Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)

fahren wir hin?“, frage ich, obwohl ich genau weiß, dass ich wahrscheinlich keine Antwort erhalten werde. Und wenn man berücksichtigt, dass ich angezogen bin wie Scarlett? Je abgeschiedener unser Zielort ist, desto besser.
    „Zu einem Ort, der hier in Kalifornien einer Südstaatenplantage am nächsten kommt.“
    Kevin biegt in eine lange Ziegelsteinauffahrt ein, und als die Bäume nicht mehr im Weg sind, erblicke ich ein riesengroßes georgianisches Anwesen. Es ist aus Ziegelstein gemauert und steht in seiner ganzen Pracht auf einem Hügel in der Mitte des Grundstücks. Die vier weißen Giebel erinnern mich an ein Buch, das ich in der Schule gehasst habe. Eine blütenweiße Tür am Haupteingang und ein ebenso weißes Fenster erstrecken sich würdevoll und majestätisch bis zum zweiten Stockwerk. Die Grünanlagen sind umgeben von einer kurz geschnittenen Hecke, bei der jedes Blatt am rechten Platz zu sitzen scheint. Kevin zieht die Handbremse an.
    „Was tun wir hier? Deine Eltern haben uns dieses Haus doch nicht gekauft, oder?“ Denn wenn sie es getan haben, dann schulde ich ihnen die Entschuldigung meines Lebens.
    „Das hättest du wohl gern, Ashley. Das ist das Haus des Chefchirurgen. Er ist diese Woche über auf den Bermudas und hat es mir für das, was ich tun muss, angeboten. Ich habe es für diesen besonderen Anlass ausgeliehen, damit wir hier ungestört in unserem südstaatlichen Element sein können. Natürlich wollen wir hier ernste Entscheidungen treffen.“
    Schluck. „Was könnten das für welche sein?“
    „Nun, in Philadelphia hatte ich viel Zeit zum Nachdenken, ob du es glaubst oder nicht. Weißt du, Ashley, zum ersten Mal wurde mir klar, was ich im Leben will. Es geht mir jetzt nicht mehr um meinen Dad oder darum, ihn zu beeindrucken. Auch nicht um den richtigen Job für meine Eltern, damit sie im Country Club etwas zum Prahlen haben. In Philly hätte ich endlich einen Job, bei dem ich das tun kann, was ich liebe: Die Zukunft eines Kindes beeinflussen zu können, noch bevor Gott dieses Kind auf die Welt holt. Ich habe meinen Eltern zu viel Macht über mich gewährt.“
    Ich habe Tränen in den Augen, als er mir das erklärt. Das ist der Mann, in den ich mich verliebt habe; nur um es noch einmal zu wiederholen. „Philadelphia ruft“, stelle ich fest.
    Er nickt. „Ich muss dahin, Ashley. Ich muss. Ich weiß, dass ich dir versprochen habe, es würde unsere gemeinsame Entscheidung werden. Aber, Ash, du musst mir vertrauen, dass ich diese Entscheidung für uns treffe. Ich weiß einfach, was das Richtige für unsere Zukunft ist. Ich habe dich hierher entführt, um dir zu zeigen, dass ich nicht länger für meine Eltern leben werde. Es geht jetzt um uns.“
    „Kevin, wie könnte ich Gainnet jetzt verlassen? Sie haben dann niemanden mehr in der Rechtsabteilung. Außer Tracy, aber ich bezweifle, dass ihre tief ausgeschnittenen Blusen viel für zukünftige Patente ausrichten können.“
    „Ich frage dich hiermit, ob du mich begleitest. Ich habe zwar versprochen, das nicht zu tun, aber es gibt keinen Weg zurück, Ashley. Ich weiß, dass das der Ort ist, an dem ich zu sein habe. Wenn Holly, meine kleine Patientin, noch im Uterus operiert worden wäre, dann wäre sie jetzt gesund. Sie hätte eine Mutter und Geschwister. Vielleicht hätte sie nicht die beste Familie, aber wer kann das schon von sich behaupten?“
    „Jetzt hast du mich.“
    „Ich bin mir der Liebe bewusst geworden, die ich für Holly als Patientin empfinde. Der Verantwortung. Alles ist so angelegt worden, um mich auf den richtigen Weg zu bringen. Chirurgen müssen nicht alle so sein wie mein Vater. Das ist nicht der Plan Gottes. Das Geheimnis besteht darin, nicht zuzulassen, dass die eigenen Gefühle einen daran hindern, etwas zu bewirken.“
    Während du nicht da warst, habe ich die Perlen wieder an meine Schuhe angenäht.
    „Du gehst also.“ Genauso wie Seth. Ich spüre, wie mein Herz zu pochen beginnt. Ich richte meine Aufmerksamkeit auf die seidenen Blätter an meinem Kleid. Ich werde nicht bloß sitzen gelassen, sondern bin dabei angezogen wie für ein Theaterstück in der Schule. Was für eine Demütigung!
    Kevin steigt aus dem Auto aus und kommt zu mir auf die andere Seite. „Ich hoffe doch, dass wir gehen.“ Er nimmt meine Hand und wir gehen zusammen zu dem großen Ziegelsteinhaus.
    Kevin schließt die Tür auf und wir betreten das prachtvollste Foyer, das ich jemals gesehen habe. Es ist gewaltig, mit himmelhohen Decken