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Liebe und andere Schmerzen

Liebe und andere Schmerzen

Titel: Liebe und andere Schmerzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hrg. Jannis Plastargias
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... nachdenken ...«, kommt es vage zurück.
    »Kann ich mich dazusetzen? Ist schön hier!«
    Während Olga vor Verwirrung nicht weiß, was sie sagen soll, und nur stumm nickt, fängt Anna zu plappern an.
    Oh Gott, ich rede nur Mist, sie muss mich für völlig bekloppt halten– denkt sie und hält einen Augenblick inne.
    Olgas Hände sind in den steinigen Untergrund gekrallt, ihr Mund ist schnurgerade zu einem Strich gezogen.
    »Wenn es etwas gibt, was dich belastet, kannst du es mir gerne erzählen«, bietet Anna an. Schweigen.
    »Ist es vielleicht wegen David?«
    Ein Schuss ins Blaue, ein Wagnis, das zu fragen. Annas Herz klopft schneller, sie fürchtet die Antwort. Erschrocken blickt Olga sie an.
    »Wieso? Hast du ihn gesehen? Hat er mit dir gesprochen?«
    Immer noch klingt Davids »Lesbe« in ihr nach, lässt Schamesröte in ihrem Gesicht aufsteigen, und Annas aufmerksamer Blick macht das Ganze noch schlimmer.
    »Nein, wieso? Bist du mit ihm zusammen?«
    Kopfschütteln.
    Anna schöpft Mut, wagt sich weiter nach vorne: »Wärst du gern mit ihm zusammen?«
    Keine Reaktion.
    Anna wartet, folgt Olgas Blick hinaus auf die Landschaft, auf die Berge, auf das Tal.
    Kopfschütteln.
    Gottseidank – seufzt Anna innerlich auf und spürt, wie der Eisklumpen aus Angst, den Frau Ebert mit der Erwähnung von Davids Namen vorhin ausgelöst hat, zusammenschmilzt. Verstohlen beobachtet sie Olga von der Seite. Die schaut stur geradeaus, sie sieht unglücklich aus, und angespannt.
    Ich möchte sie so gerne in den Arm nehmen ...
    Schweigend sitzen die beiden nebeneinander. Olga knetet ihre schweißnassen Hände, sie weiß nicht ein noch aus. Annas Nähe macht sie nervös, unsicher, ängstlich. Doch trotzdem fürchtet sie nichts mehr, als dass Anna aufstehen und gehen könnte. Zugleich grübelt sie darüber, was Anna von David weiß. Hat er sie getroffen? Hat er ihr von ihr, Olga, erzählt? Hat er ihr das mit der »Lesbe« erzählt?
    Warum ist Anna eigentlich hier? Was will sie von mir?
    »Was ist mit dir, Olga?«, hört sie jetzt Annas leise Stimme ganz nah neben sich und spürt ihre Hand, die sanft über ihren Rücken streichelt. Sie kann sie nicht ansehen.
    »Du kannst mir alles erzählen. So schlimm ist es bestimmt nicht ...«
    »Doch«, murmelt Olga und presst die Lippen zusammen. Jetzt bloß nicht losheulen.
    »Nein, ganz bestimmt nicht«, redet Anna tröstend auf sie ein.
    Olga antwortet nicht.
    Anna streichelt sie weiter. Die Berührung lässt Olga erzittern, ihr Herz pocht schnell und aufgeregt.
    »Was ist es?«, flüstert Anna noch einmal. Olga kann nicht mehr, stützt den Kopf in die Hände, rauft sich die Haare.
    »Ich ... mag dich zu sehr ...«, mühsam bringt sie die Worte heraus.
    »Oh ...«
    Anna kann es kaum glauben. Sie streicht Olga übers Haar, rückt langsam näher an sie heran, sieht sie aufmerksam an. Olga hält ihr Gesicht vor Scham und Angst in den Händen vergraben.
    »Ich mag dich auch sehr«, sagt Anna da und berührt vorsichtig Olgas Hände. »Das ist nichts Schlimmes, weißt du?«
    Sachte zieht sie Olgas Hände zur Seite, sieht ihr in die Augen.
    »Es ist okay ...«
    Olga sieht sie fragend und zweifelnd an.
    »Ja, wirklich! Lass dir bloß nicht das Gegenteil von irgendjemandem einreden! Du darfst lieben, wen du willst, das ist allein deine Sache und daran ist nichts Schlimmes oder Falsches!«
    Anna lächelt sie an, und Olga lächelt schüchtern zurück. Der Moment dehnt sich aus, wird lang und länger, und Olga vergisst alles um sich herum, versinkt in Annas blauen Augen. Und dann spürt sie Annas weiche Lippen auf ihren eigenen, spürt die sanfte Berührung ihrer Zunge, und stellt überrascht fest, dass es ganz anders ist als mit David, viel schöner, viel zärtlicher, einfach wunderbar.
    Alles ist leicht. Olga schwebt durch den Tag, fühlt sich ganz anders als sonst, wie wenn sie fliegen könnte.
    »Irgendwas ist doch mit dir, ich sehe es dir an der Nasenspitze an«, rätselt Hannah, mit der sie sich mittlerweile wieder versöhnt hat.
    Olga schafft es nicht, ein Lächeln zu unterdrücken, aber mehr lässt sie sich von Hannah nicht an Informationen entlocken. Anna sitzt auf der anderen Seite des Klassenzimmers, und Olga muss sich schwer zusammenreißen, um nicht ständig hinüberzusehen. In Mathe, ihrem Lieblingsfach, verliert sie schon nach fünf Minuten den Faden und sinnt lieber über Anna nach, und darüber, was das eigentlich ist, was passiert ist, und vor allem darüber, was jetzt werden soll. Sie

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