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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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eine Lebensweise, die allen Umständen zum Trotz auch für ihn jetzt in Reichweite war. Er wußte nicht, ob er für diese Art Leben geschaffen war. Das würde er merken, wenn er mit seinem Feind abgerechnet hatte.
    Unwillkürlich verspürte er wieder Verlangen nach dieser Frau, sehnte sich danach, sie zu streicheln, das unter der beherrschten Oberfläche schwelende Feuer der Leidenschaft zu entfachen. Er mußte sich zwingen, stillzubleiben und sie nicht zu berühren. Solange er das Ziel nicht erreicht hatte, konnte und durfte er sich nicht erlauben, das Urteilsvermögen durch Gefühlsaufwallungen zu trüben. „Kafiristan ist ein armes Land“, nahm er das Gespräch wieder auf. „Sehr arm sogar. Dort muß man nicht viel besitzen, um als reicher Mann zu gelten.“
    „Alastair hat aber gesagt, Sie seien sehr begütert.“ Sara hielt inne und spürte, daß ihr die Röte in die Wangen stieg.
    „Schickt es sich, einen Gentleman nach seinem Vermögen auszufragen?“ Mikahl mußte lächeln. „Das ist doch ganz und gar nicht die Art der Engländer. Seien Sie unbesorgt, Madam. Sie sind mir nicht zu nahe getreten. Ich bin nicht so schnell gekränkt. Ja, es stimmt, ich bin ein gutsituierter Mann, jedoch nicht in Kafiristan zu Wohlstand gelangt. Haben Sie je von der Seidenstraße gehört, dem alten Handelsweg, der von China bis zum Mittelmeer reichte?“
    „Ja, aber mehr weiß ich auch nicht.“
    „Fast zwei Jahrhunderte hindurch transportierten Karawanen Seide, Jade, Gewürze, Gold und Bernstein, kurzum, Waren aller Art vom Osten zum Westen. Die Händler waren großen Fährnissen ausgesetzt. Sie wurden von Wegelagerern überfallen, litten an todbringenden Krankheiten und mußten hohe Berge und die endlose Weite der Wüste überwinden. Der gefährlichste Teil der Strecke war sicherlich Turkestan und die Takla Mahan-Wüste. Die Berge von Tienschan, der Pamir, das Karakorum und das Kuenlunggebirge schließen das Tarim-Becken ein, in dem die durch den Karaburan, einen äußerst tückischen und heftigen Wirbelwind, erzeugten Sandverwehungen oft mehr als dreihundert Fuß hoch sind. Viele Karawanen sind durch ihn begraben worden und spurlos verschwunden.“
    „Sie reden, als würden Sie die Gegend aus eigener Anschauung kennen“, warf Lady Sara ein.
    Mikahl nickte. „Ja. Ich war dort und habe so manche bedrohliche Situation überlebt. Die Seidenstraße führte am südlichsten Rand der Takla Mahan entlang und verband die Ansiedlungen, die sich in verstreut liegende Oasen entwickelt hatten. Große Ortschaften wuchsen heran, die im Laufe der Jahrhunderte aufgegeben wurden und in Vergessenheit gerieten. Vermutlich hat die Entdeckung der Seewege viel dazu beigetragen. Es gibt zahlreiche Legenden über diese versunkenen Städte. Einige wären, wie man sich erzählt, für den lasterhaften Lebenswandel der Bewohner von den Göttern bestraft und vernichtet worden, von anderen heißt es, Dämonen und Ungeheuer würden ihre begrabenen Schätze bewachen.“
    „Haben Sie etwa eine dieser verloren geglaubten Siedlungen entdeckt?“ fragte Sara und schaute überrascht den Prinzen an.
    „Ja. Sie hieß Katak. Ein alter Nomade hat mir ihre über viele Generationen weitergegebene Geschichte berichtet. Es war nicht leicht, Katak zu finden, doch schließlich stießen wir am Fuße des Kuruktag im Salzbecken von Lobnor auf die Überreste. Es kostete viel Mühe, die Kostbarkeiten aufzuspüren, und noch größere Anstrengungen, sie nach Kafiristan zu bringen.“
    „Hatten Sie und Ihre Leute denn keine Angst davor, daß wirklich ein uralter Fluch auf den Gegenständen lasten könnte?“ fragte Sara und rückte neugierig näher an den Prinzen heran.
    „Nein“, antwortete er lächelnd. „Meine Begleiter verehrten andere Götter als die Menschen in Turkestan, und so konnte ich sie davon überzeugen, daß die steinernen Idole von Katak keine Macht über uns haben würden. Wir unternahmen drei lange, beschwerliche Reisen und kamen jedesmal hochbeladen mit Juwelen, Kultgefäßen aus getriebenem Gold, Spangen, wertvollen Skulpturen und edelsteinbesetzten Statuetten zurück. Mir, dem Anführer, stand der größte Anteil zu, der dann die Grundlage meines Wohlstandes wurde. Ich verließ Kafiristan, zog durch den Pandschab und ließ mich in Bombay nieder. Es gelang mir, meinen Reichtum durch geschicktes Investieren noch zu vergrößern, und heute bin ich selbst nach europäischen Maßstäben ein ungemein vermögender
    Mann“, schloß er.
    „Eine

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