Liebesintrige im Herrenhaus
fragen, an was für ein leichtes Mahl er denn gedacht habe.
„Benutzen Sie Ihre Fantasie, Krankenschwester. Und sagen Sie James, er soll sich von mir fernhalten, falls das ansteckend ist.“
„Aber es ist okay, wenn ich es mir einfange?“, konterte sie.
„Sie haben sowieso schon den ganzen Nachmittag in einem Zimmer mit mir verbracht. Wenn Sie sich anstecken sollten, haben Sie es bereits getan, was vielleicht gar nicht so schlecht wäre. Denn dann könnten wir vom Schlafzimmer aus arbeiten.“
„Das soll doch ein Witz sein, oder?“
„Was haben Sie denn gedacht?“, entgegnete er gereizt. „Und jetzt fort mit Ihnen. Ich möchte einen Moment die Augen zumachen.“
Wie gewünscht ließ sie ihn allein und brachte ihm nur noch kurz sein Handy. Das Rührei, das er sich dabei erbeten hatte, schob sie erst einmal auf, da der alte Hausarzt erschien und in Andreas’ Zimmer verschwand.
„Er ist noch nie krank gewesen.“ James saß in seinem Lieblingssessel am Erkerfenster der gemütlichen Küche.
„Das wundert mich nicht“, entgegnete Elizabeth spitz. „Welche Bazillen sind schon so unklug, sich in seine Nähe zu wagen?“
„Sie haben ganz rote Wangen.“ James betrachtete sie forschend. „Hoffentlich haben Sie sich nicht angesteckt! Gehen Sie, und nehmen Sie ein warmes Bad, Mädchen. Und ziehen Sie sich etwas Bequemeres an. Es ist mir ein Rätsel, warum Sie plötzlich angefangen haben, sich herauszuputzen, nur weil Sie für meinen Herrn Patensohn ein paar Notizen machen!“
„Ich putze mich nicht heraus“, widersprach sie. „Aber Sie haben recht, ich ziehe mich schnell um. Bin gleich wieder da.“ Impulsiv drückte sie James Greystone einen Kuss auf die Wange.
Der alte Mann hatte sichtlich Mühe, seine Rührung über diese Geste der Zuneigung herunterzuspielen. „Und vergessen Sie unser Schachspiel nicht“, rief er ihr ruppig nach. „Obwohl ich es schon verstehen kann, wenn Sie einen alten Narren wie mich für den gut aussehenden jungen Kerl da oben warten lassen. Bilden Sie sich nicht ein, dass ich nicht wüsste, welchen Rang ich einnehme.“
Wenn er wüsste, welchen Rang er tatsächlich in meinem Leben einnimmt, dachte Elizabeth, während sie rasch duschte und sich eine Jeans und ein langärmeliges T-Shirt anzog. Er war ihr sogar so wichtig geworden, dass sie ernsthaft überlegte, ihm vielleicht nie ihre wahre Identität zu enthüllen.
Wäre es denn so falsch, alles in ihrer Macht Stehende zu tun, um das zu schützen, was sie inzwischen gewonnen hatte: eine wundervolle Beziehung mit einem Menschen, von dessen Existenz sie vor wenigen Monaten noch keine Ahnung gehabt hatte? Wem würde es schaden, wenn sie die verräterischen Briefe stillschweigend vernichtete und nicht mehr mit der Angst leben musste, wie James auf eine Enthüllung reagieren würde, die sein Vertrauen in sie zerstören und sogar seine Gesundheit gefährden könnte?
Fürs Erste jedoch schob sie diese lästigen Gedanken wieder beiseite und eilte nach unten, um gerade noch dazuzukommen, als James den Arzt verabschiedete. Dieser versicherte ihm, dass Andreas lediglich an einer späten Sommergrippe litt, die augenblicklich in der Gegend grassierte.
„Habe ich es Ihnen nicht gesagt?“, meinte sie zufrieden, nachdem der Arzt gegangen war. „Kein Grund, sich Sorgen zu machen.“ Dann machte sie sich daran, Rührei zuzubereiten und steckte zwei Scheiben Brot in den Toaster.
„Wie es aussieht, sind Sie doch diejenige, die ihn hier bemuttert“, erwiderte James in seiner typischen, unverblümten Art.
„Ich führe nur Anweisungen aus“, erklärte Elizabeth gelassen. „Der Herr da oben wünscht etwas zu essen.“
„Dann sagen Sie ihm, dass Ihre Pflichten als Sekretärin für heute erfüllt sind! Maria kann ihm das Essen bringen.“
„Es ist ja schon fertig.“ Sie weigerte sich standhaft zuzugeben, dass sie Andreas tatsächlich das Essen bringen wollte .
Obwohl Elizabeth nicht aufblickte, war sie sich bewusst, dass James sie aufmerksam beobachtete. Und als sie mit dem Tablett die Küche verließ, rief er ihr spöttisch nach, ob sie ihrem liebevollen Arrangement nicht noch eine Blumenvase hinzufügen wolle.
Entsprechend verstimmt betrat sie Andreas’ Schlafzimmer. „Nun, wie es aussieht, sind Sie doch nicht so todkrank. Warum in aller Welt sind die Vorhänge zugezogen? Man fühlt sich ja wie in einem Mausoleum.“
Energisch ging sie zu den Fenstern und zog die Vorhänge wieder auf, sodass das Abendlicht hereinkam. Nach
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