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Liebesbisse

Liebesbisse

Titel: Liebesbisse
Autoren: Claire Castillon
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Wenn ich die Stirn krausziehe, versetzt er mir einen Hieb mit dem Ellbogen und sagt dann, es sei ein Scherz gewesen. Er macht mich fertig. Ehrlich – seit Jahren habe ich keine Nacht mehr durchgeschlafen. Er schnarcht und lässt mir nicht mal ein Eckchen Platz im Bett. Und wenn ich dann mal schlafe, reibt er sich an meinem Rücken, und ich wache auf. Ich lasse es zu, dass er mich nimmt, danach schläft er ein, ich aber kann nicht mehr schlafen. Nachts ist er zärtlich und nett, manchmal küsst er mich auf den Hals, doch sobald ich auch nur ein Auge aufmache, bin ich sein Objekt, manchmal auch seine Laborratte. Er benutzt mich gern für Experimente. Vergangenen Sommer hat er für mich das Wasser rationiert, nur aus Neugier – um zu sehen, wie ich in einigen Jahren aussehe mit meiner faltigen Haut. Ich war dehydriert, wurde reanimiert, und seitdem verliere ich schnell an Kraft.
     
    Heute Abend haben wir uns mal wieder gestritten. Alles fing damit an, dass ich sagte, ich sei müde. Ich hatte Rattenfallen präpariert, wie er es mir beigebracht hatte: das Gift in kleinen, hübsch dargereichten Häppchen versteckt. Ratten sind raffiniert, sie schlucken den Tod nicht einfach so hinunter. Außerdem hatte ich in der Küche noch die Kuchen gebacken, die ich morgen zum Wohltätigkeitsbasar bringen muss, doch da stellte er sich hinter mich und zog mir mit einem Ruck einfach den Rock herunter. Mir drehte sich der Kopf, ich zuckte zusammen und verbrannte mich. Ich weinte, und als er mein Kinn anhob und mir in die Augen sah, um sich zu vergewissern, dass es auch tatsächlich so war, entschuldigte ich mich. Er sagte: Ist ja gut, weine nur. Ich zog meinen Rock wieder hoch, doch er riss ihn weg, drückte mich auf den Tisch und meinen Kopf in den Haufen Gemüseabfälle. Müde?, fragte er, das wird dich wieder munter machen. Sein Spott geht wirklich zu weit.
     
    Während ich mir das Gesicht wusch, das voller Gemüseschalen war, hat er sich in unserem Schlafzimmer eingeschlossen. Ich hatte schon Angst, er würde schmollen, doch als ich ihn zu Tisch rief, kam er gleich herunter. Er trug sein beigefarbenes Shirt, rote Shorts und dunkle Latschen – genau wie der Typ, der mich einmal überfallen hat und von dem ich ihm schon oft erzählt habe. Kaum war mein Mann in der Küche, warf er mich auf den Boden und hielt mir den Mund zu. Überraschung!, rief er und lachte schallend. Beim Essen sagte er dann immer wieder, dass er nie vergessen würde, wie sein Frauchen gekrümmt auf dem Boden lag und schreien wollte. Er versprach, es wieder zu versuchen. Er sagte sogar: Schade, dass wir keine Kinder haben, das wäre lustig gewesen!
    Er wollte welche, aber ich konnte kein Leben schenken. Auf halbem Weg bin ich immer gescheitert. Ich habe die Kinder sieben Monate in mir getragen. Drei Mal ist es so gewesen. Danach hat er verlangt, dass ich mich sterilisieren lasse, er sah nicht ein, warum er sich immer umsonst freuen sollte. Du kannst es nicht, du kannst es nicht, sagte er ständig. Ich habe in den Eingriff eingewilligt. Er hat nur geschimpft und gemurrt, ich sei schuld, dass er niemals meine Milch kosten kann. Ich durfte nicht depressiv werden, das erträgt er nicht. Also habe ich heimlich eine Melancholie in mir getragen. Doch er fand, ich würde etwas vor ihm verbergen; er fragte mich, was ich da aushecken würde, und dann geriet er völlig außer sich und schlug mich.
    Heute Abend nach dem Essen hat er mich für das Gericht gelobt; das hat mir gutgetan. So konnte ich den Mann vergessen, der mich immer überfällt. Er versicherte mir, Mutti sei eine gute Köchin. Doch da es ihm schwerfällt, mir Komplimente zu machen, schob er noch nach, dass er nicht genug gegessen habe. Es würde mir natürlich gefallen, wenn er mich »meine Schöne« oder »meine Süße« nennt. Ich weiß nicht, wie das ist, wenn ein Mann von der Arbeit nach Hause kommt und sagt: Ich habe dich vermisst.
    Komm her, damit ich dich fressen kann, säuselte er und klatschte mir auf den Hintern, ich sage doch, ich habe noch Hunger, lass dich gehen, vergiss alles. Ich war nicht in der Stimmung und konnte keine Lust empfinden. Als er fertig war und ich ins Bad ging, um mich zu waschen, verschloss er die Tür und nannte mich frigide. Setz dich nur auf dein Bidet, du frustriertes Weib, du Stück Fleisch, du Sack voll Scheiße. Ich trommelte an die Tür, bevor ich vorsichtig sagte: Aber wenn ich dir doch sage, dass ich vollauf zufrieden bin … Er war schon weg.
    Er muss vor dem
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