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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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oder verhungern.“
    „Egal, wie viele Männer ihr habt, ihr werdet sie niemals einnehmen!“
    Nun hatte er ihn doch noch zum Reden gebracht. Der Pascha blieb in seiner Position stehen. „Ich habe diesen Krieg nicht gewollt. Ich führe nur Befehle aus. Das musst du mir glauben!“
    Madschid verzog seine Miene, dann spuckte er auf den Boden. „Ihr habt eben euren Männern befohlen, meine Gefährten abzuschlachten!“
    „ Du weißt nicht, wie skrupellos Soldaten im Krieg sind. Ich musste diesen Befehl erteilen. Ich konnte nicht jeden von euch retten. Es tut mir alles leid!“
    Der Aramäer spuckte wieder auf den Boden vor sich. Dann lachte er plötzlich. „Nicht einmal Badibe konntet ihr mit Eurer riesigen Armee erobern. Das Christentum wird am Ende siegen!“
    Nun musste sich der Türke unbedingt zum Aramäer umdrehen. Er starrte ihn an, schaute seine Augen an. Genau diesen Mut, diese Scharfzüngigkeit und dieses Selbstbewusstsein bewunderte er an diesen Menschen. Er selbst glaubte weder an Allah noch an Jesus Christus. Er war ein Positivist und Agnostiker. Über die Religion wollte er keine Minute nachdenken, dafür hätte er als alter Mann genug Zeit, dachte er.
    „ Sei vernünftig, mein Freund! Wenn du am Leben bleiben willst, darfst du vor den Soldaten nicht solche Worte sprechen!“
    Ali wollte ihn nur warnen, auch wenn er natürlich wusste, der Aramäer hatte keine Angst vor dem Tod. Dann ließ er sich auf die Matte fallen. Seine Beine hielt er ausgestreckt vor sich. Er bewegte seine Lippen hin und her, machte Luftbläschen in seinem Mund. Madschid beobachtete ihn dabei mit strengem Gesichtsausdruck. Beide schwitzten sie unter ihren Hemden. Am Abend legte der Pascha seine Rüstung ab und trug nur noch ein schlichtes weißes Hemd. Kein Söldner durfte ohne ausdrückliche Erlaubnis von ihm sein Zelt betreten.
    „Ich habe viel über dein Volk gelesen. Ihr seid das erste christliche Volk. Ihr seid ein hochgebildetes Volk. Ihr habt die alten Werke der Griechen und Römer in eure Sprache und ins Arabische übersetzt. Die arabische Schrift habt ihr entwickelt, genauso wie die indischen Schriften. Ohne euch wären wir niemals auf den heutigen Bildungsstand gekommen“, sprach der Pascha respektvoll. Madschid stufte die Worte und die Haltung des Paschas schon als authentisch ein, doch konnte er beim besten Willen niemals der Freund eines Moslems sein. Jene von ihnen begangenen Verbrechen würde er ihnen niemals vergeben können. Er verfluchte sie im Namen Gottes.
    „ Weißt du, ich habe ein großes Haus. Ich bin ein wohlhabender Mann. Viele Diener arbeiten in meinem Haushalt. Unter ihnen befindet sich auch eine Aramäerin. Sie ist die beste Frau, die ich kenne.“
    „ Genug!“, schrie Madschid. Ali zuckte erschrocken zusammen. Er entschuldigte sich sofort bei dem jungen Aramäer, er hätte es nicht negativ gemeint. Madschid jedoch schaute ihn nur noch verächtlich an. Ali merkte, er hatte ihn verärgert. Nun würde es zu schwer, nahezu unmöglich sein, des Jungen Vertrauen zu gewinnen. Er begriff, nicht Worte sondern nur noch schöne Gesten würden vielleicht noch den Christen zum Überdenken seines Verhaltens bringen. So stand der Pascha auf und trat zur Seite. Er klatschte in die Hände. „Gökhan und Kemal!“, rief er laut. Die Soldaten betraten im nächsten Augenblick das Zelt. Sie blieben genau hinter dem Gefesselten stehen. Ali öffnete seine rechte Hand und hielt sie in Richtung seiner Matte. „Tragt ihn dorthin und legt ihn hin.“
    Die Soldaten schauten sich gegenseitig verwirrt an. Der Pascha schaute sie streng an. „Na los!“
    Madschid konnte nicht fassen, was der Pascha den Soldaten befohlen hatte. Er dachte, er habe etwas Schlimmes mit ihm vor.
    Kemal und Gökhan packten den Gefangenen von beiden Seiten und trugen ihn bis zur Matte und ließen ihn sanft auf ihr aufkommen. Dann drückte Gökhan seine Hände gegen Madschids Schulter, so fiel er nach hinten auf den Rücken und lag nun stramm auf der Matte. Seine Hände waren immer noch hinter seinem Rücken angebunden. Madschid unterdrückte den Schmerz. Sie banden das Seil los, und fesselten seine Hände über seinem Bauch. Danach befahl der Pascha Kemal und Gökhan, unverzüglich sein Zelt zu verlassen und es auf gar keinen Fall ohne seinen Befehl wieder zu betreten. Sie schwiegen die ganze Zeit über. Sie schauten sich noch einmal verständnislos gegenseitig an und verließen danach das Zelt.
    Ali kam ihm näher und blieb genau vor der Matte

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