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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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mich“, sprach der Abuna Isa mit demütiger Haltung, sein Haupt dabei gesenkt wie bei den Sündern, welche zu ihm zur Beichte kamen.
    Die Miene des Wesirs regte sich nicht. Er öffnete seinen Mund, als dann jemand an das Tor des Klosters schlug. Der Abt öffnete das Tor und Siwar trat schwer atmend ein. Er hob den Zeigefinger seiner linken Hand in die Luft. „Matthias ist es gewesen! Matthias hat auf ihn geschossen!“
     
    Der Schwachsinnige hielt inne, rechts unweit neben ihm der Wesir. Isa, der Vater, regte sich nicht, er stand fassungslos da. Sollte er jetzt seinen Sohn anschreien vor dieser angespannten Versammlung? Er trat schleichend voran. „Siwar, sei still!“, ermahnte er ihn mit leiser Stimme, kaum mehr als ein Flüstern.
    Matthias fuchtelte mit seinen Armen in der Luft, um die Aufmerksamkeit der Männer auf sich zu lenken. „Ja, es ist alles meine Schuld. Bestraft mich.“
    Muhammad starrte Matthias lange schweigend an. Er musterte ihn wie einen zum Verkauf angebotenen Sklaven. Matthias rührte sich nicht und starrte mit gebeugtem Haupt den Wesir an, genau dieselbe Haltung wie bei ihrer ersten Begegnung.
    Isa ergriff Siwar am linken Arm und zog ihn zu sich.
    Der Wesir lächelte freundlich. „Nein, du nicht.“
    Wieder herrschte absolute Stille unter den Anwesenden. Gerade wollte der Dorfälteste das Wort erheben, da trat Abuna Isa abermals vor. „Exzellenz, Ihr habt uns stets gut vor unseren Feinden beschützt. Wir sind Euch dafür immer dankbar gewesen. Wir wissen Eure Aufopferung zum Wohle unseres Dorfes und sogar zum Wohl aller aramäischen Dörfer des Tur Abdin zu schätzen. Herr Wesir, Ihr habt das Wort eines Gottesmannes. Kein Bewohner unseres Dorfes würde es wagen, Euch Leid zuzufügen.“
    Zur Überraschung von Matthias machte Isa mit seiner linken Hand eine zu ihm geworfene Bewegung. Isa mochte Matthias' unkonventionellen und unfamiliären Aktivitäten nicht gutgeheißen haben, dennoch war er für ihn immer noch sein Sohn.
    Die Augen des Wesirs gingen durch die Runde, als würde er ihre Gesichter mustern, um den Täter wiederzuerkennen.
    „ Bist du der Vater des Jungen, auf den ich geschossen habe?“
    Isa guckte mitleidsvoll, schweigend und demütig nickte er. Muhammad trat näher an ihn heran. „Was ist mit ihm geschehen? Ist er tot?“
    Isa nickte wieder demütig.
    „ Wie hieß er?“
    „ Gabriel, mein Herr.“
    Der Wesir seufzte und wollte nun weiterreden, als sich plötzlich Siwar auf ihn stürzte. „Mörder von Gabriel!“
     
    Maria schwieg die ganze Zeit über, auch als sie das junge hübsche Mädchen vor der Haustür erblickte. Rahel begab sich zur Tür. Die Mutter befand sich immer noch in ihrem Trauma-Zustand, doch war ihr Verstand immer noch klar.
    „Sie haben mich nicht ins Kloster gelassen. Mein Bruder ist allein mit den anderen Männern dort. Ich traf drüben einen Jungen, der mir sagte, dass Matthias hier wohnt.“
    „ Er ist mit Vater zum Kloster heraufgegangen. Du müsstest ihn getroffen haben. Woher kennt ihr euch überhaupt?“
    „ Wir haben uns nur flüchtig getroffen.“
    Rahel musterte das Mädchen. Ihr Bruder also zusammen mit einer Kurdin, also hatte ihre Mutter doch recht gehabt, dachte sie. Meridschan bat um Einlass, doch Rahel verwehrte ihr dies. Die Kurdin verschwand hinter der Böschung hinter dem Haus. Rahel gesellte sich wieder zu ihrer Mutter. „Hast du das mitbekommen, Mutter? Diese Mohammedanerin hat behauptet, sie würde Matthias kennen. Er hat uns noch nie etwas von ihr erzählt. Wen er wohl noch alles kennt? Du hattest recht, Mutter, er ist ein Taugenichts. Und Vater hatte auch recht, diese Bücher haben ihn verrückt gemacht.“
    In Marias versteinertem Gesicht regte sich Leben. „Sie sind immer noch nicht zurück.“
    „ Ja, Mutter. Ich hoffe, es ist nichts Schlimmes geschehen.“
    Die Mutter winselte, aus Rahels Augen tropften Tränen ihre Wangen herunter. Marias Körper zitterte und aus ihrem Rachen kam ein Krächzen. „Mein geliebter Sohn, wo bist du? Neun Monate lang habe ich dich in meinem Bauch getragen, ich habe dich auf die Welt gebracht, dich gesäugt und großgezogen. Das Sprechen habe ich dir beigebracht und das Gehen. Mein Essen hast du jeden Tag gekostet. Du hast mich deine Mutter genannt. Du hast mich geliebt. Jeden Morgen kurz nach Sonnenaufgang tratst du an mich und wecktest mich. Oh, mein geliebter Sohn, du warst noch so jung. Gerade erst bist du zu einem Mann herangewachsen. Eine Braut wollte ich dir suchen. Die

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