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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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dann Blut auf das Kleid bekommen würdest. Aber ich muß jetzt fort. Ich habe noch etwas zu erledigen. Sei unbesorgt, ich bin bald zurück.“
    Sara war es gleich, ob sie sich schmutzig machte oder nicht. Sie brauchte jetzt Michael und seine Kraft, schlang die Arme um ihn und erwiderte leise: „Bitte, halt mich einen Moment ganz fest, ehe du gehst.“
    Er drückte sie an sich und fragte besorgt: „Wirst du tapfer sein?“
    „Ich werde mich bemühen“, antwortete sie und seufzte. „Hoffentlich muß ich nicht zu lange auf Dr. Galton warten.“ Michael strich ihr über das Haar und ging.
    Es mußte schrecklich für ihn gewesen sein mitzuerleben, wie Alastair vor seinen Augen niedergeschossen wurde. Beklommen setzte sie sich zu ihrem Cousin an das Bett, hielt seine schlaffe Hand und streichelte sie. Es war die einzige Möglichkeit zu zeigen, wieviel Zuneigung sie für ihn empfand.
    Kurz vor dem Dinner traf Dr. Galton bei dem Bewußtlosen ein. Er untersuchte ihn, kam dann zu Prinz Balagrini und Lady Sara in den Salon und erklärte ihnen, Lord Alastair Carlisle hätte großes Glück gehabt, daß die Blutung so rasch zum Stillstand gebracht worden war. Sonst wäre er gewiß gestorben. Die Kugel hatte die Schulter glatt durchschlagen, zwar das Gelenk verletzt, aber die Lunge nicht getroffen. Falls kein Wundfieber eintrat, würde er sich bald erholen. Dr. Galton übergab Ihrer Hoheit ein Fläschchen Laudanum und versprach beim Abschied, am nächsten Tage wiederzukommen.
    „Dem Himmel sei Dank, daß Alastair nicht schwerer verwundet ist“, sagte Michael mit einem Stoßseufzer.
    Sara nickte erleichtert.
    „Wirst du seine Eltern von dem Unfall in Kenntnis setzen?“ Sie überlegte und schüttelte dann den Kopf. „Nein, das wäre nicht gut. Ich möchte ihnen unnötige Aufregungen ersparen. Alastair wäre bestimmt meiner Meinung. Oder meinst du, ich sollte es tun?“
    „Es sind deine Verwandten“, antwortete Michael ruhig. „Du mußt wissen, wie du dich zu verhalten hast. So, und nun komm.“ Sacht zog er Sara aus dem Sessel. „Läute Jenny. Sie soll bei Alastair bleiben. Du wirst dich jetzt umkleiden und etwas essen. Ich möchte nicht, daß du mir vor Schwäche umfällst.“
    „Nun ja, jetzt kann ich ihn eine halbe Stunde Jennys Obhut überlassen“, willigte Sara ein. „Doch die Nachtwache halte ich!“
    „Ich wäre überrascht gewesen, wenn du nicht darauf bestanden hättest“, erwiderte Michael lächelnd. „Aber ich glaube nicht, daß ich so lange an deiner Seite ausharren kann.“
    „Das erwarte ich nicht von dir, mein Lieber. Und Alastair wäre es sicher auch nicht recht.“
    Michael umarmte Sara und flüsterte ihr ins Ohr: „Du bist eine sehr verständnisvolle Frau.“
    Jenny erschien und wurde ins Krankenzimmer geschickt.
    Michael und seine Gattin nahmen ein schlichtes Mahl ein, und dann begab Sara sich wieder zu Alastair.
    Michael suchte seine Räume auf, kleidete sich in unauffällige Sachen und ging im Schutze der Dunkelheit zur Remise. Er spannte ein Pferd vor ein Dogcart und fuhr zum selten benutzten Kavaliershaus. Nachdem er Sara am Spätnachmittag verlassen hatte, war er zum Hohlweg geritten, hatte Kanes Leichnam aus dem Gebüsch geholt und sie in dem abgelegenen Gebäude versteckt.
    Er vergewisserte sich, daß niemand ihn beobachtete, betrat den Pavillon und trug die in einen Teppich gerollte Leiche in den Wagen. Er breitete alte Decken über sie aus, schwang sich auf den Kutschbock und machte sich auf den Weg nach London.
    Er ließ sich Zeit, da er nicht vor Mitternacht dort ankommen wollte.
    Nachdem er sein Ziel erreicht hatte, gelang es ihm, den Toten ungesehen ins Haus zu bringen und es ebenso heimlich zu verlassen.
    Wieder hatte er einen Zug in dem tödlichen Spiel gegen Weldon gemacht.
    Und auf der Rückfahrt nach Sulgrave Manor überlegte er, welche Schritte er als nächste unternehmen würde.
    Alastair warf sich unruhig im Bett hin und her, und Sara war froh, daß er nicht mehr in todesähnlicher Starre lag. Sie tupfte ihm die feuchte Stirn ab und war erleichtert, daß er kein übermäßig hohes Fieber zu haben schien.
    Sie läutete und trug dem eintretenden Dienstmädchen auf, ihr heiße Brühe zu bringen. Mit Mühe gelang es ihr, Alastair die stärkende, mit einigen Tropfen Laudanum versetzte Flüssigkeit einzuflößen. Dann setzte sie sich wieder in den Sessel am Krankenlager und schloß müde die Augen.
    Ein Geräusch weckte sie, und plötzlich hörte sie Alastair murmeln:

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