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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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das ausgesprochen interessant, wenn ich bedenke, dass der Allererste, mit dem die Hopse je gehopst ist, Chad war, stimmt’s, Liebling? Zum Glück bekam ich ihn dann als Nächste, aber erst nachdem sie wieder abgehopst war.«
    »Ich verstehe immer noch nicht, wie das sein kann. Die Hopse ist auf keinen Fall älter als sechsunddreißig. Roly, du weißt, wie alt die Hopse ist, wir sind doch alle zusammen immer zu Miss Vacani gegangen, du mit deinem kurzen Kilt, und dann Schürhaken und Zange über Kreuz zum Schwerttanz auf den Boden gelegt. Kann sie denn älter als sechsunddreißig sein?«
    »Es stimmt schon, Spatzenhirn, rechne doch mal nach! Sie hat mit achtzehn geheiratet, achtzehn plus achtzehn ergibt sechsunddreißig, stimmt’s, oder habe ich recht?«
    »Ja. Aber was ist mit den neun Monaten?«
    »Keine neun, Liebling, keine Rede von neun, weißt du nicht mehr, was das Ganze für ein Schwindel war, wie groß der Blumenstrauß sein musste, den sie vor sich hielt, die Ärmste? Das war es doch! Sie musste !«
    »Veronica treibt es mal wieder zu weit – kommt, wir spielen zu Ende.«
    Mit einem Ohr lauschte ich dieser fesselnden Unterhaltung, mit dem anderen auf das, was Lady Montdore sagte. Nachdem sie mich mit einem ihrer charakteristischen Blicke, an die ich mich noch gut erinnerte, gemustert und mir auf diese Weise zu verstehen gegeben hatte, was ich schon wusste, dass nämlich mein Tweedrock hinten bauschte und warum ich keine Handschuhe trüge (ja warum eigentlich, ich hatte sie bestimmt im Wagen vergessen, aber woher den Mut nehmen, zu fragen?), erklärte sie in äußerst freundlichem Ton, ich hätte mich in den letzten fünf Jahren mehr verändert als Polly, aber Polly sei jetzt viel größer als ich. Wie ging es Tante Emily? Und Davey?
    Darin bestand ihr Charme. Ganz plötzlich konnte sie sehr freundlich werden, gerade wenn es so aussah, als wolle sie kein gutes Haar an einem lassen. Es war der Charme eines schnurrenden Pumas. Sie schickte nun einen der Männer los, nach Polly zu suchen: »Wahrscheinlich spielt sie Billard mit Boy«, und schenkte mir eine Tasse Tee ein.
    »Und hier«, sagte sie, indem sie sich an die ganze Gesellschaft wandte, »ist Montdore.«
    Vor denen, die sie als ebenbürtig ansah, nannte sie ihren Mann immer Montdore, aber in Grenzfällen, etwa für den Grundstücksverwalter oder Dr. Simpson, war er Lord Montdore, wenn nicht gar Seine Lordschaft. Nie habe ich sie von ihm als »meinem Mann« sprechen hören, denn auch dies gehörte zu der Geisteshaltung, durch die sie sich weithin so unbeliebt machte: die Entschiedenheit, mit der sie jedem bedeutete, wo er ihrer Meinung nach hingehörte und zu bleiben hatte.
    Das Geschnatter brach ab, als Lord Montdore im Glanz seines wunderbaren Alters den Raum betrat, und diejenigen, die nicht schon standen, erhoben sich respektvoll. Er gab allen die Hand und hatte für jeden ein passendes Wort.
    »Da ist ja auch meine Freundin Fanny. Groß geworden. Weißt du noch, wie wir bei unserem letzten Beisammensein über das Kleine Mädchen mit den Zündhölzern geweint haben?«
    Stimmt gar nicht, dachte ich. Menschliche Wesen vermochten mir als Kind grundsätzlich keine Tränen zu entlocken – Black Beauty vielleicht!
    Er wandte sich dem Kamin zu und hielt seine großen, dünnen, weißen Hände an die Flammen, während Lady Montdore ihm Tee eingoss. Das Schweigen im Raum dauerte an. Jetzt griff er nach dem Teegebäck, bestrich sich ein Scone mit Butter, legte es auf die Untertasse und wandte sich einem anderen alten Mann zu: »Was ich dich schon lange fragen wollte …«
    Sie ließen sich nebeneinander nieder und begannen eine leise Unterhaltung, während das Geschnatter der Stare nach und nach wieder anschwoll.
    Ich erkannte jetzt, dass ich in dieser Gesellschaft nichts zu befürchten hatte, denn für die übrigen Gäste war ich offenkundig von einer Art Tarnanstrich verdeckt; nachdem sich das anfängliche Interesse an mir gelegt hatte, war ich wie von der Bildfläche verschwunden und konnte mir in aller Ruhe das muntere Treiben ansehen. Die Hauspartys für Leute in meinem Alter, an denen ich im letzten Jahr teilgenommen hatte, waren viel anstrengender gewesen, denn dort erwartete man, dass ich eine Rolle übernahm und mich für die Bewirtung durch unterhaltsame Beiträge zum allgemeinen Gespräch revanchierte. Aber hier, wo ich unter so vielen alten Leuten wieder zum Kind wurde, wollte man mich vielleicht sehen, aber nicht hören. Ich sah mich um und

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