Liebesintrige im Herrenhaus
mir.“
Ganz selbstverständlich ging er einfach davon aus, dass sie mit ihm Schritt hielt, und erklärte ihr auf dem Weg, worin ihre Aufgaben im Wesentlichen bestehen würden. Dabei machte er keinen Hehl daraus, dass er von ihr erwartete, dass sie sich schnell einarbeitete. Vor allem sollte sie die unzähligen E-Mails sichten, die täglich bei ihm eingingen, und so dafür sorgen, dass er seine wertvolle Zeit nicht mit Unwichtigkeiten vergeudete.
Andreas bewies – sicherlich nicht zufällig – perfektes Timing, denn kaum waren er und Elizabeth bei ihrem zukünftigen Büroraum angekommen, als auch schon ein Trupp Techniker und die Möbelpacker eintrafen. Während Andreas mit den Chefs der beiden Gruppen kurz die Pläne besprach, begannen die Packer bereits, die Möbel aus dem Wagen auszuräumen.
Anschließend zog sich Andreas mit Elizabeth in das Zimmer nebenan zurück und klappte seinen Laptop auf.
„Sämtliche E-Mails, die an meine drei Geschäftsadressen gehen, werden automatisch an Sie weitergeleitet.“ Er startete den Laptop, und Elizabeth fragte sich resigniert, wie sie wohl mit seinem Tempo Schritt halten sollte.
Und noch etwas anderes lag ihr auf der Seele. „Was hat James Ihnen genau gesagt?“, fragte sie nervös. „Ich meine, glaubt er wirklich, dass ich ihn ausnutze und für mein Geld zu wenig arbeite?“
„Warum ist es so wichtig, was James von Ihnen denkt? Sie werden doch gut bezahlt.“
„Selbstverständlich ist es wichtig“, erklärte sie eindringlich. „Und ich habe Ihnen doch schon gesagt, dass mich das Geld nicht interessiert.“
„Er glaubt nicht, dass Sie Zeit verschwenden. Zufrieden? Und können wir jetzt wieder über Ihre Arbeit für mich reden?“ Er warf einen Blick auf die Uhr und rief in rascher Folge verschiedene Seiten auf, wobei er Elizabeth gleichzeitig alle möglichen Details zu ihren Aufgaben erklärte. Sie machte sich Notizen, bis ihr die Hand wehtat. Als er schließlich den Laptop zuklappte, aufstand und sich reckte, rauschte ihr der Kopf.
„Vielleicht sollte ich Sie im Voraus warnen, dass ich keine große Geduld mit Leuten habe, die nicht mit mir Schritt halten können“, erklärte er ungerührt.
Elizabeth seufzte fast ein wenig amüsiert. „Warum überrascht mich das nicht? Tatsächlich ist mir noch nie ein Mensch begegnet, der so ungeduldig ist wie Sie.“ Sie sammelte ihre Notizen ein, die jetzt anstelle des spannenden Krimis ihre Bettlektüre sein würden.
„Das war allerdings nicht Teil der Abmachung, als ich den Job für James übernommen habe“, fügte sie hinzu, ohne sich von seinem warnenden Blick irritieren zu lassen. „Also werden Sie Ihre Ungeduld zügeln müssen.“
„Ich soll meine Ungeduld zügeln ?“
„Ja, allerdings“, bekräftigte sie entschieden, denn sie wollte sich keineswegs von ihm herumschubsen lassen. Und sie würde sich von ihm auch nicht die kostbare Zeit mit ihrem Vater verderben lassen. Falls Andreas vorhatte, sie zu verjagen, indem er ihr das Leben zu Hölle machte, bot sie ihm besser gleich die Stirn.
„Darüber hinaus“, fügte sie deshalb hinzu, „werde ich zwar für Sie arbeiten, aber nur während der Zeit, in der James seine Mittagsruhe hält. Kein einziger Vormittag, egal, wie eilig es für Sie ist, und auch keine erzwungenen Überstunden, weil Sie ein Workaholic sind, der nicht weiß, wann man aufhören sollte. Um Punkt fünf Uhr habe ich Feierabend, selbst wenn ich den Computer mitten im Satz ausschalten muss.“
„Was für ein bemerkenswerter Arbeitseifer“, meinte Andreas spöttisch. Ihr Ausbruch hatte ihn verblüfft. Aber was ihn wirklich faszinierte, war die Erkenntnis, dass er überhaupt nicht wütend darüber war, dass sie seine Anweisungen infrage stellte.
„Ich setze mich voll für James ein und werde das Gleiche für Sie tun, sofern Sie nicht versuchen, meine Situation auszunutzen.“
Diese Worte weckten Assoziationen in ihm, die er lieber nicht weiterverfolgen wollte. „Ich wusste doch, dass mehr in Ihnen steckt als die schüchterne kleine Maus, die jedes Mal zusammenschreckt, wenn ich ihr zu nahe komme.“
„Ich versuche nur, mich zu behaupten.“
„Kein Wunder, dass Sie mit James so erfolgreich sind. Ich wette, der arme Kerl weiß gar nicht, wer eigentlich das Sagen hat. Er hört nur Ihr sanftes Stimmchen und merkt dabei gar nicht, dass er genau das tut, was Sie von ihm wollen.“
Was ungefähr der Wahrheit entsprach, vor allem, wenn es um die Einhaltung der Diätvorschriften und das
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