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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eingebüßt“, wandte er ein. „Sicher, vor Jahren gab es einen großen Ansturm auf Eisenbahnaktien, doch dann fielen die Preise, weil zu viele kleine, schlecht geleitete Gesellschaften sich Konkurrenz machten. Parallelstrecken wurden gebaut, Gelder unnütz ausgegeben und Dienstleistungen offeriert, die dann nicht geboten wurden. Vor allem aber wurden Gewinne versprochen, die nicht erzielt werden konnten.“ „Ich sehe, Sie kennen sich aus, Sir“, erwiderte der Baronet beeindruckt. „Ja, es stimmt, es gab einiges Durcheinander. Verständlicherweise haben Investoren gezögert und wollten die Entwicklung der Dinge lieber abwarten. Aber in zwei, drei Jahren wird es einen neuen Aufschwung geben, der noch größer ist als der letzte. Jeder, der heute die Courage hat, Kapital anzulegen, wird dann immense Profite einstreichen.“ „Vielleicht“, murmelte Mikahl ausweichend und trank einen Schluck Portwein. „Haben Sie denn ein bestimmtes Projekt oder eine Gesellschaft im Sinn, wo ich mich beteiligen sollte?“
    „Die L & S Compagnie“, antwortete Sir Charles sofort. „Diese Linie verbindet London mit Southampton, einem unserer wichtigsten Häfen. Und somit ist der Erfolg garantiert. Ein Teil der Strecke wurde bereits gebaut, doch dann ging der L & S das Geld aus. Die Aktienbesitzer sind nervös geworden und würden ihre Anteile zu jedem Preis abstoßen. Also wäre es nicht schwer, die Majorität zu bekommen. Sobald die Strecke mit neuem Kapital zu Ende gebaut wurde, ist die L & S eine der gewinnbringendsten Linien in Großbritannien.“
    Bedächtig klopfte Mikahl die Asche von der Zigarre und fragte verwundert: „Wenn die L & S so erfolgversprechend ist, verstehe ich nicht, warum der Aufsichtsrat nicht in der Lage ist, Kapitalgeber zu finden.“
    „Hm, das ist eine gute Frage“, murmelte der Baronet gedehnt.
    Mikahl dachte sich, daß sein Gegner endlich begriffen hatte, keinem Dummkopf gegenüberzusitzen.
    „Es gab einige Prozesse wegen der Abtretung des benötigten Landes und der zu erfolgenden Ausgleichszahlungen“, erklärte Sir Charles unbehaglich. „Im besonderen hat sich ein
    Grundstückseigner gegen die vorgesehene Höhe des Kaufpreises gesperrt. Ich habe jedoch allen Grund zu der Annahme, daß er zur Vernunft gekommen ist.“
    „Irre ich mich, oder suchen Sie Geldgeber, die mit Ihnen die Kontrollmajorität halten, damit Sie Aufsichtsratvorsitzender werden können?“
    „Sie haben recht“, gab der Baronet unumwunden zu. „Es mag anmaßend klingen, aber es gibt niemanden, der besser fähig wäre als ich, der L & S aus der Klemme zu helfen. Oder legen Sie Wert auf den Posten?“
    „Nicht im mindesten.“ Entspannt lehnte Mikahl sich zurück. „Das tägliche Einerlei von Geschäften interessiert mich nicht. Ich ziehe es vor, mich auf Finanzierungen zu beschränken und die Leitung der Gesellschaften anderen zu überlassen. Man muß sich nur für die richtigen Kompanien entscheiden. Ich finde Ihren Vorschlag überlegenswert. Ehe ich jedoch einen Beschluß fasse, muß ich die Bücher durchsehen und mich über die gesetzlichen Vorschriften informieren. Ich ersuche Sie daher, meinem Handlungsbevollmächtigten die erforderlichen Unterlagen zu übergeben.“
    „Auf diesen Wunsch war ich vorbereitet“, sagte Sir Charles, „und habe die entsprechenden Dokumente mitgebracht.“ Er griff in die Innentasche des schwarzen Fracks, zog ein zusammengefaltetes Päckchen Papiere heraus und reichte es dem Prinzen. „Falls Sie noch Fragen haben sollten, stehe ich Ihnen gern zur Verfügung.“
    „Danke“, erwiderte Prinz Balagrini, während er die Aufstellungen einsteckte, und fügte beiläufig hinzu: „Ich möchte Sie um einen Gefallen bitten, Sir. Es geht nicht um geschäftliche Belange, nur um mein Vergnügen. In allen großen Städten gibt es Orte, wo ein Gentleman sich diskret amüsieren kann.“ Er machte eine kurze Pause, blies ein Rauchwölkchen vor sich hin und sagte achselzuckend: „Für Fremde sind solchermaßen verschwiegene Plätze schwer zu finden. Oft ist es auch nicht möglich, Zutritt zu erlangen, wenn man nicht in Begleitung eines bekannten Gönners ist. Mein Freund, Ihr zukünftiger Schwager, ist ein viel zu idealistischer Mann, um sich in solchen Dingen auszukennen. Sie hingegen, Sir Charles, sind weltgewandt und kennen gewiß jemanden, der mir die gewünschten Auskünfte geben kann.“
    Sir Charles antwortete nicht gleich und furchte flüchtig die Stirn.
    Mikahl erwartete, daß Weldon

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