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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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Spiegel in vergoldeten Rahmen. Statuen nackter Jünglinge standen in muschelförmigen Nischen, und ein aufdringliches Gemisch der unterschiedlichsten Parfüms hing in der Luft.
    Während Weldon mit einem Bekannten sprach, spürte Mikahl plötzlich eine weiche Hand auf dem Arm, drehte sich schroff um und starrte feindselig den älteren Mann an, der sich ihm genähert hatte.
    Der Herr zuckte zurück, murmelte eine Entschuldigung und verschwand hastig in einem anderen Raum.
    Glücklicherweise verabschiedete Weldon sich nach einigen Minuten und sagte auf dem Weg zur Kutsche: „Das Beste kommt zum Schluß! Falls Sie nicht interessiert sind, möchte ich Sie bitten, ein wenig auszuharren, bis ich in den Salon zurückkomme.“
    „Selbstverständlich!“ willigte Mikahl ein und nahm wieder in der Karosse Platz. „Schließlich haben Sie heute nacht viel Zeit für mich geopfert.“ Nachdem der Wagen angefahren war, fragte er in gelangweilt klingendem Ton: „Welche der Liebesdienste, die wir bis jetzt angepriesen bekommen haben, würde ein englischer Gentleman von einer Dame wie Lady Sara St. James erwarten, wenn er mit ihr verheiratet wäre?“ Schockiert schnappte Sir Charles nach Luft und erwiderte entrüstet: „Kein guter Gatte würde von seiner Gemahlin verlangen, daß sie sich wie die Kreaturen aufführt, die wir gesehen haben. Ein anständiger Mann würde seiner Frau ohnehin nur einmal oder zweimal im Monat beiwohnen. Vielen Ehemännern geht es überhaupt nur um die Zeugung von Kindern!“
    „Wenn englische Herren so denken, muß die Führung eines Bordelles eine sehr lukrative Angelegenheit sein“, bemerkte Prinz Balagrini trocken.
    Einen Moment herrschte Schweigen, bis Sir Charles kühl erwiderte: „Falls Sie beabsichtigen, in dieses Geschäft einzusteigen, sollten Sie nicht vergessen, daß Zuhälterei in England verboten ist.“
    „Nichts liegt mir ferner, als mich täglich mit der Verwaltung eines Unternehmens zu plagen, nicht einmal, wenn es sich um eine so prickelnd halbseidene Sache handelt“, sagte Mikahl auflachend. „Das war eben nur eine ganz allgemeine Feststellung. Doch nun würde mich interessieren, welche Art Etablissement Sie bis zum Schluß aufgehoben haben.“
    „Eines, in dem die Mädchen Jungfrauen sind“, erklärte Weldon, und ein lüsterner Ton schwang in seiner Stimme mit. „Ich empfehle Ihnen, wieder die Maske zu tragen. Im Gegensatz zu den landläufigen Bordellen kann es geschehen, daß Freudenhäuser wie dieses in die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit geraten. Also ist es ratsamer, diskret zu sein. Aber es gibt nichts Aufregenderes als ein jungfräuliches Mädchen. Das Wissen, daß man der erste ist...“ Der Baronet hielt inne und lachte verlegen. „Was erzähle ich Ihnen?“ fuhr er selbstsicherer fort. „Sie sind mit solchen Vergnügungen gewiß ebenso vertraut wie ich!“
    Mikahl war nicht überrascht, daß Weldon in dieser Sorte Bordell den Höhepunkt des Abends sah. Er setzte die Maske auf, und einen Moment später hielt die Kutsche an. Beim Verlassen des Wagens schlug ihm der modrige Gestank fauligen Wassers entgegen, und er wußte, daß er sich in der Nähe der Docks befand.
    Weldon klopfte an die Tür eines verwahrlosten Gebäudes. Gleich darauf wurde ein hölzernes Schiebefenster geöffnet, und jemand musterte die Besucher. Dann wurde ihnen von einem stämmigen, vierschrötigen Kerl Einlaß gewährt, der sie in den Empfangssalon brachte.
    Die Leiterin des Hauses, eine hagere Frau mit hartem Blick und dünnen, verkniffenen Lippen, hieß den Baronet auf recht familiäre Weise willkommen und sagte stolz: „Ich habe genau das, was Sie wünschen, Sir. Und für Ihren Freund auch!“ „Heute nacht sind Sie mein Gast“, wandte Sir Charles sich an den Prinzen. Ich bestehe darauf. Sie werden zufrieden sein. In der Stadt gibt es kein anderes Etablissement, das sich mit diesem vergleichen läßt.“
    Mikahl schwieg unschlüssig. Die Besuche in den Hurenhäusern hatten zwischen ihm und Weldon eine Stimmung geschaffen, die über das Maß normaler Geschäftsbeziehungen hinausging. Das war zwar in seinem Sinn, denn er wollte ein vertrauteres Verhältnis zu seinem Feind. Doch nun erwartete Weldon, daß er sich auf dessen Niveau begab. Das Angebot auszuschlagen hieße, den Baronet zu befremden. Vermutlich würde Weldon sich dann auf einen förmlichen Umgangsstil beschränken. Einen freundlichen Ton anschlagend, der seinen Abscheu kaschierte, erwiderte Mikahl: „Ich danke Ihnen für

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