Liebenswerte Langhälse - über den artgerechten Umgang mit Gänsen
nachbarschaftlichen Bedenken, wenn sie allen Beteiligten die Rasseporträts bei einem Gläschen Rosé vorlesen und sie so in die Entscheidung miteinbeziehen.
Nachdem Sie sich für eine Rasse entschieden haben, möchten Sie sicher genau wissen, was Gänse alles brauchen, um glücklich zu sein. Hier also die Wunschliste der Langhälse auf einen Blick: ein weitläufiges, gut bewachsenes Grünland mit einem schattigen Plätzchen zum Dösen, eine Badegelegenheit, ein geräumiger, raubzeugsicherer Stall zum Schlafen sowie immer frisches Trinkwasser, ausreichend gesundes Futter und natürlich Menschen, die sie lieben. Nun folgen die Details.
Wie Gänse leben wollen
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Gänse brauchen Auslauf auf möglichst großen Flächen. (Foto: Dr. Richard Maurer)
Der Auslauf
Eine grundlegende Voraussetzung für das Halten von Gänsen ist eine ausreichend große Weidefläche, auf der sich die Tiere genügend bewegen und nach Herzenslust fressen können. Gänse sind von Natur aus Weidetiere und haben eine ausgesprochene Vorliebe für Grünzeug. Diese Ernährungsgewohnheit pflegt auch die Stammmutter unserer Hausgänse, die heute noch wild lebende Graugans, die sich ebenfalls rein vegetarisch von Gräsern, Blättern und Trieben bestimmter Landpflanzen ernährt.
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Gänse sind Weidetiere und sollten sich daher von reichlich Grünzeug ernähren dürfen. Das Bild zeigt die sehr seltenen Leinegänse. (Foto: Michael von Lüttwitz)
Am liebsten weiden Gänse auf einer großen Fläche ohne Buschwerk, denn sie möchten als „Augentiere“ alles überblicken können und sich eventuell im Gebüsch lauernden Gefahren gar nicht erst aussetzen. Laut aktueller Fachliteratur werden pro Gans circa 200 Quadratmeter Weidefläche veranschlagt. Meines Erachtens gilt das aber eher für größere Gänsebestände (Wirtschaftsgeflügel), bei denen aufgrund der großen Tierzahl eine weitläufige Fläche zusammenkommt. Für zwei privat gehaltene Gänse finde ich 400 Quadratmeter auf Dauer zu wenig und nur dann vertretbar, wenn es sich um eine leichte Gänserasse handelt. Die schweren Rassen jedoch verputzen täglich schon eine sehr beachtliche Menge an Grünfutter. Hier sollten es meiner Erfahrung nach mindestens 800 Quadratmeter für ein Gänsepaar sein. Wir unterteilen unsere Grünflächen in Portionsweiden. Das kommt den langhalsigen Vegetariern bei ihrer Nahrungssuche entgegen. Gänse in freier Wildbahn würden niemals nur auf einem Platz fressen, sondern sich ständig nach frischem und abwechslungsreichem Grünzeug umsehen. Außerdem wird durch Portionsweiden das Pflanzenwachstum geschont, denn Gänse haben einen kurzen, scharfen Biss. Auch der Hygiene ist es allemal zuträglich – was die Gänse vorn hineinfuttern, kommt hinten auch wieder sehr reichlich heraus. Allerdings fressen Gänse nicht alles, was auf der Weide wächst, weshalb nach dem Umtrieb die benutzte Fläche nachgemäht werden sollte, um wieder einen einheitlichen Pflanzenwuchs zu erreichen. Darüber freuen sich die Langhälse beim nächsten Umtrieb, denn sie bevorzugen Weidebestände mit einer Wuchshöhe von 10 bis 15 Zentimetern.
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Weidequalität
Die Anforderungen an eine Weide hängen in erster Linie von der Gänserasse ab, für die sie bestimmt ist. Eine stattliche Emdener oder Pommerngans braucht zum Beispiel beste Weide auf fruchtbaren Marschböden, die Diepholzer kommt auch mit knapperem Weidefutter, wie es auf kargeren Sandböden wächst, zurecht. Bei bester Weidequalität kommen die Gänse mit weniger Fläche aus, bei magerer Weide benötigen sie mehr. Wer ein Hanggrundstück besitzt, wo auf das Rasenmähen stets Rückenschmerzen folgen, der kann seine Gänse dieses getrost abweiden lassen. Vorausgesetzt, es ist nicht so steil, dass man sich erst anseilen muss, um die Tiere nach Hause zu treiben.
Ein Badeausflug zum See bringt Mensch und Gänsen Freude. (Foto: Fotonatur.de/Tanja Askani)
Gänseliesel
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Da Gänse sich ebenso gut hüten lassen wie Schafe, kann man sie auch einmal an Wegränder oder sonstige unbestellte Flächen treiben. Mit einem Hütestöckchen lassen sie sich prima dirigieren. Der Weg zur Weide darf für Gänse ruhig etwas weiter sein, denn sie sind gut zu Fuß. Sie sollten aber nicht dorthin gejagt werden, sondern in ihrem normalen Schritt laufen dürfen. In Richtung Heimat gehen sie meist von sich aus schneller, manchmal halb fliegend und halb rennend. Da sie stets „barfuß“ unterwegs sind, muss man steinige Wege meiden, weil es sonst leicht zu
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