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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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verliebten Blicken nach zu urteilen, die sie sich zuwarfen, waren sie vermutlich in einem der Vorzimmer gewesen. Sara war und blieb eine Schlampe, und ihr Gatte ein hemmungsloser Lüstling. Am Eingang zum Ballsaal blieben sie stehen, wechselten einige Worte und trennten sich dann.
    Und dieser Umstand brachte Charles auf eine wunderbare Idee.
    Da er Sara nichts antun konnte, war es der beste Weg, das Ansehen ihres Mannes herabzusetzen. Obendrein hatte diese Möglichkeit den Vorteil, auf breiter Front zuschlagen zu können. Sara würde sich zutiefst erniedrigt fühlen und den Gatten vermutlich unverzüglich verlassen.
    Charles lächelte boshaft, eilte ihr nach und zwängte sich durch die Schar der Gäste, bis er Sara erreicht hatte. Das Orchester stimmte soeben einen Ländler an, und rasch vertrat Charles ihr den Weg, verneigte sich und fragte höflich: „Würdest du mir die Ehre geben?“
    Sie zögerte und schaute sich hilfesuchend um.
    „Wir erregen Aufsehen“, murmelte Charles warnend. „Laß uns tanzen, damit wir jedes Gerede von vornherein im Keim ersticken.“
    Widerstrebend reichte Sara dem Baronet die Hand, blieb beim Tanzen auf Distanz und schaute starr über seine rechte Schulter.
    Charles bemerkte eine leicht gerötete Stelle an ihrem Hals und fand die Vermutung bestätigt, daß Sara und ihr Mann sich geküßt haben mußten. Der Anblick trieb ihm die Galle hoch, doch er bezwang sich und sagte leichthin: „Lächle, Sara! Gib dir den Anschein, dich zu amüsieren. Vergiß nicht, in diesem Spiel bin ich der Gekränkte, nicht der Bösewicht.“
    „Ich weiß“, erwiderte sie ernst. „Deshalb fällt es mir ja auch schwer, dir in die Augen zu sehen. Ich schäme mich für mein Verhalten in Chapelgate Court und möchte mich bei dir entschuldigen. Ich habe mich vergessen. Das ist die einzige Erklärung, die ich habe.“
    Ihre Worte steigerten seine Wut, und unwillkürlich krampfte er die Finger um Saras linke Hand. „Das bringen lose
    Weiber nach einem Fehltritt immer zu ihrer Rechtfertigung vor“, äußerte er in gleichmütigem Ton. „Natürlich klingt das netter, als einzugestehen, daß man nicht besser als eine Dirne ist.“
    Sara stieg die Röte in die Wangen. Sie preßte die Lippen zusammen und ermahnte sich, Haltung zu bewahren.
    Charles fand, es wäre nun an der Zeit, ihr die Augen zu öffnen. „Seit ich Seiner Hoheit zum ersten Male begegnet bin“, sagte er bedächtig, „hatte ich ständig das Gefühl, ihn zu kennen. Es liegt an seinen eigenartig grünen Augen. Sie haben eine faszinierende Farbe, nicht wahr?“
    Sara nickte.
    „Wie gesagt, die Augen kamen mir bekannt vor“, fuhr Charles im Plauderton fort., Aber ich wußte nicht, wo ich sie schon einmal gesehen hatte. Es mußte vor vielen Jahren gewesen sein, denn es fiel mir schwer, mich zu erinnern. Doch vorhin habe ich mich mit deinem Gatten unterhalten, und plötzlich entsann ich mich.“
    Gespannt schaute Sara den Baronet an.
    Zufrieden, daß er ihr Interesse geweckt hatte, fragte Charles beiläufig: „Wußtest du, daß Prinz Balagrini mich haßt?“
    „Ich habe gemerkt, daß er dir feindselig gesonnen ist“, antwortete sie langsam. „Aber der Grund ist mir nicht bekannt.“
    „Nein, natürlich nicht!“ erwiderte Charles trocken. „Dir gegenüber würde dein Gatte sich niemals dazu äußern. Ich habe ihn vor vielen Jahren in Tripolis kennengelernt, als ich mich auf einer ausgedehnten Bildungsreise befand. Damals nannte er sich allerdings noch nicht Balagrini. Weiß der Himmel, wie er auf den Namen verfallen ist! Vermutlich ist es nur einer von vielen, die er angenommen hat.“
    „Balagrini ist der Beiname, den sein Volk ihm gegeben hat“, verteidigte Sara den Gemahl. „Das ist das entsprechende Wort für Peregrin und bedeutet Wanderfalke.“
    „Wie dem auch sei, er stammt nicht aus Kafiristan“, verkündete Charles genüßlich und drehte Lady Sara im Kreis. „Er lügt, wenn er das behauptet. Er ist ein so vorzüglicher Verfälscher der Wahrheit, daß man es keinem verübeln kann, wenn er ihm auf den Leim geht.“
    „Das genügt, Charles! Ich bin nicht gewillt, mir Beleidigungen über Mikahl anzuhören!“ entgegnete Sara scharf und versuchte, sich von ihm zu lösen.
    Unerbittlich hielt Charles sie fest. „Nein, bleib!“ sagte er und lächelte schadenfroh. „Ich bin sicher, du bist neugierig genug geworden und willst den Rest der Geschichte erfahren.“
    Sara gab nach und schaute den Baronet argwöhnisch an. „Dein Prinz

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