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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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ein gutes Stück vom Eingang zur Krypta entfernt war, sprach er mich an. Vorsichtig trete ich näher und betrachte ihn genau, besonders seinen Hals. Erleichtert sehe ich, dass er nicht mit dem Zeichen der Leibwächter Samaels gebrandmarkt ist.
    »Non, Père. Je me promenais dans la cathédrale et je me suis perdu.« Ich schenke ihm ein nervöses Lächeln und erkläre, dass ich mich verirrt hätte. Und dann, um seinem freundlichen Angebot zuvorzukommen, versichere ich ihm, dass ich meinen Weg jetzt allein finden kann. »Je peux trouver ma voie toute seule à partir d’ici, merci.«
    Der Priester nickt und begutachtet meine Hosen mit deutlichem Missfallen. Meine Bekleidung hatte ich völlig vergessen, und ich verspüre mit einem Mal das gänzlich unangebrachte Verlangen, laut herauszulachen. Einen kurzen Augenblick vergesse ich, dass ich mich möglicherweise immer noch in großer Gefahr befinde, und wünsche mir nichts sehnlicher, als meine Belustigung mit Sonia und Luisa zu teilen. Der Gedanke zaubert ein Lächeln auf meine Lippen, denn ich weiß ganz genau, dass auch sie sich das Lachen nicht würden verkneifen können.
    Ich schiebe mich an dem Priester vorbei zur Tür. Er bleibt mitten im Raum stehen und beäugt mich misstrauisch, als wäre ich eine gewöhnliche Verbrecherin. Aber bei meinem zerzausten Zustand und der Männerkleidung, die ich trage, kann ich ihm kaum einen Vorwurf machen.
    Ich öffne die Eingangstür und schaue nach rechts und links, vorsichtig anfangs, dann kühner, weil ich sehe, dass die Gasse menschenleer ist. Als ich mir sicher bin, dass mich auf dem Weg zurück zur Kathedrale kein Hindernis erwartet, schlüpfe ich zur Tür hinaus und eile die Gasse entlang. Mit einem Seufzer der Erleichterung gelange ich an die kleine Seitenpforte, aber als ich am Griff ziehe, merke ich, dass sie verschlossen ist.
    Ich versuche es noch einmal, zerre mit aller Kraft daran, aber nichts rührt sich. Das Blut beginnt durch meine Adern zu rasen, als ich ein Geräusch hinter mir höre. Ich drehe mich um, um nachzusehen, was das Geräusch verursacht hat.
    Eine große weiße Katze springt von der Steinmauer, die entlang der Straße verläuft, zu Boden. Sie schlendert auf mich zu, und obwohl ich mich gerne freuen würde, dass meine Sorge unbegründet war, dass es bloß eine streunende Katze ist, macht mich irgendetwas an ihrer Haltung stutzig. Eine Sekunde später weiß ich, was es ist. Ich schaue in die smaragdgrünen Katzenaugen, dann schimmert der Körper auf und vor mir steht der blonde Leibwächter. Mühelos wandelt er seine Gestalt und hält dabei kaum in seiner Bewegung inne. Langsam, genüsslich kommt er näher, ein leises Lächeln auf den Lippen. Die Gelassenheit, mit der er auf mich zuschlendert, lässt mich erschauern. Der Umstand, dass er sich offensichtlich Zeit lassen kann, beweist mir, dass er an seinem Triumph nicht den leisesten Zweifel hat.
    Zentimeter für Zentimeter schiebe ich mich an der Seitenwand der Kirche entlang zu dem einen Eingang, von dem ich weiß, dass er nicht verschlossen ist: das Nordportal. Ich wage nicht, meine Augen von dem Mann abzuwenden. Ich versuche zu ergründen, ob ich eine bessere Chance zur Flucht habe, wenn ich mich umdrehe und weglaufe, oder ob ich mich weiterhin dem Spiel unterwerfen soll, an dem er offenbar so viel Gefallen findet.
    Ich bin immer noch ein ganzes Stück vom Ende der schmalen Gasse entfernt, als er sein Tempo beschleunigt und mit mehr Entschlossenheit auftritt. Sein Kragen rutscht nach unten und entblößt die Schlange, die sich um seinen Hals windet. Ich fühle ihre Anziehungskraft, auch wenn mir der Anblick den Magen umdreht.
    Die Pflastersteine unter meinen Füßen sind glitschig, und ich kann nicht so schnell rennen, wie ich möchte, aus Angst hinzufallen. Die Schritte hinter mir kommen näher. Es ist nicht weit zum Portal, obwohl sich die Zeit endlos zu dehnen und den Augenblick meines Fluchtversuches förmlich auszukosten scheint. Ich wähne mich schon in Sicherheit, als ich um die Ecke biege und das große Portal der Kathedrale zum Greifen nah ist. Aber trotz aller Vorsicht gleite ich auf dem Pflaster aus und falle mit voller Wucht hin, sodass mir die Zähne schmerzhaft aufeinanderschlagen.
    Blitzschnell bin ich wieder auf den Beinen und renne weiter, aber ich bin nicht schnell genug. Der Fall hat meinen Vorsprung zusammenschmelzen lassen, und während ich noch die Stufen zur Kathedrale emporhaste, zieht mir der scharfe Schweißgeruch des

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