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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Balagrini war damals ein sehr hübscher Junge“, bekannte Charles versonnen. „Und so liebenswert! Wir waren auf dem besten Wege, gute Freunde zu werden. Es war meine Schuld, daß wir uns zerstritten haben.“
    „Komm zur Sache!“ sagte Sara unwirsch. „Ich weiß nicht, worauf du hinauswillst.“
    „Ich versuche nur, dir zu erläutern, warum dein Mann mich so haßt, meine Liebe“, erwiderte Charles gönnerhaft und kostete den Moment voll und ganz aus. „Er war homophil und hat es mir nie verziehen, daß ich die Beziehung zu ihm eingestellt habe.“
    Sara spürte, daß sie blaß wurde.
    „Hast du eine Ahnung, was ich damit gesagt habe?“ fragte Charles boshaft. „Oder soll ich es dir erklären?“
    Seit dem Gespräch mit Jenny wußte Sara, worauf er anspielte, und der Schock über diese ungeheuerliche Frechheit veranlaßte sie, wütend zu antworten: „Nein, du kannst darauf verzichten, dich näher zu äußern! Im übrigen glaube ich dir kein Wort! Mikahl hatte recht. Du bist ein nichtswürdiger, perfider Mensch, der haltlose Verleumdungen in die Welt setzt! Und außerdem bist du betrunken! Dein Atem riecht nach Cognac!“ Sekundenlang hatte sie das Gefühl, die gleiche Szene schon einmal erlebt zu haben. Sie fühlte sich an das Gespräch mit Mikahl erinnert, als er versucht hatte, sie von Charles’ Niedertracht zu überzeugen.
    „Natürlich willst du mir nicht glauben“, entgegnete Charles spöttisch. „Doch das heißt noch lange nicht, daß ich deinen Mann diffamiere. Dir ist doch bestimmt das Mal an seiner linken Hüfte aufgefallen, nicht wahr?“
    „Er hat viele Narben“, antwortete Sara ausweichend.
    „Aber nur diese eine ist wie ein M geformt und unübersehbar. Er selbst hat sich die Wunde mit einem Dolch zugefügt, zum Zeichen der grenzenlosen Verehrung, die er mir entgegenbrachte. Jedenfalls hat er das dabei behauptet. Ich fand, er wäre nicht ganz bei Trost.“
    Sara bemühte sich, ihr Erschrecken nicht zu zeigen, aber unwillkürlich war sie zusammengezuckt.
    Charles grinste hämisch. „Das M steht für Meister. Er eröffnete mir, er wollte als mein Sklave mit mir nach England kommen.“ Ungewollt tauchten Bilder vor Charles auf, die ihn auch jetzt noch zu erregen vermochten. „Ich war sehr versucht, das Angebot seiner Begleitung anzunehmen“, sagte er träumerisch. „Nur, nach England hätte ich ihn nie bringen können. Außerdem war er lediglich ein flüchtiges Abenteuer. Im Mittelmeerraum ist es nichts Ungewöhnliches, daß ledige junge Burschen ihre Liebesdienste anbieten. Man denkt sich nicht viel dabei. Selbst verheiratete Männer kosten hin und wieder dieses Vergnügen aus. Man hatte mir empfohlen, es auch einmal auszuprobieren. Warum hätte ich darauf verzichten sollen? Und seinerzeit war dein Prinz ein wirklich niedlicher Bengel, viel attraktiver, als er heute ist. Und so leidenschaftlich! Doch das wirst du inzwischen hoffentlich auch gemerkt haben.“
    „Du widerst mich an!“ brauste Sara auf und wollte Charles erneut die Hand entziehen. „Es ist noch lange kein Beweis für deine unverschämten Behauptungen, daß du von der Existenz dieser Narbe Kenntnis hast!“
    „In diesem Punkt muß ich dir zustimmen“, räumte Charles gedehnt ein und verstärkte den Griff um Saras Finger. „Doch nach all den Jahren ist es nicht ganz einfach, stichhaltige Beweise zu erbringen. Jetzt bedauere ich außerordentlich, daß ich die glühenden Liebesbriefe nicht aufbewahrt habe, die dein Mann mir geschrieben hat. Sie hätten dich gewiß überzeugt. In ihrer Schlichtgemütigkeit und Unbeholfenheit waren sie direkt rührend. Aber sie ließen keinen Zweifel daran, welchen Träumen er sich hingab und was er von mir im einzelnen erwartet hätte, wäre er bei mir gewesen. Ich werde dir einige Beispiele geben.“
    Sara schwirrte der Kopf, und unversehens stolperte sie. Den Sturz abfangend, sagte Charles scharf: „Fall mir nicht in Ohnmacht! Benutze lieber deinen Verstand! Hast du nie gehört, zu welchen Haßausbrüchen verschmähte Liebhaber
    fähig sind? Er hat mir geschworen, ich wäre seine große Liebe, und er wollte das ganze Leben mit mir verbringen. Ich hielt es für jugendliche Überspanntheit und vertraute darauf, daß er irgendwann zur Vernunft kommen mußte. Aber ich merke, daß ich mich geirrt habe. Offenbar hat er alles daran gesetzt, mich ausfindig zu machen. Und nun will er mich vernichten wie ein abgewiesener Liebhaber.“
    „Nein!“ widersprach Sara heftig. „Er hat andere

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