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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Ich verstehe nicht, warum Gott auf die Erde kommen sollte, um sich von den Menschen töten zu lassen?“
    „ Der Islam hat im Allgemeinen ein Problem damit. Er sieht es als eine Schwäche an und Gott sei nicht schwach. Es geht uns aber nicht um Stärke. Gott selbst zeigt damit, wie sehr er seine eigene Schöpfung, den Menschen, liebt. Nur ein Mensch, der nicht von der Erbsünde befleckt war, musste sein Leben hingeben. Und eben dieser unsündige Mensch konnte nur Gott selbst in Menschengestalt sein. Durch sein Opfer und seine Wundertaten hat er uns seine unendliche Liebe und seine Wahrhaftigkeit bewiesen.“

 
    „ Du kennst dich so gut darin aus. Ich mag das. Erzähle mir mehr davon.“
    Noch nie hatte er ein solch wissbegieriges Mädchen gesehen. Er redete und redete weiter und erzählte mehr über den Islam und das Christentum. Sie hörte ihm zu wie eine unwissende Heidin, welche an ihre alten Werte zu zweifeln begann.
    Matthias genoss diese Unterrichtsstunden. Mehr und mehr liebte er diese für ihn eigentlich noch fremde Zigeunerin. Sie war eine reine Seele und ihr Körper war unbefleckt.
    Jedoch dachte er immer noch an Meridschan und blieb daher distanziert Soraja gegenüber.
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     
     

 
    Muksi Antar
     
     
    Antar war nur ein Jahr jünger als Aljas, dem Dorfältesten, aus der Sippe des Malke. Er hatte zwölf Kinder, deren Namen er bisweilen vergaß und verwechselte. Seine Kinder hießen Antar, Isa, Danho, Makko, Leila, Gaurije, Farida, Steifo, Chasme, Ablahad, Barsaumo, Sarife. Außer den beiden jüngsten Kindern waren alle schon verheiratet und hatten Kinder.
    Für seine 95 Jahre war er noch recht vital. Ein Mann seines Alters lehnte sich zurück und wartete nur noch auf den Tag seines Todes. Bis dahin genoss er einen jeden. Er war humorvoll, lachte oft und machte Späße mit Kindern und Jugendlichen und bisweilen auch Männern seines Alters. Aljas, der Dorfälteste, war sein Schwager, verheiratet mit seiner Schwester Chasme.
    In Wahrheit ertrug Antar nicht die Gegenwart des melancholischen und strengen Aljas. So machte er sich gerne über ihn lustig, was Aljas stets nicht gut aufnahm.
    An vielen Tagen saßen sie spätnachmittags auf der Hinterseite des Hofes der Kirche des Dorfes, ihre Gesichter nach Norden gerichtet und in ihrer linken Hand eine Misbaha, eine Art kleiner Rosenkranz, mit der die Alten mit dem Abzählen der einzelnen Perlen sich die Langeweile vertrieben. Sie pflegten bei Dschwatat (Diskussionen) - auch wenn sie sich unterhalten fühlten - ihre Misbaha über ihre Hand zu schwingen.
    An diesem Tag, an einem Freitag, saßen die beiden unfreiwillig gewordenen Freunde nebeneinander. Für den Moment noch waren sie allein.
    Antar grinste oder lächelte, man konnte nie mit Bestimmtheit sagen, was genau, und dabei trat stets die große Lücke zwischen seinen Schneidezähnen seiner für sein hohes Alter erstaunlicherweise gut erhaltenen Zähne, hervor. „Ach, Muksi, egal wie ich mich auch anstrenge, ich werde dich nie an Frömmigkeit übertreffen können.“
    Muksi wurde von den Aramäern jemand genannt, welcher einmal in seinem Leben die heilige Stadt Jerusalem besucht hatte und auf dem Leidensweg Jesu Christi geschritten war.
    Aljas betete noch das „Abun d'Baschmajo“, das „Vater unser“, leise vor sich hin. Nun war er fertig. Direkt nachdem er „Amin“ gesagt hatte, schaute er grimmig zu Antar auf und hob verächtlich seine rechte Hand. „Du Dreckskerl, warum verstehst du es einfach nicht! Du sollst mich nie beim Beten stören! Was für einen Idioten meine Schwester geheiratet hat! Ach, ach.“
    „Ach, Muksi, wenn du mich weiter so ermahnst, komme ich wirklich noch in die Hölle. Du hast vergessen, das Kreuz am Tor der Kirche zu küssen.“
    „ Habe ich nicht!“
    „ Doch, hast du! Das musst du sofort nachholen, sonst ist Gott sauer auf dich.“
    Gerade wollte Aljas anheben, um Antar wieder zu beschimpfen, als er merkte, er hatte tatsächlich nicht das Kreuz am Tor der Kirche geküsst. So erhob er sich von seinem Platz und trottete zum Tor der Kirche.
    Antar wandte sich um, er grinste. „Du musst es noch einmal küssen! Intensiver!“
    Aljas fiel immer wieder auf solche Streiche seines Schwagers herein.
    Er kam wieder zurück und setzte sich wieder neben Antar hin.
    „ Ach, Aljas, weißt du noch, wie herrlich die heilige Stadt war. Während ich in einem türkischen Verlies in Nusaybin verreckte,

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