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Liebe und andere Parasiten

Liebe und andere Parasiten

Titel: Liebe und andere Parasiten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Meek
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betrügen und sich reingewaschen zu fühlen, wenn er voll Liebe zu ihr zurückkehrte.
    »Du kannst uns beim Pflücken helfen, wenn du schon mal hier bist«, sagte Karin. Sie drehte ihm den Rücken zu und fuhr mit dem Ernten fort.
    Ritchie legte die Gitarre hin, verschränkte die Arme und summte ein Lied, während er langsam Kreise zog und mit den Zehen über das Gras strich. Er beugte den Kopf und hielt Ausschau nach etwas Silbernem, blickte aber alle paar Sekunden auf, um sich zu vergewissern, dass Karin nicht schaute.
    Ruby kam mit einer Handvoll Blätter zu ihm. »Mum, Dad hat Schokoladenpudding gegessen«, sagte sie. »Warum dürfen wir keinen?«
    »Das ist nicht gut für euch«, sagte Karin, ohne sich umzudrehen. »Das gibt es nur mal ausnahmsweise zum Naschen.«
    »Warum darf Daddy naschen und wir nicht?«
    »Daddy erlaubt sich das selbst.«
    Ritchie sah eine Gelegenheit. »Wir können alle Schokoladenpudding essen«, verkündete er, »wenn wir mit der Ernte fertig sind.« Das Wort »Ernte« wird Karin gefallen, dachte er. Es hörte sich an, als machte die Familie etwas Reelles zusammen, im Einklang mit der Natur und den Jahreszeiten.
    Ruby kniete sich neben ihren Vater ins Gras und fing an, Blätter auf das gerinnende Blut an seinem Bein zu drücken. Sie runzelte vor Konzentration die Stirn. Ritchie fühlte sich an den Ausdruck auf Nicoles Gesicht erinnert, in einer ganz bestimmten Situation. Ihm zog sich alles zusammen. »Ruby, Liebes, jetzt geht’s schon viel besser«, sagte er. »Geh und hol Daddy eine leckere Mirabelle.«
    »Ich hab eine«, sagte Ruby. Sie fasste in die Brusttasche ihres Jeanskleides und hielt ihm eine harte, kleine grüne Mirabelle hin. Er nahm sie und rollte sie in der Hand.
    »Danke, mein Schatz, aber die ist noch nicht reif«, sagte er.
    »Iss sie!«, sagte Ruby. Sie lachte. »Los, mach! Du musst sie essen!«
    »Ich dachte, du magst die unreifen«, sagte Karin. Sie trat auf ihn zu. Von dem schweren Korb voller Früchte, den sie trug, traten an ihrem rechten Unterarm die Muskeln unter der braunen, geäderten Haut hervor.
    Ritchie stand auf. Er biss in die straffe Haut der Mirabelle, nagte ein Stück des herben Fleischs ab und zerkaute es.
    »Ausgezeichnet«, sagte er. Er zwang sich, nicht den Mund zu verziehen und das Häppchen auszuspucken.
    3
    Ritchie fand seinen Sohn unter der Eibe. Auf die Ellbogen gestützt, lag er bäuchlings im Gras und drosch mit den nackten Unterschenkeln in die ungemähten kühlen Halme im Schatten des Baumes. Kopf und Rumpf lagen in der Sonne. Er hatte ein Gerät in der Hand. Ritchie beschleunigte seine Schritte.
    Im Näherkommen erkannte er, dass Dan gar nicht Nicoles obszöne Anmachen las. Er spielte auf seinem Nintendo. Ritchie setzte sich im Schneidersitz ein Stück vor ihm auf den Boden. Dan blickte nicht auf, solange Ritchie nichts sagte. Seine roten Lippen formten einen feuchten Flunsch. Er hatte sich mit dem Vorsatz dort hingelegt, sich suchen zu lassen. Ritchie überlegte, ob er in Dans Alter auch so dicke Arme gehabt hatte. Brauchte der Junge ein Fitnessgerät?
    »Du magst es auch nicht, wenn jemand, ohne zu fragen, in dein Zimmer kommt«, sagte Ritchie.
    »Das ist was anderes. Ich hab Geheimprojekte«, sagte Dan.
    »Tja, vielleicht habe ich ja auch Geheimprojekte.« Kaum war es heraus, wusste Ritchie, dass er das nicht hätte sagen sollen.
    »Was für Geheimprojekte?«, fragte Dan und sah Ritchie mit einem Ausdruck von Neugier an, der so karinähnlich war, dass er sich umschaute, ob seine Frau sich vielleicht an sie herangestohlen hatte.
    Ritchie beugte sich näher zu Dan und senkte die Stimme, sodass Dan bei dem Ton interessiert aufblickte.
    »Du willst auch nicht, dass jemand bei dir ins Zimmer reinplatzt und dich ohne was an sieht«, sagte er.
    Dans Schultern zuckten, er lachte verlegen und versteckte das Gesicht hinter dem Nintendo. »Ist mir egal!«, sagte er. Seine blauen Augen lugten über das Gerät, und rechts und links wölbten sich seine grinsenden Backen.
    »Na, mir nicht!«, sagte Ritchie und boxte Dan leicht an die Schulter. »Ich will nicht, dass du reinkommst und mich ohne was an siehst!« Dan rollte sich lachend auf den Rücken, machte Ekelgeräusche und streckte die Zunge heraus. Er ist in Ordnung, dachte Ritchie. Er wird seinen Weg gehen. Ritchie fragte sich manchmal, ob Dan in der Schule gemobbt wurde, aber in dem Jungen steckte ein Mann, auch wenn es einiges kosten würde, ihn zum Vorschein zu bringen. Ritchie fragte Dan, ob

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