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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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zu tun hatte, sich um das große Haus zu kümmern und ihren reizbaren Schwiegervater, ihren empfindsamen Mann, den siebenjährigen Schlingel Gaylord und das kleine Baby zu versorgen. Es nützte nichts. Das Gewissen war ein strenger Richter.
    Vielleicht hatte ihr Mann eher Erbarmen mit ihr als ihr Gewissen. Jocelyn war in seinem Arbeitszimmer, er schrieb an seinem neuen Roman. Sie ging zu ihm und sagte mit kläglicher Stimme: «Du - ich hab ein Problem.»
    Jocelyn Pentecost blickte argwöhnisch von seiner Arbeit auf. Probleme konnte er entbehren, er hatte selber genügend. Aber May war offensichtlich beunruhigt. Sie sagte: «Dein Vater will den Schotten als Verwalter nehmen, und der ist Witwer und hat eine kleine Tochter.»
    Er schob sein Manuskript beiseite, wandte sich May zu und sagte liebevoll: «Und du meinst nun, du wirst dich um das Kind kümmern müssen?»
    «Ich kann doch als Frau nicht daneben stehen und Zusehen, wie der Mann alles allein macht.»
    «Was ist es denn für ein Mann?»
    «Ein Schotte eben, und zuverlässig wie Granit aus Aberdeen. Sagt dein Vater. Und ebenso gesprächig.»
    «Und er soll im Verwalterhaus wohnen?»
    «Ja. Ich glaube allerdings, dein Vater hatte gehofft, ich würde sagen, der Schotte und seine kleine Tochter sollten mit hier im Haus wohnen. Aber ich hab’s nicht gesagt.»
    Jocelyn war über sich selbst erstaunt, als er sich jetzt mit energischer Stimme sagen hörte: «Nein, selbstverständlich nicht. Das kommt gar nicht in Frage! Laß mich nur machen, May. Ich werde mit Vater sprechen. Du hast gerade genug zu tun mit Gaylord und Amanda, um von Vater und mir ganz zu schweigen.»
    May sah ihn so strahlend und dankbar an, daß er fast platzte vor Stolz. «Vielen Dank, Liebling», sagte sie. «Ich möchte nicht egoistisch sein, aber es ist wirklich eine Menge Arbeit im Haus.» Sie ging hinaus. Und mit ihr schwand sein Stolz, denn jetzt mußte er seinen Worten die Tat folgen lassen. Er ging hinüber zu seinem Vater.
    «Vater, der neue Verwalter... ich höre, er hat eine kleine Tochter.»
    John Pentecost sah seinen Sohn scharf an. «Na und?»
    «Ja, also... May meint, es sei eigentlich ihre Aufgabe, sich um das Kind zu kümmern.» Unbehaglich sah er seinen Vater an. «Was ja im Prinzip wohl auch zutrifft, nicht wahr?»
    «Oh, May ist sehr tüchtig. Sie schafft das schon.»John Pentecost hatte seine Schwiegertochter immer bewundert. Hoffentlich wußte Jocelyn auch, was für eine prachtvolle Frau er an ihr hatte.
    «Ja, aber...» Es war sehr schwierig. Mit der Feder brachte Jocelyn so manches fertig, aber im Gespräch und mit einem so strengen Gegenüber... «Es geht wirklich nicht, Vater.»
    «Hör zu. Ich habe keine Lust, auf einen Mann mit so glänzenden Referenzen zu verzichten, nur weil -» Das Telefon klingelte. Er nahm den Hörer. «Pentecost. Ja? Ja-?» Erhörte zu. «Das freut mich aber, Mr. Mackintosh. Freut mich sehr. Ja. Hört sich sehr gut an. Dann ist ja alles geregelt. Ja.» Er legte den Hörer auf und sah Jocelyn mit einem freundlichen Lächeln an, was selten geschah. «Sehr schön. War mir gar nicht lieb, der Gedanke, daß May da - sie hat gerade genug zu tun mit uns allen, auch ohne das fremde Kind.»
    «Heißt das —»
    «Mackintosh, der neue Verwalter, hat seine Schwester überredet, zu ihm zu ziehen und sich um das Kind zu kümmern. Platz haben sie ja reichlich im Verwalterhaus.»
    «Das ist gut. May wird sich freuen.»
    «Ja, ich bin sehr erleichtert. Und du solltest es auch sein, Jocelyn!» Ein strenger Blick streifte seinen Sohn. «Ich glaube, du weißt manchmal gar nicht, was du an May hast!»
    Jocelyn ging in die Küche, wo seine Frau beim Brotbacken war. Sie freute sich immer, wenn sie ihn tagsüber zu Gesicht bekam. Wenn er arbeitete, ließ er sich gewöhnlich nicht leicht aus seinem Zimmer herauslocken. Er sagte: «Ich hab mit Vater gesprochen.» Er sieht aus, dachte sie, wie ein kleiner Junge, der gerade sein erstes Tor geschossen hat. Sie erwiderte nichts, und er fuhr fort: «Ich hab ihm klipp und klar gesagt, daß ich nicht möchte, daß du dich um die Kleine kümmern mußt.»
    «Oh - vielen Dank, Lieber.»
    «Er hat mit Mackintosh, dem neuen Verwalter, telefoniert, und Mackintosh will jetzt seine Schwester mitbringen. Die wird dann mit den beiden im Verwalterhaus leben.» Er wartete auf den Freudenschrei, der auch prompt kam.
    «O Jocelyn, das hast du fabelhaft gemacht!» Sie gab ihm einen zärtlichen Kuß. In ihren Augen sah er ein belustigtes

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