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Liebe und Völkermord

Liebe und Völkermord

Titel: Liebe und Völkermord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Imran
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neben meinen Brüdern. Und seitdem plagen mich nicht mehr solche Probleme.“
    „ Würdet Ihr sagen, Ihr seid unsterblich in sie verliebt gewesen, Vater?“
    Der Geistliche zuckte mit den Achseln.
    „Gibt es Menschen, die für die Liebe sterben würden?“
    „ Von solchen Menschen habe ich schon gehört. Was jedoch soll es denn bezwecken, wenn die Verehrte dem Liebhaber doch nicht seine Liebe erwidert?“
    „ Ihr habt recht, Vater. Wenn sie mich nicht liebt, dann bewirkt auch das größte Opfer nichts. Mit einem Opfer, egal welcher Art, kann man die Liebe der Frau nicht gewinnen.“
    „ Der heilige Michael der Große hat auch darüber geschrieben. Ich habe dir auch andere Bücher gegeben, wo auch so Einiges über dieses Thema drin steht. Liebe ist jedoch ein so breitgefächertes Thema, darüber lässt sich ewig diskutieren.“
    „ Wenn wir in die Geschichte schauen, so gab es eine ganze Reihe von interkulturellen und interreligiösen Hochzeiten. Man denke da an Julius Cäsar und Kleopatra, oder Justinian und Theodora, oder Alexander der Große und Roxane, oder König Salomon und die Königin von Saba, oder Samson und Delilah. Die Griechen haben sogar einen Krieg geführt wegen einer Frau, Helena, die Frau von einem der beiden Könige von Sparta, Menelaos, die sich in den trojanischen Königssohn Paris verliebt hatte und mit ihm durchgebrannt war. Es gibt noch viele weitere Beispiele.“
    „ Sehr gut. Fällt dir bei all den Geschichten dieser Paare etwas auf?“
    „ Der Mann ist stets der dominante und die Frau wollte ihn deswegen ausnutzen. Meint Ihr das?“
    „ Das ist richtig. Jeder dieser Männer war sehr mächtig und diese Frauen haben sie deswegen bewundert und hatten daher solch ein großes Interesse an ihnen. Ich meinte aber etwas ganz Anderes.“
    „ Ich verstehe, was Ihr meint. All diese Beziehungen liefen nicht gut. Die Frauen waren beim Volk ihres Ehemannes nicht beliebt und wurden nie akzeptiert. Dieser Punkt trifft jedoch bei Helenas Fall nicht zu.“
    „ Richtig. Genau so, wie diese Frauen diese Männer wegen ihrer Macht oder ihrer Stärke verehrten, nutzten sie sie schamlos aus und verrieten sie sogar, wie zum Beispiel Delilah. Wie du schon richtig sagtest, das trifft nicht auf alle zu. Ausnahmen gibt es immer.“
    „ Aber Delilah hat Samson doch noch geliebt, und ist am Ende mit ihm in den Tod gegangen. Genauso wie Kleopatra bei Markus Antonius. Ich glaube schon, dass es wahre Liebe gibt, und sie Barrieren solcher Art letztendlich überwindet.“
    Abuna Petrus runzelte die Stirn, das tat er immer, wenn er verblüfft war wegen irgendetwas.
    Sie schwiegen eine Weile lang.
    Sie schauten zum Ausgang der Höhle, sie sahen Johanna, die Frau des Bürgermeisters, im Innenhof.
    „Tu das, was dein Herz dir sagt. Vertraue auf Gott. Alles wird gut werden. Wenn du verletzt wirst, schreib ein Buch, schreib irgendetwas und verarbeite deinen Kummer. So lernst du, am besten damit umzugehen.“
    Matthias bedankte sich bei seinem früheren Mentor.
    Als er am Tor zum Ausgang stand und Abt Juhanun ihm dieses öffnete eilte Johanna herbei. Sie begleitete Matthias hinunter zum Dorf. Sie hatte schwarze Ringe unter ihren Augen und ihr Gesicht war bleich.
    „ Bist du krank geworden, Tante?“
    Sie war die Cousine väterlicherseits seiner Mutter.
    „Ich spüre seit einigen Wochen einen starken Schmerz in meinem Bauch. An manchen Tagen ist der Schmerz sehr stark. Es ist irgendetwas in meinem Bauch drin.“
    Sie bat Matthias, sich die Schmerzstelle anzuschauen. Auf halbem Wege traten sie zur Seite abseits des Gehweges neben den Sträuchern, damit sie niemand sehen konnte.
    Er befühlte ihren Bauch. Unterhalb ihres Brustkorbes war etwas Hartes. So etwas hatte der kleine Mann noch nie gesehen beziehungsweise angefasst. Es machte ihm Angst. Er schüttelte seine Hand, als wollte er Dreck von ihr abschütteln. Er schloss seine Augen  und wandte seinen Blick von ihr ab, als würde er sich im kommenden Moment übergeben müssen.
    Er sagte ihr nur, er wisse nicht, was das sei. Sie solle sich jedoch keine Sorgen machen, es sei nichts Ernstes, fügte er hinzu. Er log sie an, und es tat ihm leid. Irgendwo in einem seiner Bücher hatte er von diesem Phänomen erfahren. Es war ein Geschwür. Und es würde ihr wohl den Tod bringen.
    Sie schlenderten weiter in Richtung des Dorfes. Sie schwiegen. Johanna versuchte, nicht an das Ding in ihrem Bauch zu denken, doch es funktionierte nicht. Sie sah Unheil über sie heraufkommen.

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