Liebe, Stolz und Leidenschaft
ich bin dem Schicksal dankbar dafür, daß es diese Naivität manchmal mit etwas so großartigem wie Bryan belohnt."
"Du bist eine bemerkenswerte Frau", sagte Jared und meinte es.
Daß er das dachte, rührte Savannah und machte sie zugleich verlegen. "Nein, ich bin eine Frau, die Glück gehabt hat."
"Es war bestimmt nicht leicht für dich."
"Es muß nicht immer leicht sein."
Er dachte über ihre Antwort nach. Wahrscheinlich gehörte sie zu den Menschen, die die Dinge, um die sie kämpfen mußten, mehr schätzten als das, was ihnen in den Schoß fiel. Er konnte das gut verstehen.
"Was hast du getan, nachdem du von zu Hause weggegangen warst?"
"Nachdem ich fortgejagt worden war", verbesserte sie ihn. "Du brauchst es nicht zu beschönigen. Mein Vater ohrfeigte mich, nannte mich ... alles mögliche. Ich will es nicht wiederholen, wenn ich mit einem Mann in einem so schönen Anzug am Tisch sitze. Jedenfalls warf er mich aus dem Haus. Nun ja, ein richtiges Haus war es nicht."
Erstaunt stellte sie fest, daß Jared seine Finger zwischen ihre geschoben hatte. "Wir lebten in einem Wohnwagen."
Jared war entsetzt. Warum eigentlich? Er hatte von seinen Mandanten ähnliche, manchmal sogar schlimmere Geschichten gehört.
Aber daß Savannah mit sechzehn und einem Kind unter dem Herzen mutterseelenallein auf der Straße gestanden hatte, schockierte ihn zutiefst.
"Hattest du denn niemanden, zu dem du gehen konntest?"
"Nein, es gab niemanden. Die Familie meiner Mutter kannte ich nicht. Mein Vater hätte mich nach einem oder zwei Tagen vermutlich wieder aufgenommen. So war er.
Aber das, was er mir an den Kopf geworfen hatte, schmerzte mehr als die Ohrfeige.
Also packte ich meinen Rucksack, fuhr per Anhalter nach Oklahoma City und arbeitete als Kellnerin." Sie nahm ihr Glas. "Deshalb haben Cassie und ich uns wahrscheinlich auch gleich so gut verstanden. Wir wissen beide, wie es ist, den ganzen Tag auf den Beinen zu sein und Leute zu bedienen. Nur hat sie mehr daraus gemacht."
Sie läßt eine ganze Menge aus, dachte Jared. Ihr Weg hierher war mit Sicherheit viel länger und beschwerlicher gewesen, als sie es klingen ließ. "Und wie bist du vom Kellnern in Oklahoma City dazu gekommen, Kinderbücher zu illustrieren?"
"Über ein paar Umwege." Sie lehnte sich zurück und lächelte. "Du würdest dich wundern, was ich so alles gemacht habe." Ihr Lächeln wurde noch strahlender, als er eine skeptische Miene aufsetzte. "Oh doch, das würdest du."
"Zum Beispiel?"
"Ich habe irgendwelchen Säufern in einer Kneipe in Wichita ihre Drinks serviert."
"Wenn du mich schockieren willst, mußt du mehr als das bieten", sagte er.
"Dann habe ich in einer Striptease-Bar in Abilene gejobbt." Schmunzelnd nahm sie ihm das Zigarillo ab, das er sich gerade anstecken wollte. "Das macht dich nachdenklich, was?"
Jared riß das Streichholz an und gab ihr Feuer. "Du warst Striptease-Tänzerin?"
"Erotik-Tänzerin." Sie blies den Rauch aus. "Du bist schockiert."
"Ich bin ... fasziniert."
"Hm... Nun ja, zügle deine Phantasie. Ich habe mich nie ganz ausgezogen. Manche Frauen tragen am Strand weniger, als ich damals auf der Bühne getragen habe, aber ich bin dafür bezahlt worden. Nicht sehr gut allerdings." Sie gab ihm das Zigarillo zurück. "Ich verdiente mehr Geld damit, für die anderen Mädchen Kostüme zu entwerfen und zu nähen, als damit, meine eigenen auszuziehen. Also gab ich meine Bühnenkarriere auf."
"Ich glaube, du läßt eine Menge aus, Savannah."
"Stimmt." Er brauchte nicht alles zu wissen. "Sagen wir, mir gefiel die Arbeitszeit nicht. Danach habe ich kurz bei einer Show mit Hunden und Ponys gearbeitet."
"Mit Hunden und Ponys?"
"Bei einem kleinen Wanderzirkus. In New Orleans habe ich Bilder von den Bayous und Straßenszenen verkauft und Touristen porträtiert. Das war schön. Tolles Essen, tolle Musik."
"Aber du bist nicht in New Orleans geblieben."
"Ich bin nirgends lange geblieben. Aus Gewohnheit. Als ich gerade mal wieder rastlos wurde und weiterziehen wollte, hatte ich Glück. Eine Touristin, die sich von mir zeichnen ließ, war Schriftstellerin. Sie schrieb Kinderbücher und hatte gerade ihre Illustratorin gefeuert. Künstlerische Meinungsverschiedenheiten, sagte sie. Meine Arbeit gefiel ihr, und sie machte mir ein Angebot. Ich sollte ihr Manuskript lesen und ein paar Bilder dazu entwerfen. Wenn ihr Verleger meine Bilder mochte, würde ich den Job bekommen. Ich hatte also nichts zu verlieren."
"Du hast den Job
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