Liebesintrige im Herrenhaus
obwohl er Elizabeths Hilfe wirklich nicht brauchte, war es ein gutes Gefühl, wie fürsorglich sie ihn in sein Schlafzimmer führte. Mit zittrigen Händen zog er sich das T-Shirt über den Kopf. Elizabeth, die ihm gerade den Rücken zukehrte, weil sie die Bettdecke zurückschlug, bemerkte es erst, als sie sich wieder umdrehte.
„Sie … ziehen sich ja aus!“
„Das tue ich meistens, wenn ich ins Bett gehe. Ich liege nicht gern mit Hose und Schuhen unter der Bettdecke, wissen Sie.“ Die verlockende Nähe des Betts machte ihm erst richtig bewusst, wie zerschlagen er sich fühlte. Ungerührt öffnete er den Reißverschluss seiner Hose, ohne zu registrieren, dass Elizabeth befangen bis zur Tür zurückgewichen war.
„Ich … hole Ihnen ein paar Paracetamol-Tabletten“, erklärte sie heiser, während sie gebannt zusah, wie die Hose zu Boden glitt und den Blick auf seinen jetzt nur noch mit einer tief sitzenden Boxershorts bekleideten, atemberaubenden Körper freigab.
„Danke.“
Als er sich zu ihr umwandte, blickte sie rasch hoch in sein Gesicht und bemühte sich um eine angemessen besorgte Miene, wie es sich zwischen einer Angestellten und ihrem Boss gehörte. Dann suchte sie ihr Heil in der Flucht, während Andreas sich mit einem erleichterten Seufzen auf dem Bett ausstreckte und die Decke hochzog.
Auf der Treppe traf Elizabeth James, der nicht glauben wollte, was sie ihm sagte. Sein Patensohn lag im Bett. Um Viertel nach sechs Uhr am Abend. Krank.
„Der Junge ist doch noch nie krank gewesen!“, polterte er sofort los. „Das muss etwas Ernstes sein. Rufen Sie den Arzt! Die Nummer liegt beim Telefon in der Küche. Der Mann heißt Stevens. Nein, warten Sie, ich erledige den Anruf lieber selbst. Vielleicht sollte ich ihn daran erinnern, dass seine Praxis dank meiner Intervention doppelt so schnell fertig geworden ist wie üblich. Es kann nie schaden, einen kleinen Gefallen einzufordern.“
Also gingen sie gemeinsam in die Küche. Während Elizabeth die Tabletten holte und ein Glas Wasser füllte, telefonierte James mit dem Arzt, wobei er es schaffte, einen grippalen Infekt in Verbindung mit Überarbeitung zu einem Notfall hochzustilisieren.
Zweifelnd hörte Elizabeth zu, denn ihr war klar, dass Andreas das ganze Theater um seine Person nicht gefallen würde. Er war nicht der Typ, der gern Schwäche zeigte, und so überzeugt von seiner körperlichen Robustheit, dass sie fast damit rechnete, ihn bei ihrer Rückkehr schon wieder angezogen neben dem Bett vorzufinden.
Tatsächlich war es aber nicht so. Stattdessen würdigte Andreas Elizabeth kaum eines Blickes, als sie die Tabletten und das Glas Wasser auf den Nachttisch stellte. Er winkte sie fort und drehte sich auf die Seite.
„Sie sollten wenigstens die Tabletten nehmen.“ Sie berührte ihn sanft an der Schulter.
Widerwillig drehte er sich um. Die Bettdecke rutschte herunter, als er sich mühsam etwas aufsetzte. „Also gut, Krankenschwester.“
„Es ist nur zu Ihrem Besten“, erwiderte sie pikiert. „Sie sind nämlich nicht so unbesiegbar, wie Sie meinen. Mit den Tabletten werden Sie sich etwas besser fühlen.“ Sie sah zu, wie er gehorsam die Tabletten schluckte. „Außerdem sollte ich Sie wohl vorwarnen: James hat darauf bestanden, den Arzt zu rufen, obwohl ich ihm gesagt habe, dass es nicht so schlimm ist.“
„Und woher wissen Sie, dass es nicht so schlimm ist? Sind Sie studierte Ärztin?“
„Nein, aber …“
„Ich fühle mich jedenfalls hundeelend!“
„Das glaube ich, aber es ist vermutlich nur eine Kombination aus Überarbeitung, Schlafmangel und einem kleinen Virus.“
Diese Diagnose quittierte Andreas mit unverhohlener Missbilligung. „Das ist sicher mehr als nur ein kleiner Virus! Ich habe Fieber, das haben Sie selbst gesagt!“
Sie blieb unschlüssig an der Zimmertür stehen. „Die Tabletten werden es senken.“
„Bringen Sie mir meinen Laptop … Nein, gestrichen. Ich fühle mich wirklich nicht gut genug, um Geschäftsberichte zu lesen.“ Seufzend legte er sich zurück ins Kissen und schloss die Augen. Doch als Elizabeth sich schon leise aus dem Zimmer schleichen wollte, fügte er hinzu: „Ich sollte vielleicht etwas essen. Irgendetwas Leichtes. Und bringen Sie mir mein Handy. Ich muss ein paar Verabredungen fürs Wochenende absagen. So todkrank, wie ich bin, kann ich auf keinen Fall nach London fahren.“
Nur mit Mühe verkniff sie sich ein Lächeln und schaffte es sogar, ihn ohne die Miene zu verziehen zu
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