Liebe um Mitternacht
dieses Haus hier verlasse, wird er ganz einfach verschwinden, genauso wie eine dieser geisterhaften Erscheinungen, die bei einer Seance so beliebt sind.«
Sie setzte sich ganz plötzlich hin, alles in ihrem Kopf drehte sich. »Gütiger Himmel. Sie haben mir einen falschen Namen genannt?«
»Jawohl. Würden Sie so freundlich sein und mir eine Antwort auf eine allerletzte Frage geben?«
Sie zwinkerte mit den Augenlidern und kämpfte immer noch um ihre Fassung und darum, ihre verwirrten Gedanken zu ordnen. »Was für eine Frage?«
Er hielt das Blatt Papier hoch, das er von ihrem Schreibtisch genommen hatte. »Warum zum Teufel haben Sie sich all diese Notizen gemacht?«
»Ach die.« Bedrückt betrachtete sie die Notizen auf dem Blatt Papier, das er noch immer in der Hand hielt. »Ich bin Schriftstellerin, Sir. Meine Romane werden im
Flying Intelligencer
als Serie veröffentlicht.« Sie hielt inne. »Vielleicht lesen Sie diese Zeitung ja?«
»Nein, das tue ich nicht. Wenn ich mich recht erinnere, ist es eine dieser extrem ärgerlichen Zeitungen, die von Sensationen leben.«
»Nun ja…«
»Die Art von Zeitung, die nur Nachrichten druckt, die sich mit Skandalen und entsetzlichen Verbrechen beschäftigt, um die Aufmerksamkeit der Leser zu erregen.«
Sie seufzte. »Ich nehme an, Sie ziehen die
Times
vor.«
»Jawohl.«
»Das überrascht mich nicht, nehme ich an«, murmelte sie. »Sagen Sie mir, finden Sie es nicht recht langweilig, diese Zeitung zu lesen?«
»Ich finde sie korrekt und verlässlich, Mrs. Fordyce. Es ist genau die Art von Zeitung, die ich bevorzuge.«
»Natürlich ist es das. Wie ich schon sagte, der
Flying Intelligencer
druckt meine Romane. Ich bin vertraglich dazu verpflichtet, meinem Herausgeber, Mr. Spraggett, jede Woche ein neues Kapitel abzuliefern. Ich hatte einige Probleme mit einem der Charaktere, Edmund Drake. Er ist für die Geschichte sehr wichtig, aber ich hatte Schwierigkeiten, ihn richtig zu Papier zu bringen. Sein Charakter ist noch ziemlich vage, fürchte ich. Er braucht noch ein wenig deutlichere Züge.«
Er zögerte, wirkte in gewisser Weise fasziniert, aber vielleicht auch verwirrt. »Sie haben sich Notizen über meine Erscheinung gemacht, damit Sie dann diese dem Helden Ihrer Geschichte geben können?«
»Um Himmels willen, nein«, versicherte sie ihm und winkte ab. »Wie kommen Sie denn auf diesen Gedanken? Edmund Drake ist nicht der Held meiner Geschichte. Er ist der Bösewicht des Stückes.«
3
Aus irgendeinem vollkommen unverständlichen Grund ärgerte er sich darüber, dass sie ihm die Rolle des Bösewichtes zugedacht hatte.
Adam Hardesty grübelte auf dem Weg zurück zu seinem Haus am Laxton Square über die entsetzliche Begegnung nach, die er gerade mit der unerwartet sehr attraktiven Mrs.
Caroline Fordyce gehabt hatte. Er wusste sehr wohl, dass die Meinung, die diese Lady von ihm hatte, ganz am Ende der Liste all seiner Probleme stehen sollte, ganz besonders nach den sich rasch vermehrenden Schreckensmeldungen, die er unter Kontrolle zu halten versuchte.
Dennoch ärgerte er sich über die Tatsache, dass Caroline Fordyce ihn als ausgezeichnetes Vorbild für einen Bösewicht gehalten hatte. Seine Eingebung sagte ihm, dass nicht allein der
wilde Gesichtsausdruck
schuld daran war, dass sie eine so schlechte Meinung von ihm hatte. Er hatte den deutlichen Eindruck, dass Mrs. Fordyce Männer von seinem Stand nicht sehr hoch einschätzte.
Sie hingegen hatte sich sofort seinen wenn auch vorsichtigen Respekt erworben. Ein Blick in ihre intelligenten, neugierigen und äußerst hübschen braunen Augen hatte ihm verraten, dass er es mit einem großartigen Gegner zu tun hatte. Er hatte sich vorgenommen, in seinem Umgang mit dieser Lady sehr vorsichtig zu sein.
Doch leider war Respekt nicht die einzige Reaktion, die Caroline Fordyce in ihm hervorgerufen hatte. Sie hatte gleich beim ersten Anblick all seine Sinne gefangen genommen. So erschöpft er auch nach der langen Nacht seiner vergeblichen Nachforschungen gewesen war, hatte er doch sofort auf sie reagiert, auf eine sehr körperliche, äußerst beunruhigende Art und Weise.
Verdammt. Er konnte diese Art von Komplikation überhaupt nicht brauchen. Was zum Teufel war nur mit ihm los? Selbst als junger Mann hatte er sich nur sehr selten von seinen Leidenschaften führen lassen. Schon vor langer Zeit hatte er gelernt, dass Selbstbeherrschung der Schlüssel zum Erfolg war, sowohl auf den Straßen als auch in der genauso
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