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Liebesbisse

Liebesbisse

Titel: Liebesbisse Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Claire Castillon
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Fernseher eingeschlafen sein. Mit ein bisschen Glück beruhigt er sich wieder. Aber wenn er sich wegen des Wahlergebnisses erneut aufregt, kann es spät werden. Ich hätte mich besser der Stimme enthalten sollen. Wenn ich wähle – wenn ich schon wähle, und das gefällt ihm sowieso nicht –, will er, dass ich wenigstens das Gleiche wähle wie er. Ich verspreche es ihm, wähle aber immer etwas anderes und stimme für einen anderen Kandidaten. Ich bekomme starkes Herzklopfen, wenn ich weiß, dass er hinter meiner Wahlkabine steht. Immer habe ich Angst, er könnte merken, dass ich ihn hintergehe, sogar im Dunkeln. Vorhin hat der stellvertretende Bürgermeister mich gebeten, am Abend im Wahllokal die Stimmen auszuzählen, doch mein Mann war dagegen. Er beschuldigte mich, kokettiert zu haben, und beschwerte sich, dass er mit einer Hure herumlaufen müsse. Ich hatte keine Zeit, ihm zu widersprechen, er ging gleich ins Café.
    Das erinnert mich daran, dass ich mit dem Wohltätigkeitsbasar viel zu beschäftigt gewesen war und vergessen hatte, ihn zu bitten, in den Keller zu gehen und meine Rattenfallen zu verteilen. Ich werde versuchen, daran zu denken, wenn er mich hier herausholt. Vielleicht entschuldigt er sich. Es kann aber auch sein, dass er schlafen geht und mich bis morgen früh hier sitzen lässt, nur um mich zu ärgern. Nun ja, ist ja auch egal, ich mache einfach die Augen zu. Und um ehrlich zu sein – mein Bidet ist mein Verbündeter. Oft habe ich mich dort in Gedanken von dem Samen meines Gatten gesäubert. Wenn er mir verboten hat, das abzuwaschen, was er in mich hineingespritzt hatte, dachte ich an mein Bidet, und es tat mir seelisch gut, dieses klare Wasser, das über das weiße Porzellan fließt. Außerdem schnarcht mein Bidet nicht, und es riecht sauber. Vielleicht kann ich heute Nacht endlich einschlafen ohne dass man mich belästigt, wie damals, als ich mit zwölf Jahren im Sommer am Meer war, gewiegt im beruhigenden Sommerduft der Pinien im Département Landes. Wenn dies nicht das Glück ist, dann kommt es ihm zumindest sehr nahe.
     
    Das Problem, sage ich mir – doch der Schlaf überkommt mich, dieser Jungmädchenschlaf, den ich seit fünfzehn Jahren nicht mehr kenne –, das Problem ist, dass er vielleicht vor dem Fernseher die Rattenhäppchen verschlungen hat, weil er dachte, es wären die Sachen, die ich für das Fest morgen Mittag, für den Wohltätigkeitsbasar, vorbereitet habe.

Thérèse schwindet dahin
    Wir sind zwanzig Jahre auseinander. Auch wenn sie noch so gern und noch so gewissenhaft vier Mal die Woche zur Gymnastik geht, ist sie doch zwanzig Jahre älter als ich und hat Hüftgelenkstuberkulose, und es wird auch nicht funktionieren, wenn man sich arrangiert. Als ich sie kennengelernt habe, war sie vierundvierzig; vor Kurzem habe ich sie geheiratet. Das war mein Geschenk zu unserem zwanzigsten Jahrestag. Es war ein Volltreffer. Ich merkte, wie gerührt und glücklich sie war. Doch seitdem macht sie, was sie will.
     
    Zuvor war es in Ordnung. Sie ließ mir meine Freiheiten, sagte, ich solle machen, was man in meinem Alter eben so macht. Sie war bereit, diese Dinge mit mir zu teilen, achtete aber darauf, mich nicht zu erdrücken. Doch neulich bei einem Fest, auf das sie mich unbedingt begleiten wollte, habe ich öffentlich den Wunsch geäußert, Vater zu werden. Erst hat Thérèse geheult und geschrien, doch nun sehe ich, dass sie ihre Röcke kürzt und ihre Lippen schminkt.
    Je schlimmer es wird, desto geneigter bin ich leider, sie zu betrügen. Sie weiß es und nimmt es hin. Ich darf sie nicht verlassen, das ist das Einzige, was ihr am Herzen liegt. Aber wenn ich mich eines Tages verliebe, kann mich nichts daran hindern. Doch im Moment geht es noch. Mit einer gemeinsamen Erinnerung, einem Kürbisauflauf oder einer Karamellcreme, ihren göttlichen Spezialitäten, kann sie mich immer wieder rechtzeitig überraschen.
    Irgendwie ist sie schon süß. Sie hat auf mich gehört und sich freiwillig zum Medikamente-Testen gemeldet. In ihrem Alter muss man sich sein Glück eben erarbeiten. Von ihrem Honorar gönnt sie sich Anti-Aging-Ampullen und -Cremes, doch manchmal kann sie nicht widerstehen und verwöhnt mich. Und dann ist es nur noch ein kleiner Schritt, bis ich selbst eine Verjüngungskur machen muss.
    Im Restaurant müssen wir manchmal einiges einstecken. Gestern meinte die Bedienung, was für ein schönes Paar meine Mutter und ich doch abgeben würden. Daraufhin hielt Thérèse mir vor,

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