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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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wolltet nach Iwardo ziehen, habe ich recht? Sag mir, wie viele eurer Männer Waffen tragen und wie viele bereits dort sind!“
    Von Klemens kam keine Antwort. Ümit gab ihm einen Tritt in seine rechte Unterseite, doch gab Klemens nicht einmal einen Schmerzenston von sich. Dann holte Ümit seinen Säbel hervor, der Pascha aber hob seinen linken Arm und hielt ihn zurück. „Er wird nichts sagen, aber vielleicht einer der jüngeren von ihnen.“
    Ali schaute von dort aus die Aramäer an. Dann hob er seinen rechten Arm und zeigte auf einen von ihnen. „Den da, hol ihn hierher!“
    Hassan und Ümit schleiften nun diesen jungen Mann zum Pascha. Der Mann knirschte mit den Zähnen und schaute die beiden Soldaten verächtlich an. Als sie ihn zu Füßen des Paschas warfen, blickte er zu ihm auf und schaute ihn ebenfalls mit hasserfüllten Augen an. Zum ersten Mal stand der Pascha einem der feindlichen Soldaten gegenüber und sprach mit ihnen. Er respektierte sie, doch würde er keine Gnade zeigen dürfen, denn dies wäre von seinen Soldaten als Schwäche oder sogar als Verrat aufgefasst worden und das musste er vermeiden. Insgeheim bewunderte er diese Aramäer. Sie kämpften aus Überzeugung und nicht nur, um ihr Land oder ihre Familie zu beschützen. „Wie ist dein Name, junger Mann?“
    Der Aramäer spuckte auf den Boden. Ümit gab ihm einen noch heftigeren Tritt in seine rechte Seite als Klemens zuvor. Er fiel zu Boden. Hassan richtete ihn wieder auf, kniend vor dem Ross des Paschas. „Madschid.“
    „ Aus welchem Dorf kommst du?“
    „ Badibe.“
    Madschid schaute den Pascha nun lächelnd an. Ali verstand, dieser Mann war damals einer jener, welcher sein Heer zurückgeschlagen hatte. Nun hatte er einige jener Männer in seiner Hand. Und nun schaute dieser Madschid ihn mit einem unverschämten Lächeln an. So unverschämt er auch gewesen sein mochte, der Pascha bewunderte ihn nun nur noch mehr, nämlich seines Mutes wegen.
    Ümit zog seinen Säbel hervor und setzte die Klinge an Madschids Kehle. Der Pascha schaute Madschid immer noch nachdenklich an. Madschid war bereit, für seinen Glauben zu sterben. Ümit wartete auf das Zeichen des Paschas, doch dieser zögerte noch. Der ungeduldige junge Türke holte dann einfach zum Schlag aus, der Pascha schaute schockiert und schrie: „Halt! Nicht! Lass ihn am Leben!“
    Ümit senkte seinen rechten Arm und schaute seinen Befehlshaber ungläubig an. Nervös schaute der Pascha um sich, er brauchte schnellstmöglich eine seine Männer zufrieden stellende Lösung. Innerlich resignierend stellte er fest, er hatte keine andere Wahl. „Tötet alle anderen, aber lasst ihn am Leben! Ich will noch mit ihm reden. Er könnte uns von Nutzen sein.“
    Vielleicht wollte er sich unbewusst mit dieser Rettung des Lebens von zumindest eines Aramäers – mehr konnte er freilich nicht retten – von allen Sünden rein waschen. Doch er hatte sich noch nie mit einem Aramäer vom Lande unterhalten. Und noch nie mit einem besiegten Feind.
    Die Soldaten warfen das Los untereinander, wer von ihnen sich einen der Aramäer nehmen und enthaupten durfte. Sie benutzten dafür kleine Steine, welche sich im Staub zu ihren Füßen befanden. Jeweils einer von zwei hob einen kleinen Stein auf und hinter seinem Rücken verhüllte er ihn entweder in der einen oder der anderen Hand. Dann hielt er seine zu Fäusten geballten Hände dem anderen Mann hin und er musste raten, in welcher Hand sich der Stein befand. Wenn er die richtige Hand gewählt hatte, und sich der Stein in ihr befand, durfte er seinen Säbel ziehen und einen der Aramäer töten. Es galt als große Ehre, einer der Vollstrecker zu sein. Die Soldaten gierten danach, das Lose-Ziehen zu gewinnen. Doch einer von ihnen scheute sich davor, nämlich Ali Muhammad Mustafa. Sein Widersacher Ümit beobachtete ihn und ihm fiel sofort die Trübnis in den Augen des vermeintlichen Verräters auf. Omar Muhammad tippte auf die richtige Hand des Ali Muhammad und zog seinen Säbel. Ümit trat vor und stellte sich Omar in den Weg. Omar verstand Ümits Einwand nicht. Ümit schaute verächtlich zu Ali Muhammad herüber. Die Augen aller anwesenden Soldaten waren auf die beiden Männer gerichtet, sogar die des Paschas.
    „Dein Freund wird den nächsten Schlag ausführen!“
    Omar drehte sich verwirrt zu Ali Muhammad um. Ali Muhammad seufzte nur. Er hasste zwar diesen Ümit, doch hatte er sich nie von dessen Schikanen provozieren lassen. Bevor Ümit ein weiteres Wort

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