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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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verlassen würde, weil sie ihm nicht mehr nützlich war.
    Charles beobachtete Sara eine Weile und merkte zufrieden, daß die Saat des Bösen aufzugehen begann. „Mir scheint, du sträubst dich nicht mehr gegen die Wahrheit. Das ist sehr vernünftig. Dank deiner Intelligenz gehörst du glücklicherweise nicht zu den Frauen, die sofort Zuflucht zu einer Ohnmacht nehmen, wenn sie mit Tatsachen konfrontiert werden.“
    „Fakten waren das nicht“, widersprach Sara in gezwungen ruhigem Ton. „Du hast mir lediglich vor Augen geführt, wie schäbig, arglistig und schmutzig deine Einbildungskraft ist!“
    „Du wirst sehen, daß ich dich nicht belogen habe“, entgegnete Charles und setzte eine bekümmerte Miene auf. „Leider ist es dann, wenn du es merkst, für dich viel zu spät. Durch die Heirat mit diesem nichtswürdigen Kerl hast du dir bereits dein Leben zerstört.“ Er drehte Sara ein letztes Mal zur ausklingenden Musik im Kreis und sagte mahnend: „Ich empfehle dir, nicht mit deinem Gatten über unser Gespräch zu reden. Er hat ein aufbrausendes Naturell und könnte sehr jähzornig reagieren, wenn er hört, was du über seine Vergangenheit weißt. Ich rate dir, ihm in Zukunft so viel wie möglich aus dem Wege zu gehen.“ Charles verneigte sich, bedachte Sara mit einem betont mitleidigen Blick und schlenderte gemächlich vom Parkett.
    Beklommen blieb sie stehen, atmete tief durch und wartete, bis das Gefühl der Übelkeit sich gelegt hatte. Nach einem Moment verließ auch sie die Tanzfläche und ging langsam am Rande des Ballsaales auf die Tante zu. Sie hätte viel darum gegeben, jetzt eine Weile Zeit zum Nachdenken zu haben, ehe sie Mikahl traf.
    Als er ihr sagte, Charles wäre ein verkommenes Subjekt, hatte er sie nicht zu überzeugen vermocht. Das Gespräch hatte ihr indes die Augen über Charles’ böswilligen Charakter geöffnet. Jetzt erschien es ihr nicht mehr ganz so unfaßbar, daß Charles in einem Anfall unbeherrschter Wut seine Gattin die Treppe hinuntergestoßen haben sollte. Er war durchtrieben, skrupellos und hinterhältig, und seine Bezichtigungen hatten sicher nur dem einen Zweck gegolten, Zwietracht zwischen ihr und Mikahl zu säen.
    Aber sie konnte sich des Argwohnes nicht erwehren, daß nicht alles erlogen war, was er geäußert hatte.

23. KAPITEL
    Lord Alastair Carlisle befand sich mit einigen Herren in einem angeregten Gespräch über die politische Weltlage, und schweigend wartete Prinz Balagrini, bis sich ein günstiger Moment ergab, den Freund auf sich aufmerksam zu machen.
    Alastair nickte leicht, entschuldigte sich bei seinen Bekannten und entfernte sich mit dem Prinzen von der Gruppe.
    „Die Katze ist aus dem Sack“, sagte Mikahl trocken, sobald sie außer Hörweite waren.
    „Hast du dich Sir Charles zu erkennen gegeben?“ fragte Alastair überrascht.
    „Ja. Ich fand, es wäre an der Zeit, die Sache zu beschleunigen. Aber ich muß dich warnen. Weldon könnte gefährlich werden. Wie schnell du davon betroffen sein wirst, läßt sich momentan natürlich noch nicht abschätzen.“
    „Und wie sieht es bei Sara aus?“
    „Wir haben ein Übereinkommen getroffen“, antwortete Mikahl ruhig. „Er hat eingewilligt, sie nicht tätlich anzugreifen, und ich habe ihm das gleiche bei seiner Tochter zugesichert.“
    „Jetzt nimmt die Angelegenheit ausgesprochen häßliche Formen an“, murmelte Alastair stirnrunzelnd.
    „Sie war nie erfreulich und wird bald zu Ende sein“, entgegnete Mikahl ernst. „Ich habe mich entschlossen, Leibwächter zu engagieren, möglichst ehemalige Soldaten, und möchte dir einen zu deinem Schutz überlassen. Du kannst dich zwar selbst deiner Haut wehren, doch die Augen nicht überall haben.“
    „Ich hätte nicht gedacht, daß es solche Ausmaße annehmen könnte.“
    „Rechne mit dem Schlimmsten, dann bist du nie überrascht“, erwiderte Mikahl. „Ich werde mich in den nächsten
    Tagen wieder mit dir in Verbindung setzen. Und nun entschuldige mich bitte. Ich möchte Sara nach Hause begleiten.“ Er nickte dem Freund zu, drehte sich um und sah sie einen Moment später mit dem Baronet tanzen. Mißgestimmt verkniff er die Lippen und wartete, bis die Musik verklang.
    Sir Charles Weldon verneigte sich und schlenderte gemächlich vom Parkett. Sara blieb stehen und schien sich beruhigen zu müssen. Dann verließ auch sie die Tanzfläche und ging auf das Fenster zu, vor dem sie sich mit Mikahl verabredet hatte.
    Er fragte sich, was der Baronet ihr erzählt haben

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