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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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Mieringer hat danach bei der Lizenzen-Tussi von Bloomsbury angerufen – und du wirst nicht glauben, was sie dabei herausgefunden hat: Marlene war dort keineswegs Lektorin, wie es in ihrer Bewerbung stand. Sie war Empfangsdame! Die hat ihre ganze Biografie erfunden!«
    Trara, trara, trara! Es gibt Dinge im Leben, die sind einfach von Grund auf erfreulich.
    » Demzufolge ist sie auch keine Enkelin von Max Planck?«, frage ich.
    » Doch, das schon«, sagt Beatrice mit ernstem Gesicht.
    » Ach so«, sage ich, ein bisschen enttäuscht.
    » Aber nicht von Max Planck, dem Physiker«, sagt sie und schlägt vergnügt auf die Tischplatte, » sondern von Max Planck, dem ehemaligen Vorsitzenden des Stuttgarter Gymnasiallehrerverbandes!«
    Wir bekommen einen Lachanfall, und ich kann erst aufhören, als ich vor lauter Tränen nichts mehr sehe.
    » Hammerlustig«, fasse ich zusammen, als ich endlich wieder Luft kriege.
    » Und jetzt du«, sagt Beatrice.
    » Ich?« Ich werde wieder ernst.
    » Ja. Was machst du hier in Hamburg? Ich dachte, du hast ein Café in Österreich aufgemacht?«
    Ein Café. In Österreich. Ich frage mich, warum es eigentlich Gerüchte küche heißt, nicht Gerüchtezauberhut. Du gibst Auberginen, Tomaten und Zucchini hinein und holst nicht etwa Ratatouille wieder raus, sondern ein rotäugiges Kaninchen.
    » Na ja«, sage ich. » Jan hat mir meinen alten Job angeboten.«
    » Ehrlich? Das ist ja super! Dann kommst du wieder zu uns zurück!«
    » Nein, ehrlich gesagt, nicht.«
    » Aber warum bist du dann hier?«, fragt sie.
    Gute Frage. Was will ich hier, wenn Jan gar nicht da ist?
    Hm. Eine Idee hätte ich.
    » Ich wollte dich eigentlich nur fragen, ob ich etwas ausdrucken darf«, sage ich.
    Sie guckt überrascht. » Klar. Wie viel ist es denn?«
    » Nur eine Seite«, sage ich und zücke mein Handy.
    Keine fünf Minuten später spuckt der Laserdrucker in ihrem Büro ein Blatt Papier aus, 120 Gramm, DIN A4, vierfarbig.
    » What the fuck …«, sagt Beatrice, als sie einen Blick daraufwirft.
    Noch einmal zwei Minuten später hängt das Bild an Jans Bürotür, direkt auf Augenhöhe, sodass jeder, der daran vorbeigeht, es sieht.
    Verdammt, ich habe gar nicht gewusst, wie glücklich Rache machen kann.

31
    Huch, jetzt bin ich doch eingeschlafen, aber zum Glück hat mich das Knacksen aus den Lautsprechern wieder aufgeweckt. Ich blinzle vorsichtig aus dem Fenster – bin ich zu weit gefahren? Hoffentlich nicht! Doch da knistert eine männliche Stimme aus dem Lautsprecher: » Nächster Halt: Brenner.« Und gleich danach meldet sich eine weibliche Stimme, fröhlich und aufgedreht wie die Nachrichtensprecherinnen auf RAI : » Prossima fermata: Brennero.« Zum Glück!
    Es klingt, als würde Daisy Duck Disneyland ankündigen.
    Blöd nur, dass ich nicht in Ferienlaune bin.
    Als ich gestern Nachmittag den Schwarz Verlag verlassen habe, wusste ich erst nicht, wohin. Ich meine, ich wusste sehr wohl, dass ich am nächsten Tag zurück nach Südtirol fahren, einen neuen Koch suchen und Nick wegschicken würde, aber in diesem Moment? Ich bin ein bisschen durch Harvestehude gelaufen, habe mir die eleganten Stadthäuser und Villen angesehen, die manikürten Gärten und die Fenster, in denen paarweise Armani-Casa-Lampen stehen. Natürlich war Harvestehude nie mein Viertel gewesen, das nicht, aber ich hatte hier so lange gearbeitet und mich eigentlich immer wohlgefühlt. Doch plötzlich fühlte ich mich auf seltsame Weise fremd, wie ein Eindringling, und die Tore und Fenstersprossen und Buchsbaumhecken wirkten, als seien sie dazu da, Leute wie mich auf Abstand zu halten …
    Also lief ich zurück zu meinem Auto und fuhr zum Edelweiß, in der Hoffnung, dass Sarah gerade Pause hat und vielleicht einen Kaffee mit mir trinkt, oder einen Ramazzotti, wie früher. Aber Sarah war nicht da. Sie sei zum Großmarkt gefahren, sagte ein junger Koch, am Abend würde irgendein Patentanwaltsbüro für seine wichtigsten Klienten ein gesetztes Essen geben, es sei absolut Land unter. Ich fragte ihn, ob es okay sei, wenn ich auf sie warte, aber er lachte nur spöttisch auf und fragte, ob ich keine Augen im Kopf hätte. Hinter seinem Rücken hackten vier Mann mit einem Affenzahn Gemüse.
    Ich drehte mich um und ging. An das Hochgefühl, mit dem ich den Verlag verlassen hatte, konnte ich mich nur noch mit Mühe erinnern.
    Und nun? Was nun? Alte Freunde sehen? Aber die würden wissen wollen, wie es mir geht, und das war eine Frage, mit der ich mich nicht

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