wieder mal zu einem völlig anderen Menschen – zu dem heldenhaften Ehemann, der seiner Frau als Überraschung eine neue Dusche gekauft hat, während sie bei der Arbeit war. Ich saß am Tisch und stocherte mit der Gabel in meinen Würstchen herum, ohne ein Wort zu sagen. Und als Michaela fragte: »Aber Daddy, was war denn mit der giftigen Spinne?«, sah er nur Angelica an und zwinkerte ihr zu. Der heldenhafte Ehemann mit dem tollen Sinn für Humor.
Ich gehe jetzt lieber nach Hause, ich habe gesagt, ich bleibe nur eine Stunde weg. Nicht dass sie es überhaupt bemerken würden, sie sind viel zu beschäftigt, sich die tolle neue Dusche anzugucken. Wenigstens läuft das Wasser wieder, sodass ich mir endlich meine ekligen Haare waschen kann. Tut mir leid, dass meine Mail heute so trübsinnig war. Ich hoffe, du hattest wieder einen netten Tag, und es tut mir wirklich leid zu hören, dass Dylan einen Unfall hatte. Geht es ihm denn jetzt wieder gut? Ich kann es echt nicht fassen, dass er im wirklichen Leben einen Stromschlag bekommen hat, nach dem, was sie ihm in Jessop Close angetan haben!
Alles Liebe, deine Mailfreundin
Georgie xxx
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Re: Katastrophe!!!
Datum: Donnerstag, 3. August, 08:08
Liebe Georgie,
ist alles in Ordnung bei dir? Ist dein Stiefvater früher schon einmal so gewalttätig geworden? Bitte sag mir, wenn du der Meinung bist, dass mich das nichts angeht, Liebling, aber ich mache mir schreckliche Sorgen. Ich kann es nicht ertragen, mir vorzustellen, dass du in deinem eigenen Zuhause Angst haben musst. Und ich verfluche den Tag, an dem ich dir die unglückselige Ölbehandlung empfohlen habe. Aber wie groß ist denn die Wahrscheinlichkeit, dass das Wasser ausgerechnet an dem Tag abgestellt wird, an dem du beschließt, es auszuprobieren? Ich weiß gar nicht, was ich dazu sagen soll. Es ist jetzt acht Uhr morgens, und ich sitze oben in Bruces Büro und sehe über das Meer. Und ich denke, dass sowohl der Ozean als auch der Himmel eine Weite an sich haben, die die Macht besitzt, sich zu öffnen und uns im Ganzen zu verschlingen. Und auch wenn diese Macht zuweilen erschreckend sein kann, kann sie ein andermal auch wieder beeindruckend sein. Die See ist heute Morgen ruhig – eine stille Fläche, die sich vor mir ausbreitet und den durchbrochenen Sonnenschein von oben widerspiegelt. Und während ich hinaus auf dieses dunkle schimmernde Wasser starre, wünsche ich mir, ich könnte seine Kraft auffangen und sie dir als Anhang, oder wie auch immer das heißt, mit dieser Mail senden, damit du sie öffnen und benutzen könntest, wann du willst. Ich hoffe, heute wird ein besserer Tag für dich, Georgie. Ich hoffe, wenn du aufwachst, fühlst du dich wieder sonnig und stark. Bitte lass mich wissen, wie es dir geht.
Alles Liebe,
Nan xx
Teil Drei
Der Junge mit dem wehmütigen Lächeln
Von:
[email protected] An:
[email protected] Betreff: Merkwürdig!
Datum: Donnerstag, 3. August, 19:30
Liebe Nan,
es ist sieben Uhr abends, und nun rate mal, was los ist! Ich bin nicht in der Bücherei!!! Ich habe beschlossen, stattdessen in das Internet-Café an der Hauptstraße zu gehen. Ich musste ein Pfund für eine Stunde am Computer bezahlen, aber das ist es echt wert. Die Atmosphäre ist hier so viel besser als in der Bücherei. Zuerst mal hat keiner der Leute, die hier arbeiten, einen Buckel, und es schielt auch keiner – sie sind alle total jung und haben enge schwarze Jeans und T-Shirts an. Außerdem läuft im Hintergrund Musik, und das macht das Ganze entspannter. Ich hasse es, wie sie in der Bücherei von Stille besessen sind, dabei würde ich am liebsten auf den Tisch springen und singen, so laut, wie ich kann, nur weil ich weiß, dass ich das eben nicht darf. Aber hier kann ich mit der Musik mitsummen oder husten, wann immer ich will. Und ich kann nach Herzenslust den Duft des frisch gebackenen Kuchens einatmen. Das ist ein weiterer frostfreier Vorzug dieses Lokals, denn es ist genauso ein Café wie ein Ort, um ins Internet zu gehen – deshalb heißt es ja Internet-Café.
Jedenfalls wirst du dich freuen zu hören, dass die Dinge heute viel besser gelaufen sind. Es war, als hätte dieses scheußliche Speiseöl einen Fluch über mich verhängt oder so. Aber deine Schuld ist es ganz und gar nicht. Wie hättest du denn ahnen sollen, dass die Wasserwerke uns das Wasser abdrehen? Und bitte, mach dir keine Sorgen um mich. Ich habe den