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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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Aramäer unternommen?“
    „ Unternommen? Worauf willst du hinaus?“
    „ Ich habe dir doch gesagt, dass sich so etwas nicht geziemt für eine Frau deines Alters und deines Standes.“
    „ Was redest du da? Ich habe nichts Unehrenhaftes getan. Der kleine Mann heißt Matthias. Wir haben doch nur miteinander gesprochen. Ich habe noch nie einen kleinen Mann gesehen.“
    „ Also hast du dich nur aus reiner Neugier dich bei ihm aufgehalten? Machst du dich etwa über ihn lustig?“
    Sie schwieg. Er schaute die ganze Zeit über geradeaus und behielt den Weg vor ihnen im Blick. „Auch das gehört sich nicht! Du verletzt den armen Jungen auf diese Weise sehr.“
    „Was meinst du?“
    „ Jetzt tu nicht so auf unwissend, Schwester! Ich kenne dich zu gut! Spiele nicht wieder!“
    „ Er will doch nichts von mir und ich nichts von ihm. Warum machst du solch einen Aufstand?“
    Der Arzt beschloss für sich, die Sache auf sich beruhen zu lassen. Seine Schwester würde doch sowieso nicht auf ihn hören. Psychologie hatte er ebenfalls an der Universität von Konstantinopel studiert und kannte daher die Menschen, und im Speziellen ihr Handeln, sehr gut. Seine Anschuldigungen gegen seine Schwester würden diese nur zu weiteren Missetaten anstacheln, dessen war er sich klar.
    In Kafro lebten dreimal so viele aramäische Familien wie in Badibe. Die Menschen hier lebten gut von dem Weinanbau. Die Kafroje waren allgemein von ihrer Moral her gelassener eingestellt als die Badeboje. Und fast jeder von ihnen trank gerne Kaffee und nicht Tee. Allabendlich trafen sich die Dorfbewohner, die Alten und die Jungen, zu einem Kaffeekränzchen. Es wurde wild durcheinander geredet, und die jungen Mädchen tanzten. Sie hielten gute Beziehungen zum Bischof vom Kloster Sankt Gabriel, obwohl sie bei weitem nicht so fromm waren wie die anderen Aramäer des Tur Abdin. Zwar hassten auch sie die Muslime und die Kurden und Türken im Allgemeinen, doch waren sie ihnen gegenüber toleranter eingestellt als die Bewohner der anderen aramäischen Dörfer. So gab es hier sogar einige muslimische Familien, welche friedlich und harmonisch neben den Aramäern lebten.
    Gleich als Meridschan und ihr Bruder hier ankamen und vor ihrem kleinen heruntergekommenen Häuschen anhielten, verschwand sie im Nu aus den Augen Abdullahs. Er jedoch war zu müde, um ihr nachzufolgen und legte sich auf eine Matte im Hinterhof seines Anwesens hin und schlief fest.
    Die reizende Meridschan wartete mitten im Wald von Bäumen auf der Anhöhe des Südhügels des Dorfes. Dort traf sie sich oft heimlich mit jemandem.
    Als hätte er sogleich den lieblichen Geruch ihres Körpers gewittert, tauchte der Jemand nur kurze Zeit später tatsächlich auf. Ali war sein Name. Er war hochgewachsen und stämmig. Er war der Sohn des wohlhabenden Hirten Mahmud und seiner Frau Fatima. Sie waren eine der wenigen kurdischen Familien des Dorfes. Tagsüber führte er die Schafe seines Vaters auf die Weide und am frühen Abend hatte er stets die Gelegenheit, ohne seitens seiner Eltern den Verdacht auf sich zu lenken, auszutreten und sich mit Frauen zu treffen. Er hatte zwar große braune Augen, jedoch war er eigentlich kein Schönling. Es war seine Statur, welche die Frauen verführte. Er zog die christlichen und die muslimischen Frauen des Dorfes gleichermaßen an. Die Arbeit für seinen Vater ermüdete ihn, er tat sie nur aus Pflichtgefühl seiner Familie gegenüber und um sich sein reiches Erbe zu sichern. Sonstige Nebenbeschäftigungen hatte er nicht, außer der Jagd. Er war ein vortrefflicher Schütze. Einmal im Monat veranstalteten die

 
    Kafroje einen Wettbewerb. Mehrere Male hatte er diesen schon gewonnen und konnte so den Neid der aramäischen Männer und die Blicke der Frauen auf sich ziehen.
    Für Konversationen war er nicht geschaffen. Die Frauen störte dies nicht, sie wollten nur Liebe mit ihm machen.
    Meridschan lächelte, schaute zu ihm auf und umklammerte sogleich seinen Nacken mit ihren Armen. „Mein Geliebter.“
    Er - übermannt von Leidenschaft - zog ihren Rock hoch.
    Die meisten Frauen waren nicht gewillt, ihm ihre Ehre zu opfern. Sie beließen es bei Küssen und Fummeleien. Nur wenige gaben sich ihm ganz hin. Meridschan war eine dieser Frauen. Sie schloss ihre Augen und genoss den Stoß der Lenden dieses Titanen. Ihre Beine umklammerten ihn, sie hing an seinem Körper. Sie hasste ihr Leben und er gab ihr diese schönen Momente der Flucht.
    Er ließ sie vorsichtig zu Boden, auf dem

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