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Liebe und andere Schmerzen

Liebe und andere Schmerzen

Titel: Liebe und andere Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrg. Jannis Plastargias
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irgendwo in der Ferne, vertraute Geräusche, die Olga langsam zur Ruhe kommen lassen. Sie wird langsamer, schöpft wieder Luft, und lässt sich schließlich auf dem weichen Waldboden nieder. Sie fühlt sich unsagbar erschöpft und müde.
    »Nur für einen Moment hinlegen …«, sagt sie sich und als sie das daunenartige Moos unter ihrem Kopf spürt, und den leicht modrigen, waldigen Geruch in der Nase hat, ist sie auch schon eingeschlafen.
    Je näher sie dem Haus der Eberts kommt, desto langsamer werden Annas Schritte. In den langen Schulstunden am Vormittag hat sie endlich den Entschluss gefasst, Olga anzusprechen, zu fragen, was los mit ihr ist, und vielleicht zu fragen, wann sich das denn mit dem Kaffee machen lässt, den sie ihr für die Mathehilfe versprochen hat. Doch weder in den Pausen noch direkt nach Schulschluss hat sie den Mut aufgebracht – Olgas mürrischer, verschlossener Gesichtsausdruck schreckt sie gehörig ab. Mit sehnsüchtigem, verstohlenem Blick sieht sie ihr hinterher, als sie aus der Schule läuft und um die Ecke verschwindet. Seit Tagen geht das so, nie ergibt sich eine Gelegenheit, mit ihr zu sprechen, nie schaut sie auch nur in Annas Richtung, nie lächelt sie. Nicht mal mit Hannah wechselt sie auch nur ein Wort. Anna grübelt und grübelt, studiert verträumt die braunen, langen Locken, die Olga sanft über die Schulter fallen, ihr schmales Profil, die feingliedrigen Hände, die nervös mit einem Kuli spielen und rätselt, was hinter Olgas in Falten gelegter Stirn bloß vorgehen mag. Und schon wieder ist ein Schultag vorbei, ohne dass sie endlich den entscheidenden Schritt nach vorne gewagt hat. Es reicht! – denkt Anna, und tritt den Weg in die Goethestraße an. Als Vorwand, falls Olgas Eltern oder Geschwister die Tür öffnen, hat sie ja immer noch die aktuellsten Mathehausaufgaben, bei denen sie Olga um Hilfe bitten könnte. Nun ist sie fast da, und ihr Herz rast, die Hände sind verschwitzt, zaghaft nähert sie sich dem Gartentörchen, bleibt stehen.
    Weitergehen wäre jetzt peinlich, falls mich jemand gesehen hat –denkt sie verzweifelt. Auf ihr Klingeln öffnet Frau Ebert die Tür.
    »Ich äh, wollte zu Olga …«, stottert Anna. Frau Eberts Gesicht zieht sich in Falten.
    »Olga ist noch nicht von der Schule zurück. Wahrscheinlich streunt sie mal wieder im Wald da oben herum, weiß Gott, was sie da macht!«
    Verdutzt blickt Anna sie an: »Im Wald?!«
    Frau Ebert nickt resigniert und erklärt Anna, dass hinter ihrem Haus ein kleiner Pfad den Hügel hinauf in den Wald führt, dass Olga gerne dort oben spazieren geht, ganz alleine, oder vielleicht auch mit David, wer weiß, was die beiden dort treiben. Frau Ebert traut dem Ganzen überhaupt nicht, doch Olga, so dickköpfig und eigenbrötlerisch, lässt sich ja nichts sagen! Ein eiskalter Stich durchzieht Annas Magen, als sie Davids Namen hört. Vielleicht ist das der Grund für Olgas schlechte Laune? Sie verabschiedet sich schnell und wie in Trance von Olgas Mutter, und tritt, unfähig einen klaren Gedanken zu fassen, langsam, zögernd, den Weg Richtung Wald an.
    Falls Olga da oben wirklich mit David ist, müssen sie mich ja nicht sehen ... ich muss nur wissen, wo sie ist, ob das stimmt mit David ...
    Schnell findet sie den Pfad, der sich steil den Hang hinaufschlängelt, schon ist sie oben im Wald, und ratlos stolpert sie über Wurzeln, herumliegende Äste und große, ausufernde Farne. Wo ist Olga? Anna lauscht. Kein Laut ist zu hören. Nach ihr zu rufen, traut sie sich nicht. Zugleich hat sie Angst, sich zu verirren. Einige Minuten lang verharrt sie hier in Sichtweite des Waldrandes, ringt mit sich – weitergehen, Olga suchen oder umkehren?
    Jetzt bin ich schon so weit gekommen, da kann ich auch genauso gut versuchen, sie zu finden ...
    Ein Rascheln lässt Olga zusammenzucken. Sie sitzt an ihrem Lieblingsfelsen und starrt gedankenverloren in die Ferne, benommen von dem kurzen Schlaf im Wald. Was war das? Ein Tier? Alarmiert dreht sie sich um und blickt zu ihrem maßlosen Erstaunen in Annas Gesicht.
    »Was machst du denn hier?«, stammelt sie verwirrt. Annas Anblick macht sie noch benommener, als sie sowieso schon ist.
    »Ich ... ich bin auf der Suche nach dir, wegen den Matheaufgaben ...«
    Anna ist nicht minder verwirrt. Nachdem sie eine ganze Weile lang ziellos durch den Wald geirrt ist, hat sie nicht mehr ernsthaft damit gerechnet, Olga tatsächlich noch zu finden.
    »Was machst du hier eigentlich?«, fragt sie Olga.
    »Sitzen

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