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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Leibwächters in die Nase.
    Endlich oben angekommen, werfe ich mich auf den Griff der riesigen Holztür, gerade als der Mann mich packt. Diesmal gehen wir beide zu Boden. Eisern hält er meinen Fuß umklammert, während ich mich nach der Tür zur Kathedrale strecke, die meine einzige Rettung bedeutet. Bogen und Rucksack rutschen mir von der Schulter und fallen zu Boden.
    »Gib … mir … die … Seiten.« Seine Stimme ist ein feuchtes Grollen. Sie kriecht auf mich zu, bis ich den Eindruck habe, dass sie wie Schleim über meine Haut gleitet.
    »Ich habe sie nicht!«, schreie ich verzweifelt. Vielleicht ist dies der Schlüssel zu meiner Freiheit. Vielleicht ist er nur auf die Seiten aus und nicht auf mein Leben, wie ich befürchte. »Lass mich los! Ich habe sie nicht!«
    Er gibt keine Antwort. Sein stoisches Schweigen entsetzt mich mehr, als alle Drohungen es vermögen würden. Er zieht an meinem Bein, zieht mich näher zu sich, und die Schlange um seinen Hals scheint sich zu bewegen, gleitet auf mich zu, bis ich ihr Zischen zu hören glaube.
    Ich schaue zum Kirchenvorplatz, ob ich Dimitri entdecken kann oder irgendjemanden, der mir helfen könnte, aber niemand ist da. Diesmal kommt niemand zu meiner Rettung. Nicht Dimitri. Nicht die Schwestern. Nicht einmal meine eigenen magischen Fähigkeiten.
    Und dann fällt mein Blick auf den Rucksack. Meine Pfeile ragen halb heraus, aber das ist es nicht, was mein Herz schneller schlagen lässt. Es ist der Dolch meiner Mutter, der aus dem Rucksack gerutscht ist und ein Stück weit entfernt liegt. Der Anblick dämpft meine Verzweiflung. Er gemahnt mich daran, dass ich mich selbst retten kann.
    Durch die Stärke und den Willen, die ich mir in dieser Welt erworben habe.
    Ich hole mit dem freien Bein aus und verpasse dem Leibwächter einen heftigen Tritt ins Gesicht. Er wird zurückgeworfen und zieht mich ein Stück weit mit sich, lockert jedoch den Griff um mein anderes Bein. Ich greife nach meinem Dolch, wobei ich mich mit den Armen vorwärts-und den Mann mit mir ziehe, ehe er sich wieder erholen kann und mein Bein erneut umklammert. Diesmal stößt er ein kehliges Heulen aus, während er mich zu sich zerrt.
    Das Geheul ist wild und voller Schmerzen, und es verbindet sich mit einem vergessenen, unbekannten Teil von mir, der mich an meinen Platz in der Prophezeiung erinnert und an meine Rolle im Spiel zwischen Samael, den Seelen und der Welt. Wieder trete ich zu, diesmal mit aller Kraft, und wieder trifft mein Fuß das Gesicht des Mannes. Die Wucht erschüttert meinen Körper bis ins Mark, und ich habe das Gefühl, dass ich es Tante Abigail und ihrem Schlangenstein zu verdanken habe, dass sich die Hand des Leibwächters von meinem Bein löst. Und dieser Moment genügt, damit ich meine Hand um das Heft des Dolches schließen kann.
    Ich kann nicht mit Sicherheit sagen, ob die Hitze des Steins mir zusätzliche Kraft verleiht oder ob er mir lediglich das Gefühl gibt, nicht ganz allein zu sein. Es ist so, als ob mir Tante Abigail mit all ihrer Stärke und ihrer Weisheit zur Seite stünde. Aber vermutlich spielt es keine Rolle, was der Grund ist, jedenfalls hole ich mit dem Dolch weit aus und stoße ihn mit einer derartigen Gewalt in seinen Hals, dass er meinen Fuß loslässt.
    Überraschung tritt in seine Augen, dann strömt das Blut aus der Wunde und breitet sich schnell auf seinem weißen Hemd aus. Die Schlange um seinen Hals windet sich, als wäre sie lebendig, züngelt wütend, aber hilflos auf mich zu. Der Mann verwandelt sich wieder in die weiße Katze, dann in einen Arbeiter, in einen eleganten Herrn und schließlich wieder in den blonden Jüngling, entsetzlich anzusehen in seiner Schönheit. Am Rande meines Bewusstseins ahne ich, dass dies die Gestalten sind, derer er sich bedient hat, seit er durch ein früheres Tor in diese Welt kam.
    Diesmal zögere ich nicht. Ich rappele mich auf und stürze auf die Tür zu, spüre kaum ihren Widerstand, als ich sie aus vollem Lauf aufdrücke. Schnell schiebe ich sie hinter mir zu und haste weiter in das Hauptschiff hinein, bringe Abstand zwischen mich und die Tür. Lange Zeit wende ich nicht den Blick von dieser Tür ab. Lange Zeit starre ich sie an und warte darauf, dass der Mann hindurchtritt, dass er sich freiwillig dem Tod überantwortet, indem er mir an diesen Ort folgt, der für die verlorenen Seelen tabu ist.
    Ich weiß nicht, wie lange es dauert, bis mir klar wird, dass er nicht kommt, aber nach einer ganzen Weile sinke ich mit dem

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