Liebe - stürmisch wie Herbstwind
hörte er Stimmen. Er trat ans Fenster. Samantha war nicht, wie er vermutet hatte, in ihrem Zimmer und schlief, sondern stand draußen mit einem fremden Mann, sicher einem Gast des Hotels. Da sie warm angezogen war, war sie sicher inzwischen in der Cafeteria des Haupthauses zum Frühstück gewesen, wahrscheinlich doch mit ihrem neuen Freund, dem Arzt, und hatte sich dann von diesem Mann nach Hause bringen lassen.
Als sie hell auflachte, biss Blake wütend die Zähne zusammen. Der Kerl war in den Vierzigern und wirkte nicht sehr vertrauenerweckend. Und mit so jemandem flirtete sie auch noch! War sie wirklich so naiv, was Männer betraf? Je eher er ihr zeigte, was ein richtiger Mann war, desto besser.
„Sieh dir das an“, sagte Gavin, der direkt hinter ihm stand. „Jemand anderes scheint auch sehr beschäftigt zu sein.“
Blake warf ihm einen wütenden Blick zu, dann riss er die Haustür auf. Wenn Samantha unbedingt flirten musste, dann, bitte schön, mit ihm.
„Wie wäre es mit einer kleinen Spazierfahrt?“, hörte er den Mann sagen. „Vielleicht könnten wir in der Stadt irgendetwas zum Mittag essen? Was meinen Sie?“
„Ich …“
„Entschuldigen Sie, aber daraus wird nichts.“ Blake trat vor die Tür. „Tut mir leid, Samantha, aber ich brauche Sie im Büro. Sie müssen ein paar wichtige Telefonanrufe für mich erledigen.“
Samantha stützte die Fäuste in die Hüften und sah Blake empört an. „Aber heute ist Sonntag, da sind die meisten Büros sowieso nicht besetzt. Wir sollten bis morgen warten.“
Am liebsten hätte er sie daran erinnert, dass es ihm am Vorabend ein Leichtes gewesen wäre, sie in sein Bett zu locken. Ganz sicher wäre sie dann jetzt nicht so aufmüpfig. „Vielleicht. Aber wir haben noch genug Unerledigtes im Büro, wobei ich Ihre Unterstützung brauche. Und zwar heute.“
„Soll das bedeuten, dass ich den ganzen nächsten Monat keinen Anspruch auf Freizeit habe?“
„Genau.“ Er wandte sich um, um wieder ins Haus zu gehen, blieb dann aber stehen, weil sie ihm nicht folgte. „Kommen Sie?“
„Gleich. Ich komme gleich!“
Gavin warf dem Bruder noch einen amüsierten Blick zu und sprang dann die Eingangsstufen hinunter. „Bis später dann!“
Blake ging ins Haus. Er zählte bis zehn, und als Samantha nicht aufgetaucht war, trat er ans Fenster. Immer noch stand sie mit dem Mann zusammen, offenbar hatten sie sich viel zu erzählen … Sie lachte und wirkte vollkommen entspannt, und plötzlich fiel ihm etwas auf. Auch mit dem Arzt war sie ganz sie selbst gewesen, freundlich, entspannt und überhaupt nicht nervös, während sie bei ihrer kurzen Begegnung in der vergangenen Nacht vor Erregung zu zittern schien. Was konnte er daraus schließen? Dass sie mit Männern flirtete, die ihr nicht gefährlich werden konnten? Das hieß, die ihr eigentlich nichts bedeuteten. Dieser Gedanke erfüllte ihn mit Genugtuung, ja, geradezu mit Erleichterung.
Ihm gegenüber war sie dagegen nervös und unsicher. Das konnte doch nur bedeuten, dass sie für ihn etwas empfand, was sie nur mühsam unter Kontrolle halten konnte. Und wenn diese Zurückhaltung erst einmal überwunden war, dann würde sie ihr Verlangen nicht mehr verheimlichen können. Genau davor hatte sie Angst. Aber wie weit würde sie gehen, um ihre Sehnsucht nach ihm zu unterdrücken? War ihr bewusst, in welche Gefahr sie sich begab, wenn sie so offen mit diesen beiden Männern flirtete?
Da musste dringend etwas geschehen. Entschlossen zog Blake sich eine warme Jacke an, griff nach den Autoschlüsseln und lief die Eingangsstufen hinunter. „Mir ist da etwas sehr Wichtiges eingefallen“, sagte er. „Sie müssen sofort mit mir kommen. Tut mir leid, Mister … Ich muss dringend etwas mit meiner Assistentin besprechen.“
„Aber Blake …“, setzte sie an.
„Das duldet keinen Aufschub“, sagte er knapp, ergriff sie beim Ellbogen und schob sie in Richtung seines schwarzen Cadillacs.
Sie schaffte es gerade noch, dem verblüfften Mann zuzurufen: „Ich melde mich bei Ihnen, wenn ich wieder zurück bin, Ralph.“
„Pah!“, machte Blake nur, während er den Wagen aufschloss.
„Was sollte das denn?“, zischte Samantha ihm wütend zu.
„Ich hoffe, Sie kommen nicht auf die Idee, mit diesem Ralph auszugehen. Der Kerl könnte ja Ihr Vater sein.“
Wenn das nicht Eifersucht war … Samantha unterdrückte ein triumphierendes Lächeln. „Vielleicht finde ich ältere Männer besonders interessant.“
Er warf ihr einen
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