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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Statue und lasse mich vor ihr auf die Knie sinken. Der Steinboden ist kalt und hart und beißt mir selbst durch den Stoff meiner Hose in die Haut.
    Ich betrachte den Boden und suche nach irgendwelchen Hinweisen darauf, dass sich dort ein Versteck befindet, aber ich kann nichts entdecken. Wieder überkommt mich ein Anflug von Verzweiflung, während ich den Boden unter dem Altar und der Statue absuche. Aber da ist nichts. Nur eine Fläche aus grauen Steinplatten, die in dem dämmrigen Licht nichts preisgibt.
    Dann aber sehe ich etwas. Einen dunklen Strich, kaum mehr als eine Schliere, der sich durch einen Stein zieht.
    Ich lehne mich zurück und versuche zu erkennen, was es ist. Ich habe das Gefühl, dass ich zu nah bin, dass ich mich entfernen muss, um das Rätsel zu lösen. Und dann sehe ich den Strich auch in dem Stein daneben und in dem nächsten. Langsam begreife ich. Mit meinem Ärmel wische ich etwas Schmutz weg und springe dann auf die Füße, trete ein paar Schritte zurück und finde meine Ahnung bestätigt.
    Ich merke, wie sich mein Mund zu einem Lächeln verzieht, obwohl niemand da ist, der es sehen könnte, und ich mir nie hätte vorstellen können, dass ich angesichts dieses Zeichens jemals lächeln würde.
    Denn da, zu meinen Füßen, prangt das gleiche Symbol wie auf meinem Medaillon. Die dunkle Furche zieht sich durch sieben große Steine und bildet die Jormungand. Und obwohl er dunkel und abgewetzt ist und unter jahrhundertealtem Dreck fast völlig verborgen, kann ich den Buchstaben C in der Mitte noch erkennen.
    C steht für Chaos. Das Chaos der Ewigkeit.
    Eilig kauere ich mich wieder nieder und taste entlang der Furche nach einem losen Stein. Es dauert nicht lange, bis ich die Sinnlosigkeit dieses Unterfangens erkenne. Alle Steine, durch die der Kreis verläuft, sitzen felsenfest. Meine Fingerspitzen schmerzen von dem Versuch, einen aus seinem Bett zu hebeln. Aber da bleibt noch der Stein in der Mitte, derjenige mit dem C, und als ich fühle, wie er sich unter meiner Hand bewegt, muss ich mich über meine Dummheit wundern.
    Ich hätte wissen sollen, dass sich das Versteck dort befindet.
    Ich ziehe den Dolch aus meinem Rucksack. Die vielfarbigen Juwelen an seinem Heft glitzern, trotz der spärlichen Beleuchtung. Ich weiß noch, wie ich ihn in Alice’ Zimmer in Birchwood gefunden habe. An der Klinge klebten noch immer Holzspäne – von dem Boden unter meinem Bett, wo Alice den Schutzzauber meiner Mutter zerstörte und mich so den Seelen preisgab, wenn ich mit den Schwingen reiste.
    Diesmal wird diese Klinge für einen edleren Zweck eingesetzt.
    Den Stein mit dem Buchstaben C aus dem Boden zu lösen, ist nicht einfach. Eine ganze Weile schabe ich Dreck und Mörtel aus den Fugen. Alle paar Minuten überprüfe ich, ob er sich bereits herausheben lässt, und werde immer ungeduldiger, weil ich ihn jedes Mal nur hin und her bewegen kann. Ich verliere jegliches Zeitgefühl, bis sich der Stein – endlich – merklich lockert und ich hoffen darf, ihn aus seinem Bett holen zu können.
    Ich lege den Dolch wieder in den Rucksack und schiebe meine Finger in die Fugenrillen um den Stein. Viel Platz habe ich nicht, aber trotzdem versuche ich, den Stein mit den Händen loszurütteln. Geraume Zeit schiebe und drücke ich von einer Seite zur anderen, ohne Erfolg. Ich schaffe es nicht, einen sicheren Griff anzusetzen, den Stein richtig zu packen. Ich kann ihn nur gerade nach oben ziehen, statt seitlich wegzuhebeln. Ich breche mir sämtliche Fingernägel ab und meine Finger bluten bereits aus zahlreichen Schnitten und Schrammen, aber irgendwann spüre ich, dass sich die Fugen verbreitern. Ich schiebe meine Finger noch tiefer hinein und beiße mir auf die Lippen, um nicht aufzuschreien, als die schartigen Kanten der umliegenden Steine mir die Haut aufreißen. Ich weiß, dass mir meine Hände irgendwann den Dienst versagen werden, und packe den Stein mit aller Kraft, die ich aufwenden kann.
    Und dann ziehe ich.
    Der Stein ist schwerer, als er aussieht. Meine Hände zittern, als ich ihn hochhebe, und einen Moment lang befürchte ich, dass ich ihn fallen lassen werde. Aber ich schaffe es.
    Wie durch ein Wunder gelingt es mir, den Stein festzuhalten, bis ich ihn von der Höhlung darunter abgehoben habe. Atemlos vor Spannung lasse ich den Stein beiseitefallen und spähe in den scheinbar endlos tiefen Abgrund. Es ist stockdunkel. Ohne einen Gedanken an mögliche Insekten oder Nagetiere zu verschwenden, ungeachtet des

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