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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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den Knien herunterdrückend, überlegte er flüchtig, ob er ihn zwingen sollte, ihm die Pläne des Baronets zu verraten, verwarf den Gedanken und zischte durch die Zähne: „Stirb, du Bastard!“ Er stieß Weldons Spießgesellen den
    Dolch bis zum Heft in die Brust, zog die Waffe heraus und wischte die Klinge an Kanes Jacke ab.
    Blut quoll dem Sekretär aus Nase und Mund; dann lief ein Zucken durch seinen Körper, und einen Moment später fiel der Kopf zur Seite.
    Michael stand auf, schob die Waffe in den Stiefel zurück und schleppte den Toten vom Weg hinter ein Gebüsch. Er zerrte ihm Jacke und Hemd herunter, nahm das Hemd an sich und rannte keuchend zu Alastair zurück. Das Gesicht war grau und eingefallen, doch erleichtert sah er, daß der Freund noch atmete, wenngleich flach und unregelmäßig.
    Hastig riß er das Hemd in Streifen, machte Tupfer aus einigen Stücken und legte Alastair einen behelfsmäßigen Verband an. Nun galt es, zumindest eines der Pferde wiederzufinden. Angestrengt Ausschau haltend, rannte er los und fand den Rappen nach kaum einer Viertelmeile am Wegesrand grasend.
    Das Tier scheute vor dem Blutgeruch, und er hatte Mühe, es zu beruhigen. Besänftigend redete er auf Iskander ein, bis der Hengst endlich stehenblieb und sich am Halfter fassen ließ.
    Michael saß auf, galoppierte zu Alastair, schwang sich vom Rappen und band ihn an einer Birke fest. Es dauerte einige Zeit, bis es gelungen war, den Freund aufzurichten, ihn halb tragend zum Pferd zu bringen und in den Sattel zu heben. Hinter ihm sitzend, lenkte er Iskander mit einer Hand und hielt ihn zum schnellstmöglichen Trab an, während er die andere um Alastairs Brust gelegt hatte und inständig hoffte, der Freund würde noch leben, wenn sie in Sulgrave Manor eintrafen.
    Sara hatte sich mit einer Stickerei in das zur Halle gelegene Eckzimmer zurückgezogen und grübelte darüber nach, warum Michael ihr nicht, wie von ihr erhofft, die fehlenden Teile seiner Vergangenheit berichtet hatte. Er hatte das Thema jedoch nie wieder angeschnitten, und sie wagte nicht, ihn danach zu fragen.
    Gedankenverloren kraulte sie der neben ihr liegenden Katze den Kopf und hatte das ungute Gefühl, daß plötzlich zwischen ihr und Michael eine Spannung bestand, deren Ursache sie nicht kannte.
    Es klopfte, und Gates betrat mit dem Teetablett den Salon. Sie blickte auf und erschrak über die betrübte Miene des Butlers. „Ist etwas nicht in Ordnung?“ fragte sie besorgt und ließ den Stickrahmen sinken.
    Gates zögerte unschlüssig und antwortete dann bekümmert: „Sie hatten recht, Eure Hoheit. Ich hätte die Aktien der L & S abstoßen sollen, als der Kurs noch gut war.“
    „Ist er gefallen?“
    „Und wie!“ sagte Gates kläglich. „In den Zeitungen steht sogar, die Eisenbahngesellschaft stehe kurz vor dem Bankrott.“ Er schwieg, schluckte verlegen und erkundigte sich hoffnungsvoll: „Hat Seine Hoheit vielleicht geäußert, daß er mit einem Aufschwung rechnet, weil seiner Ansicht nach der Kurseinbruch nur vorübergehend ist?“
    Sara schüttelte den Kopf. „Es tut mir leid, Gates, aber über geschäftliche Dinge spricht mein Gemahl nicht mit mir.“ Betroffen von dem düsteren Ausdruck in den Augen des Butlers fügte sie beruhigend hinzu: „Das heißt indes nicht, daß die Lage der L & S aussichtslos ist. Ich weiß nur nicht Bescheid. Sie sollten sich direkt an meinen Gatten wenden.“
    „Das kann ich doch nicht!“ entgegnete Gates betreten.
    Sara verstand sein Befremden. Mit ihr konnte er über solche Dinge reden, da er sie seit vielen Jahren kannte, doch es wäre vermessen gewesen, Michael darauf anzusprechen. „Gut, ich werde ihn heute abend fragen“, versprach sie.
    „Ich wäre Ihnen sehr verbunden, Madam“, erwiderte Gates, wischte rasch mit einer Serviette über die glänzende Oberfläche des runden Tisches aus Mahagoni und murmelte dabei verbittert: „Ich hätte wissen sollen, daß nur Reiche sich solche Aktiengeschäfte leisten können. Arme Leute wie ich sind Narren, wenn sie glauben, sie hätten eine Chance, auf diese Weise vermögend zu werden.“
    Allein die Tatsache, daß der Butler überhaupt seinem Kummer Ausdruck gab, bewies Sara, wie verstört er war. Michael war sicher längst nicht so bedrückt. Wahrscheinlich fand er es sogar ganz gut, daß die L & S in Schwierigkeiten geraten war, denn schließlich wurde sie von Charles geleitet.
    Gates setzte das Tablett ab und blickte erstaunt zur Tür, als aus der Halle Lärm zu

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