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Liebe und Vergeltung

Titel: Liebe und Vergeltung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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sogar einen Heiratsantrag, doch gewiß hatte Prinz Balagrini weder das eine noch das andere im Sinn. „Es fällt mir schwer, Sie zu begreifen, Sir“, erwiderte sie hilflos.
    „So schwer..." Überrascht hielt Mikahl inne. Lautes Pochen hallte durch das Haus. „Das wird der Droschkenkutscher sein“, murmelte er. „Offenbar ist er vorn beim Hauptportal. Ich werde ihn auffordern, zum hinteren Eingang zu kommen, weil ich nur für die Tür einen Schlüssel habe.“ Er trat zum Fenster, öffnete es und rief dem Mann zu, mit dem Wagen um das Haus zu fahren und auf dem Sattelplatz zu warten.
    Rasch stand Sara auf, holte den Zylinder und setzte ihn auf. Den Schleier vor dem Gesicht drapierend, ging sie zum Ausgang und schritt, sich schwer auf das Geländer stützend, mühsam die Treppe hinunter.
    Mikahl schloß das Fenster und eilte ihr nach. Ihr warnender Blick hielt ihn jedoch davon ab, sie wieder auf die Arme zu nehmen und ins Parterre zu tragen. „Wie stolz Sie sind!“ sagte er lächelnd. „Seien Sie unbesorgt, Sara, von mir haben Sie nichts zu befürchten.“
    „Ich habe Ihnen nicht gestattet, mich nur beim Vornamen anzusprechen“, erwiderte sie kühl, blieb stehen und fügte in plötzlich aufwallendem Zorn hinzu: „Für Sie ist das alles nur ein netter Zeitvertreib, nicht wahr? Ich wünschte, wir wären uns nie begegnet! Sie haben mein Leben auf den Kopf gestellt, aber Ihnen ist es gleich!“
    Mikahl hielt zwei Stufen unter ihr an, drehte sich um und sagte ernst: „Ich spiele nicht mit Ihnen, Lady Sara! Und vor allem ist mir unsere Beziehung nicht gleich. Könnten Sie wahrheitsgemäß behaupten, es störe Sie, daß ich Ihrem Dasein einen neuen Sinn gegeben habe? Oder meinen Sie, es zähle nicht, daß Sie wieder reiten und tanzen?“
    Im stillen stimmte Sara zu, daß sie sich jetzt viel freier und unbeschwerter fühlte. Aber die neugewonnene Lebensfreude hatte auch dazu geführt, daß sie ihrer Auffassung von Sitte und Moral untreu geworden war. Matt strich sie sich über die Stirn und gestand leise: „Ich kann Ihnen nicht widersprechen. Ich bereue auch nicht, Sie zu kennen. Aber in Zukunft werde ich unseren Umgang auf ein gesellschaftliches Mindestmaß beschränken. Ich bitte Sie, mich nicht mehr allein aufzusuchen oder mich schriftlich zu irgend etwas einzuladen. Glauben Sie mir, ich würde Ihnen jedesmal eine Absage erteilen.“
    „Trauen Sie mir nicht?“
    „Nein“, antwortete Sara offenherzig. „Ich traue ja nicht einmal mir. Eines weiß ich jedoch genau. In eine vergleichbare Situation möchte ich nicht noch einmal geraten.“
    Der Prinz schwieg einen Moment, und der Ausdruck seiner Augen war unergründlich. „Selbstverständlich beuge ich mich Ihren Wünschen, Madam“, erwiderte er dann gelassen. „Zumindest für die nächste Zeit.“
    Sara war froh, daß Seine Hoheit es vorgezogen hatte, den Schimmelhengst zu reiten und nicht bei ihr in der Droschke saß. Die Straße war holperig und der Wagen eng und unbequem. Der Gedanke, auf der zwei Stunden dauernden Fahrt ständig gegen den Prinzen zu stoßen, war Sara einfach unerträglich.
    Nach der Ankunft zeigte Prinz Balagrini sich von seiner höflichsten Seite. Dem herbeieilenden Lakaien trug er auf, die Stute in die Stallungen zu bringen, half Lady Sara aus dem Fahrzeug und stützte sie fürsorglich, während er sie ins Haus geleitete. Er bedankte sich für ihre wertvollen Ratschläge, verneigte sich formvollendet und verließ rasch die Halle.
    Glücklicherweise war der Vater nicht anwesend. So entging Sara wenigstens unangenehmen Fragen. Langsam, von Schmerzen gepeinigt, schritt sie die Treppe hinauf und begab sich in ihr Boudoir.
    Die Zofe half ihr beim Entkleiden und konnte sich nicht enthalten, überflüssige Bemerkungen zu machen, sie habe Ihre Ladyschaft ja davor gewarnt, wieder zu reiten.
    Unwirsch gab Sara ihr zu verstehen, sie sollte still sein und ihr lieber unverzüglich ein Bad richten.
    „Selbstverständlich, Madam“, sagte Doreen spitz, setzte eine gekränkte Miene auf und verschwand im Badezimmer.
    Sara nahm in einem Sessel Platz, raffte das Deshabille vor der Brust zusammen und gestand sich ein, daß sie von Anfang an dem Charme des Prinzen erlegen war. Sie hatte geglaubt, ihm Widerstand leisten können, doch feststellen müssen, daß es ihr nicht gelang. Nur weil sie sich so nach Prinz Balagrini sehnte, war sie in Sulgrave Manor in die peinliche und erniedrigende Situation geraten. Sie war überzeugt gewesen, die Erziehung würde

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