagen schon um mich herum. Ich fand ihn überhaupt nicht anziehend oder so, und er war schon mal gar nicht mein Typ: Klein, Glubschaugen, ein Gesichtsausdruck wie ein Fisch und dazu auch noch rote Haare. Eine gute Freundin, die das Drama mit ihm live miterleben konnte, gab ihm den Codenamen Pumuckl. Doch wie das eben immer so ist, je länger man mit jemandem Zeit verbringt und je spannender das ist, was man gemeinsam erlebt, desto interessanter und vertrauter wirkt der andere plötzlich. Und plötzlich fand ich die roten Haare nicht mehr schlimm, die Glubschaugen waren auf
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