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Liebe und Tod in Havanna

Liebe und Tod in Havanna

Titel: Liebe und Tod in Havanna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jérômel Savary
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worden.
    Für den Flug nach Paris gingen die Passagiere gerade an Bord.
    Jo beschloss mitzufliegen.
    »Geh bei Nieve vorbei, gib ihr die Geschenke und sag ihr, dass ich geschäftlich nach Paris musste«, sagte Jo zu Régis, seinem Stellvertreter, der soeben das Boarding beendete. »Vertritt mich eine Woche, dann übernehme ich für dich Weihnachten! Ist das ein Angebot?«
    »So gesehen, auf jeden Fall«, erwiderte Régis, der ohnehin keine Wahl hatte.
    Zwei Stunden später überflog Jo erneut Miami und warf einen Blick auf Long Beach. Der Himmel war unglaublich hell, als hätte der Wind ihn reingewaschen. Man konnte die rosa Neonlichter vom Strand erkennen, die in der Nacht flackerten. Dann flogen sie eine ganze Weile die Ostküste hoch, bevor sie den Atlantik überquerten.
     

 
     
     
    13
     
    D AS Z IMMER IM C RILLON
     
     
     
    Paris, November
     
    »Hallo Anne, hier ist dein Liebhaber!«
    »Wo bist du, Jo? In Havanna?«
    »Nein. Ich bin im Crillon, an der Place de la Concorde.«
    »Du bist verrückt!«
    »Das war immer schon mein Traum, ich habe Suite Nummer drei gemietet, weißt du, die, in der Cocteau und Marais wohnten, als Paris befreit wurde. Ich habe einen Sonderpreis bekommen, 3500 Francs die Nacht, das ist die Hälfte vom regulären Preis. Ich warte auf dich.«
    »Unmöglich, ich bin heute Abend verabredet!«
    »Dann morgen.«
    »Ich hab keine Lust. Es ist zu früh. Ich hatte ganz schöne Schwierigkeiten, Arthur zu erklären, warum mein ganzer Körper mit Knutschflecken übersät ist. Ich fühle mich nicht wohl dabei, Jo, ich glaube, ich habe eine Dummheit gemacht. Aber trotzdem, es war so schön, nicht?«
    »Eben, Anne, es war zu schön, und ich sterbe vor Lust, es zu wiederholen.«
    »Du bist wirklich ein Kind, Jo!«
    »Und du? Was bist du? Eine alte Frau? Na los, komm her zu mir!«
    »Nein, Jo!«
    »Macht nichts, du weißt ja, wo du mich findest. Ich bleibe zwei oder drei Tage. Das genügt, um meinen Vater zu sehen und mit dem Anwalt zu sprechen, wegen der Scheidung.«
    »Ich kann jetzt nicht reden, Jo, ich rufe dich später heute Abend an, oder morgen früh.«
    »Lass es lange klingeln, die Suite ist riesengroß.«
     
    ––– ¤ –––
     
    Das Varietetheater war brechend voll an jenem Abend, aber man hatte Jo dennoch einen Platz mitten im Parkett reserviert, fünfte Reihe Mitte.
    »Das sind die Plätze des Regisseurs, Monsieur, Sie können sich geehrt fühlen«, hatte die alte Platzanweiserin gesagt, während sie ihr Trinkgeld einsteckte.
    Die Leute lachten, noch bevor der Vorhang sich hob. Schließlich waren sie gekommen, um zu lachen, da konnten sie ebenso gut gleich damit anfangen.
    »Eins sag ich dir gleich, es ist kein traditionelles Singspiel«, hatte der Alte sich am Telefon bemüßigt gefühlt, ihn vorzuwarnen. »Es ist ein modernes Boulevardstück, vollkommen lächerlich, alles zusammengeklaut, eine Prise Labiche, ein Schuss Feydeau. Achte im zweiten Akt auf den Wandschrank, ich werde dir ein Zeichen geben, ein kleiner Gag, nur für dich!«
     
    ––– ¤ –––
    Das Stück war in der Tat mehr als seltsam. Für gewöhnlich ist es der Liebhaber, der sich im Schrank versteckt. Hier aber war es der gehörnte Ehemann. Verkehrte Welt, sozusagen. Und das Ganze spielte sich, grob gesagt, so ab: Am Anfang des zweiten Aktes kommt Jos Vater, der den gesamten ersten Akt über ehrenhaft die Rolle des betrogenen Ehemannes spielt, in Unterhose auf die Bühne und verfolgt die obligatorische Kammerzofe in leicht verrutschtem Mieder.
    Es folgt ein kurzer Dialog, aus dem hervorgeht, dass er sie um jeden Preis vernaschen will.
    Der Alte treibt sie schließlich in die Enge, wirft sie aufs Sofa und brüllt, wobei er ihren Akzent imitiert: »Jets habe ich dich, du Slampe. Jets kriegs du, was du willst!«
    Darauf ertönt hinter den Kulissen das Geräusch einer Tür. Panik auf dem Sofa.
    »Himmel! Meine Frau!«, ruft der Ehemann, »und ich hab meine Hose in der Diele gelassen!«
    »Versteck dich im Schrank, du Dummerchen!«, sagt das Dienstmädchen und schiebt ihn in den Schrank.
    Auftritt der Frau mit der Hose ihres Mannes in der Hand.
    Jetzt folgt ein heiterer Dialog zwischen der Frau und dem Dienstmädchen über die Hose. Was der Alte treffend eine »Hosenkasperei« nannte.
    Daraufhin geht das Dienstmädchen ab und Madame stürzt auf dem Sofa erst ein Glas, dann, in einem Zug, die ganze Flasche Portwein hinunter. Stürmischer Beifall des Publikums, das ob einer derartigen Trinkfestigkeit

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