Liebe – wie im Maerchen
entspannt, das schwarze Haar zerzaust, die Augen geschlossen, der sinnliche Mund halb geöffnet.
Lächelnd nutzte Evie die Gelegenheit, sich ohne sein Wissen an seinem Anblick zu erfreuen. Er war unglaublich sexy, wie er so dalag
- gänzlich hemmungslos und im Bewusstsein seiner männlichen Schönheit. Vermutlich wäre ihm nicht einmal im Traum eingefallen, seine Blöße zu bedecken, wenn in diesem Moment ein Heer von Reportern in sein Schlafzimmer gestürmt wäre!
"Ich brauche etwas zu essen", sagte Evie schließlich.
"Nimm den Telefonhörer, und sag Asim Bescheid", schlug Raschid träge vor.
Seufzend beugte Evie sich über ihn und langte nach dem Telefon.
Ihr goldblondes Haar fiel wie ein seidiger Schleier über Raschids Wange, während Evie über das Haustelefon mit seinem Diener sprach.
"Sandwiches sind okay." Sie lauschte Asims Erwiderung und fügte mit einem herausfordernden Blick auf Raschid hinzu: "Nachdem er mich so lange hat warten lassen, wird er das essen, was ich bestelle, Asim. Und ich würde Hungers sterben, wenn ich darauf warten müsste, bis Sie etwas Warmes gekocht haben würden."
Raschid betrachtete sie aufmerksam, als sie den Telefonhörer zurücklegte. Zärtlich ließ er die Finger über ihre Wange gleiten.
"Warum hast du heute das Mittagessen verpasst?"
"Genau genommen habe ich es nicht verpasst. Mir haben nur die Begleitumstände nicht geschmeckt."
Raschid horchte auf. "Die da waren?"
"Klein beigeben." Evie wandte sich seufzend von ihm ab. Die Wirklichkeit hatte sie wieder.
"Erklär das bitte genauer!"
Sie stand auf, hinreißend in ihrer Nacktheit. Anmutig hob sie Raschids blaue Robe vom Boden auf und zog sie sich über. Obwohl ihr die Robe natürlich viel zu groß war, sah Evie fantastisch darin aus.
Entschlossen drehte sie sich zu Raschid um. "Mutter."
Jede weitere Erklärung erübrigte sich. Raschid setzte sich auf und strich sich sichtlich verärgert durchs Haar. Evie verschwand im Bad, wobei sie die lange Robe wie eine königliche Schleppe hinter sich herzog.
Anders als Raschids Schlafzimmer, in dem moderne westliche Elemente auf meisterhafte Weise mit den leuchtenden Farben und kostbaren Stoffen seiner Kultur kombiniert worden waren, war das Badezimmer ein arabischer Traum aus Tausendundeiner Nacht.
Zentrum des in strahlendem Weiß und Königsblau gefliesten Raumes bildete eine in ein Podest eingelassene Badewanne von der Größe eines kleinen Swimmingpools, darüber eine mit goldenen Ornamenten verzierte, verspiegelte Glaskuppel, die dem Ganzen einen pikanten Hauch von Dekadenz verlieh. Auch die Duschkabine besaß luxuriöse Ausmaße, wobei die mit goldenen Intarsien geschmückten Glastüren Kunstwerke waren.
Evie entschied sich für die Dusche. Während der warme Wasserstrahl ihren Körper massierte, verrieten ihr die Geräusche jenseits der Glastüren, dass Raschid ihr ins Bad gefolgt war. Doch er gesellte sich nicht wie sonst zu ihr in die Dusche, denn die Stimmung war verdorben. Ihre Mutter, sein Vater - einer der beiden schaffte es regelmäßig, ihre Laune zu dämpfen.
Nur wusste Raschid noch nicht, dass es noch schlimmer kommen sollte! Durch ihre Flucht ins Bad hatte Evie den Augenblick der Wahrheit nur aufgeschoben. Feigling! tadelte sie sich ärgerlich. Doch das, was sie ihm zu sagen hatte, rüttelte derart an den Festen ihrer Beziehung, dass sie nicht wusste, wie Raschid darauf reagieren würde.
Als Evie schließlich die Dusche verließ, hatte sie das Bad wieder für sich, doch Raschid war so aufmerksam gewesen, einen türkisfarbenen Seidenkaftan für sie herauszulegen, den er ihr einmal aus seiner Heimat mitgebracht hatte. Evie zog ihn an und löste ihr für die Dusche hochgestecktes Haar, so dass es ihr in seidigen, feuchten Kaskaden bis fast zur Taille fiel.
Sie fand Raschid an der Bar im Salon, wo er gerade zwei Gläser mit frisch gepresstem Orangensaft mit Mineralwasser auffüllte. Sie tranken beide nur sehr wenig Alkohol - Evie, weil sie sich nichts daraus machte, Raschid, weil es seine Religion verbot.
Raschid war mit einem Hemd und einer Hose bekleidet, was für Evie ein deutlicher Hinweis war, dass er vorhatte, sie später nach Hause zu fahren. Sie sollte die Nacht also nicht wie sonst bei ihm verbringen. Nun, vielleicht war es besser so. Evie kämpfte ihre Enttäuschung nieder. Was sie ihm zu sagen hatte, würde sowieso zumindest eine vorübergehende Trennung erforderlich machen, damit sie sich beide über die Bedeutung der neuen Situation klar
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