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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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sagen konnte, eilte er nach vorne und huschte an den beiden Männern vorbei. Er zog seinen Säbel und köpfte Klemens. Hätte er gewartet, hätte Ümit im nächsten Moment seinen Verdacht gegen ihn geäußert, jener mit einer Christin verheiratete Ali Muhammad Mustafa sei womöglich ein Verräter des Reiches. Verärgert verschwand Omar Muhammad hinter den Reihen der Männer und ging zurück hinter den Hügel. Ümit konnte nun natürlich nicht mehr seinen Verdacht äußern, doch traute er dem Ali Muhammad immer noch nicht.
    Nachdem sie alle vierzehn Männer enthauptet hatten und ihre Leichen mit den abgetrennten Köpfen vor ihnen lagen, schlug Ümit vor, ihre Köpfe einzusammeln und mit nach Iwardo zu nehmen, um sie dort den Feinden zuzuwerfen, um sie abzuschrecken. Vor Angst würden sie dann bestimmt aufgeben. Seine Kameraden fanden seinen Vorschlag sehr gut. Sie wollten danach weiterziehen, doch der Pascha befahl ihnen noch, die Leichen in den Fluss zu werfen. Hier im Tal dürften sie nicht liegen bleiben, denn auch Karawanen aus fremden Ländern und europäische Botschafter würden diese Landwege benutzen und sie dürften auf gar keinen Fall die Leichen der erschlagenen Aramäer sehen. So trugen jeweils zwei Soldaten eine Leiche über den Hügel zum Flussufer.
    Ali Muhammad dachte über Ümit nach. Dieser Ümit hatte ihn dazu gezwungen, diese schändliche Tat begehen zu müssen. Zweifellos würde eben jener Ümit bei der nächsten Gelegenheit ihn vor aller Augen unter Druck setzen. Irgendwie musste er seine absolute Treue zum osmanischen Reich und seinen Hass auf die Christen beweisen. Während er in seinen Gedanken versunken war, beobachtete er die Männer, wie sie die Leichen in den Fluss warfen. Dort trieben schon drei Leichen an der Oberfläche des Wassers. Dabei fiel ihm ein, die Leichen würden die ganze Zeit an der Oberfläche schwimmen und Reisende würden sie doch irgendwann sehen. Er trat sofort nach vorne und bat die Männer, keine Leiche mehr in den Fluss zu werfen. Ein Raunen ging durch die Menge. Ümit stand nicht am Fluss. Ali Muhammads Herz schlug höher, denn Ümit würde wohl im nächsten Moment hervortreten und ihn einen Verräter schimpfen. Er musste auf den Pascha warten, denn nur dieser würde die Männer zur Vernunft bringen können.
    Dann endlich vernahmen die Männer einen lauten Schrei hinter ihnen. Dort stand der Pascha, hoch oben auf seinem Ross. Er starrte Ali Muhammad an und fragte ihn, was denn geschehen sei. Ali Muhammad teilte ihm seine Bedenken bezüglich dieser Leichenbeseitigungsmaßnahme mit. Der Pascha stimmte ihm zu und sagte,  er selbst habe gar nicht daran gedacht. Er bedankte sich bei ihm. Ümit hatte sich nun zu Ali Muhammad vordrängeln können. Ali Muhammad schaute ihn wie einen Sieger an. Der junge Mann aus Ismir seufzte wie ein Verlierer. Der Ehemann einer Armenierin fühlte sich gut, er empfand sogar Freude. Er sah plötzlich nicht mehr das viele Blut und die Sünden dahinter. Dies war nun sein Moment. Er konnte die Gunst des Paschas gewinnen. Die Soldaten standen herum und wussten nicht, wie sie mit den Leichen weiter vorgehen sollten. Dann fiel ausgerechnet jenem Ali Muhammad eine gute Lösung ihres Problems ein. „Wir schlitzen ihre Bäuche auf und füllen sie mit großen Steinen. Die Steine werden sie unter Wasser halten.“
    Sprachlos und erstaunt über seinen neuen und genialen Einfall schauten ihn die Männer im Kreis an. Sogar Ümit konnte er hiermit imponieren. Doch dann hatte Hassan Einwände, die Leichen würden dennoch nicht im Fluss versinken. Dann beugte sich Ali Muhammad selbst über eine der Leichen, zog seinen Säbel und schlitzte den Unterleib auf. Die Gedärme kamen hervor. Er riss sie mit seiner linken Hand heraus. Dann befahl er, ihm einige Steine zu holen. Mehrere Männer beeilten sich und kamen sofort wieder. Fünf Steine größer als die Handfläche seiner rechten Hand stopfte er in den Bauch der Leiche hinein. Dann stand er auf und zog die Leiche an den Armen zum Fluss. Seine Rüstung war blutüberströmt. Seine Hände waren vom vielen Blut des toten Aramäers glitschig geworden.
    Die kopflose Leiche trieb auf dem Fluss davon. Sie sank und verschwand unterhalb der Wasseroberfläche. Auch das vom Blut des Toten rot verfärbte Wasser des Tigris nahm wieder seine gewöhnliche durchsichtige weiße Farbe an.
     
    Nur noch einen Tagesmarsch von Iwardo entfernt, rasteten sie im Tal, auf einer weiten Ebene. Zwischen den Hügeln war ein sehr großer

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