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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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dunkle Ringe und große Schweißflecken auf seinem Hemd. Die drei Männer dachten, Muhammad hätte sich mit dem Deutschen geschlagen.
    Muhammad schlug mit seiner rechten Hand auf den Oberschenkel seines rechten Beines. „Warum habe ich mich überhaupt dem Willen der Türken gebeugt! Ich hätte ihnen eine Abfuhr erteilen sollen!“
    Raschid und Abdul hielten sich aus dem Gespräch heraus.
    „Nein, das hätten wir nicht tun können. Sie wären dann gegen uns ins Felde gezogen, glaub mir.“
    Muhammad starrte vor sich hin. Er schüttelte den Kopf.
    „Du siehst sehr müde aus. Leg dich hin und schlafe ein paar Stunden.“
    Er befand sich immer noch in seinem Delirium. Karims Worte nahm er zwar wahr, doch angelangt in seinem Gehirn verpufften sie schnell wieder. Langsam schloss er seine Augen. Sein Nacken wurde schwerer, seine Brust drückte, und er hatte einen unstillbaren Durst. Zu seiner linken Seite lag die Feldflasche von Raschid. Er nahm sie mit seiner linken Hand und trank sie mit einem Schluck leer. Alle drei anderen Männer schauten ihm verwundert dabei zu. Als er fertig war, warf er die Flasche zur Seite, genau zwischen Abduls und Radschids Füßen.
    Er guckte keinen von ihnen an, immer schaute er nur auf den Boden vor sich hin. Dann nickte er wieder. „Ja, ja, sie sind mächtiger als wir, deswegen sind wir ihre Sklaven. Deswegen tun wir die Drecksarbeit für sie. Ja, deswegen tun wir die Drecksarbeit für sie. Wir tun die Drecksarbeit für diese verfluchten Türken!“
    Karim sprang entsetzt von seinem Platz auf und eilte zu Muhammad. Er fasste ihn an seinem rechten Arm an. „Muhammad, leg dich bitte hin, du musst dich ausruhen.“
    Muhammad schubste den am rechten Bein gelähmten Karim zurück. „Lass mich in Ruhe! Ich sage dir, ich werde sie alle fertigmachen! Sie alle werden sehen, wer ich bin! Sie werden sehen, wer der Herr hier ist!“
    Er sprach in solch einer hohen Lautstärke, Karim und seine beiden Freunde befürchteten, die Söldner in den benachbarten Zelten würden sie hören und in jedem Moment in ihr Zelt eindringen. Doch dergleichen geschah nichts.
    Der Angetrunkene wandte sich Karim zu. „Tut mir leid. Das habe ich nicht gewollt.“
    Karim richtete sich wieder auf und erwiderte ihm, es sei nichts geschehen. Der Agha starrte sogleich wieder dieselbe Stelle vor ihm auf dem Boden an. Dann hob er seinen rechten Arm bis zu seiner Augenhöhe an und streckte den Zeigefinger aus. „Der Deutsche wird sterben. Wir müssen ihn töten. Ihr müsst mir dabei helfen.“
    Karim warf sich erschrocken zurück auf seine Matte hin. Für einen Moment drehte sich alles um ihn herum vor seinen Augen. Dann schärfte sich sein Blick wieder und er starrte die ganze Zeit die Decke des Zeltes an. Er hatte eine schlimme Vorahnung. Seinem König und besten Freund wollte er auch weiterhin folgen, auch wenn jener seinen Verstand verloren hätte. Ob seine beiden Kameraden Abdul und Raschid dies ebenso tun würden, dessen war er sich nicht sicher. Er kannte sie seit ihren Kindertagen. Abduls Geburt hatte er sogar miterlebt. Er stand damals draußen bei den Männern, als Abduls Mutter in den Wehen lag. Durch seine schüchterne Art wirkte er besonnen auf Karim. Deswegen vertraute er ihm. Raschid hingegen hatte ihn schon einmal schwer enttäuscht. Vor zehn Jahren hatte er ihm viel Geld geliehen, welches jener Raschid verprasste. Drei ganze Jahre hatte Karim den Kontakt zu ihm gemieden. Schließlich brachte sie der damals erst 14-jährige Abdul einander näher.
    Karim hob seinen rechten Arm und machte eine schnelle Bewegung in Richtung Ausgang. Raschid und Abdul nickten. Sie standen auf und entfernten sich aus dem Zelt. Sie befanden sich im Krieg, hier sei es zu riskant, irgendjemandem zu vertrauen, dachte er, daher schickte er sie hinaus.
    Nun war er allein mit seinem Freund. Muhammad starrte immer noch mit halboffenen Augen auf den Boden. Karim richtete sich auf, er saß nun aufrecht und betrachtete den Agha. Er schüttelte den Kopf. Muhammad war zum ersten Mal vor seinen Augen nicht Herr über seinen eigenen Gemütszustand. „Das war nicht richtig, Bruder. Sie haben es gehört.“
     
    Am nächsten Tag ritten die beiden Deutschen im Heer der Muslime vor der Kolonne voran. Sie hielten einen Abstand von mindestens zehn Metern. Sie wussten nicht den Weg, die Soldaten der ersten Reihen riefen ihnen entgegen und machten Handzeichen, wenn sie in die falsche Richtung ritten.
    Heinz sah blass und erschöpft aus. Die gestrige

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