Liebe und Vergeltung
Jetzt weiß ich, welche teuflischen Absichten Sie hegen. Ich werde mich zur Wehr setzen, seien Sie dessen versichert!“ „Bislang sind meine teuflischen Absichten von Erfolg gekrönt gewesen, oder nicht?“
Jäh kam Charles ein Gedanke, und den Blick verengend, fragte er voller banger Vorahnungen: „Sie haben meine Schuldscheine aufgekauft, nicht wahr?“
„Ich hatte das Vergnügen“, gestand Mikahl und deutete erneut eine belustigte Verneigung an.
„Ich werde Ihnen nicht die Genugtuung geben, mich finanziell zu ruinieren. Im Gegenteil, ich denke nicht daran, meine Verbindlichkeiten abzuwickeln!“
„Dann müssen Sie darauf gefaßt sein, daß ich Ihnen am Morgen nach dem Fälligkeitstage den Gerichtsvollzieher schicke“, erwiderte Mikahl kühl. „Ich werde alles pfänden lassen, was Ihnen noch gehört, das Haus hier in der Stadt, den Landsitz in Hertfordshire, die Bürogebäude Ihrer Firmen, wahrscheinlich sogar die Häuser, in denen Ihre illegalen Bordelle untergebracht sind. Sie sind Teil Ihrer Vermögenswerte, und das kann ich zweifelsfrei beweisen.“
„Wieviel wissen Sie über mich?“ fragte Charles erschrocken und spürte, daß er blaß wurde.
„Alles!“ gab Mikahl gelassen zu.
Sekundenlang war Charles nicht fähig, etwas zu äußern. Wutentbrannt preßte er die Lippen zusammen, merkte kaum, daß ein vorbeitanzender Herr ihn leicht anstieß und hörte nur vage die hastig gemurmelte Entschuldigung. Dann atmete er tief durch und sagte kalt: „Ich werde Sie bis aufs Messer bekämpfen! Sie ruinieren mich nicht! Eher stürze ich Sie ins Verderben!“
„Versuchen Sie es“, erwiderte Mikahl leidenschaftslos. „Ich bezweifele sehr, daß es Ihnen gelingt. Selbst wenn Sie mich umbringen lassen, werden Sie des Lebens nicht mehr froh, das schwöre ich Ihnen.“
„Hohle Worte!“ entgegnete Charles voller Verachtung. „Sie haben ebensoviel zu verlieren wie ich! Rühren Sie nur noch eine Hand gegen mich, sind Sie verloren! Jedes Mittel soll mir recht sein, Sie zugrunde zu richten.“
„Ich warne Sie“, sagte Mikahl drohend. „Gehen Sie nicht zu weit! Falls meiner Gemahlin etwas zustoßen sollte, werden Sie es bitter bereuen.“
„Sie sind ein Narr!“ Charles lachte leise. „Soeben haben Sie mir die ideale Möglichkeit vor Augen geführt, wie ich Sie treffen kann. Es ist mir unfaßbar, daß eine so unnahbare verkrüppelte Kreatur überhaupt das Gefallen eines Mannes finden kann. Aber offenbar sind Sie ihr hörig. Wunderbar! Sie wird mir für Ihre Niedertracht büßen.“
Der Baronet drehte sich um, doch Mikahl hielt ihn am Arm zurück. „Hören Sie mir gut zu, Weldon!“ sagte er, mühsam den
Zorn unterdrückend. „Lassen Sie meine Gattin aus dem Spiel! Gnade Ihnen der Himmel, sollte ihr ein Leid widerfahren! Dann zahle ich Ihnen die Infamie an Ihrer Tochter heim.“ Charles fühlte, wie ihm das Blut aus den Wangen wich. „Sie würden es nicht über sich bringen, ein unschuldiges kleines Mädchen zu töten!“ flüsterte er entsetzt. „Nicht einmal ein Unmensch wie Sie wäre dazu imstande.“
„Nein, ich würde sie nicht ermorden“, bestätigte Mikahl ungerührt. „Aber glauben Sie nicht, Sie könnten sie vor mir schützen. Ich werde sie in meine Gewalt bringen, und dann werden Sie und Elizabeth sich wünschen, ich hätte sie umgebracht.“
„Was ... was haben ... Sie vor?“ stammelte Charles und wollte sich losreißen.
Unerbittlich hielt Mikahl ihn fest und antwortete in gedämpftem Ton: „Sie als Dirne arbeiten zu lassen.“
Wie von einem Schlag getroffen, zuckte Charles Weldon zurück.
„Erst werde ich sie in ein Etablissement bringen, das auf jungfräuliche Mädchen spezialisiert ist. Sie müßten doch wissen, welch erhebendes Gefühl es ist, noch unberührte Kinder zu schänden. Stellen Sie sich vor, dann käme ein anderer in den Genuß, der Ihnen so viel Freude bereitet, eine ebenso widerliche Kanaille wie Sie. Es wäre doch gut möglich, daß Ihre süße Elizabeth sich dabei eine tödliche Krankheit holt, nicht wahr? Und später, wenn sie nicht mehr den Reiz taufrischer Lieblichkeit verströmt, könnte sie in ein Bordell kommen, wo abartige Neigungen befriedigt werden. Wie lange, glauben Sie, wird sie das durchhalten? Und von Anfang an wird man sie nicht im unklaren lassen, daß Sie es waren, der sie verstoßen und ihr dieses Leben zugemutet hat. Selbstverständlich werden Sie nicht die Möglichkeit haben, sie aufzuspüren. Ich werde sie gut verstecken, irgendwo auf
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