Liebesintrige im Herrenhaus
Morgen?“
„Bestens.“ Elizabeth blickte lächelnd auf. „Er braucht seinen Stock immer weniger und spricht davon, sich vielleicht einen Swimmingpool bauen zu lassen, für sein Gesundheitstraining. Was halten Sie davon?“
„Ich werde später mit ihm darüber reden“, versprach Andreas. „Aber ich sehe eigentlich kein Problem, abgesehen von dem vorübergehenden Chaos, das so ein Umbau mit sich bringt.“
„Wie ist denn Ihre Telefonkonferenz gestern Nacht gelaufen?“ Es war Teil ihres Jobs, über seine wichtigsten geschäftlichen Aktionen auf dem Laufenden zu sein.
„Gut. Erfolgreich. Ermüdend.“
„Sie sehen erschöpft aus“, bemerkte sie. „Wie lange waren Sie für diese Verhandlungen denn auf? Es ist wirklich wichtig, genügend zu schlafen.“
„Nörgeln Sie nicht herum!“, entgegnete Andreas gereizt. „Frauen, die nörgeln, gehen mir auf die Nerven.“ Ein dumpfer Kopfschmerz machte sich hinter seinen Schläfen bemerkbar, und er ließ ihn an Elizabeth aus, denn er war es nicht gewohnt, sich unwohl, geschweige denn krank zu fühlen.
„Ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendeine Frau mutig genug wäre, das zu wagen“, erwiderte Elizabeth ruhig.
„ Sie haben es doch gerade getan.“
„Ich habe nicht genörgelt , sondern lediglich etwas festgestellt. Wenn Sie sich kaputtmachen wollen, nur zu!“
„He, seit wann sind Sie so vorlaut?“
Sie hielt es für das Klügste, dazu zu schweigen. Provokante Bemerkungen kannte sie zwar von ihm, aber eigentlich passte es nicht zu ihm, Streit zu suchen.
Als Andreas begriff, dass er sie nicht weiter provozieren konnte, wandte er sich irritiert wieder der Arbeit auf seinem Schreibtisch zu und begann, Elizabeth in atemberaubender Folge mit Arbeitsanweisungen einzudecken, die manch anderen sicher überfordert hätten. Aber sie war tatsächlich eine verdammt gute Sekretärin und hätte ganz bestimmt das Zeug für ein Universitätsstudium, auch wenn sie ihr Licht diesbezüglich unter den Scheffel stellte.
Sie lernte sehr schnell und hatte sich mit der Übernahme ihrer Arbeit für ihn rasant von der schüchternen kleinen Maus in eine tüchtige Mitarbeiterin verwandelt.
Zweifellos hatte es das Andreas erst möglich gemacht, seine Geschäfte wirklich effektiv von Sommerset aus zu führen. Wenn er gelegentlich doch nach London musste, nutzte er den Hubschrauber. Aber im Großen und Ganzen lief es – auch dank Elizabeth – besser, als er erwartet hatte.
Nur heute ging ihm diese überaus kompetente Frau ziemlich auf die Nerven. Was zum Teil an seinen Kopfschmerzen liegen mochte, die immer schlimmer wurden. Als er und Elizabeth schließlich alles Wichtige durchgegangen waren, fühlte er sich reif fürs Bett.
„Alles in Ordnung?“, erkundigte sie sich plötzlich besorgt.
Er brummte ungehalten. „Natürlich! Ob Sie es glauben oder nicht, ich war bisher nicht einen Tag in meinem Leben krank.“
„Sie Glückspilz.“
„Was hat das mit Glück zu tun?“
Es schien ihr wirklich ratsam, seine schlechte Laune einfach zu ignorieren. „Wenn das alles ist, Andreas, würde ich gern gehen. Ich habe James versprochen, vor dem Essen noch eine Partie Schach mit ihm zu spielen.“
„Was für eine aufregende Beschäftigung für den Abend.“ In diesem Augenblick summte sein Handy. Er warf einen Blick darauf, stellte fest, dass es Amanda war, und drückte den Anruf weg. Nachdem er ihr vor einigen Tagen praktisch den Laufpass gegeben hatte, war sie ziemlich lästig geworden. Doch er war einfach nicht brutal genug, um jeglichen Kontakt mit ihr abzubrechen. Aber jetzt hatte er wirklich nicht den Nerv, sich mit ihr zu befassen.
Stattdessen beobachtete er Elizabeth, die rasch und effizient ihren Schreibtisch aufräumte, sichtlich bestrebt, so schnell wie möglich wegzukommen. Schach mit einem alten Mann an einem Freitagabend? Aus was für einer Welt stammte diese Frau?
„Ich spiele gern Schach“, sagte sie unvermittelt, als hätte sie seine Gedanken gelesen – eine Vorstellung, die ihn leicht beunruhigte. „Zwar spiele ich nicht sehr gut, aber James ist ein geduldiger Lehrer.“ Da sie nicht wusste, wie sie Andreas’ merkwürdige Stimmung einschätzen sollte, war sie auf der Hut.
„Ein wenig eintönig für eine junge Frau wie Sie, oder nicht? Möchte man da an einem Freitagabend nicht etwas Spaß haben?“
Sie war schon auf dem Weg zur Tür. „Ich stehe nicht so auf Clubs.“
„Da haben Sie aber Glück. Denn hier im Ort gibt es nicht allzu viele davon.
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