Liebesintrige im Herrenhaus
versuchte, sie zurückzuhalten, und verachtete sich dafür, dass sie zitterte wie Espenlaub.
„Hör auf so zu tun, als würdest du nicht das Gleiche wollen wie ich!“, forderte er sie auf.
„Hör du auf, mir einzureden, dass es alles ist, was ich will!“
„Ich dachte, du wolltest ein bisschen Spaß?“
Sie sah ihn an und atmete tief ein. „Ich will alles, das ganze Programm. Das weißt du genau. Mit dir ins Bett zu gehen kommt deshalb nicht infrage.“
„Du meinst, es kommt nicht infrage, bis ich dir einen Heiratsantrag mache? Denn darunter machst du es nicht, richtig? Vergiss es! Niemals!“ Niemals würde er sich zu einer Heirat erpressen lassen.
So verrückt konnte er nach keiner Frau sein, dass er es nicht irgendwie in den Griff bekommen würde. Er würde gehen, ohne sie noch einmal anzusehen. Denn er ließ sich von niemandem die Kontrolle aus den Händen nehmen, auch nicht von einer grünäugigen Hexe, deren Haar wie rotes Herbstlaub schimmerte und deren Lächeln ihm den Kopf verdrehte, wie er es noch nie zuvor erlebt hatte.
10. KAPITEL
Zehn Tage waren inzwischen vergangen. James, dem Elizabeths gedrückte Stimmung nicht entgangen war, hatte so lange gebohrt, bis sie ihm gestanden hatte, dass sie eine geringfügige Meinungsverschiedenheit mit seinem Patensohn gehabt hatte … und dass Andreas ein Mistkerl sei. Dabei beließ sie es und umging das Thema schließlich, indem sie einfach ein neues anschnitt.
Sie hatte tatsächlich einen neuen Job gefunden, zwar nur eine Aushilfstätigkeit in der Verwaltung der örtlichen Schule, aber sie hoffte, dass daraus etwas Festes werden könnte. Diese Neuigkeit brachte James auf die Frage, welches ihre langfristigen Pläne waren und von dort auf seinen vertrauten Klagegesang, dass sie sich irgendwann in Somerset langweilen würde. Dann würde sie nach London zurückkehren, um dort ein wildes Glamourleben zu führen, von dem er ausgeschlossen sein würde.
Wenn sie allerdings einen netten Burschen aus der Gegend kennenlernen würde … An diesem Punkt warf er listig ein: „Natürlich ist da ja immer noch mein Patensohn. Keine Frau nennt einen Mann ohne guten Grund einen Mistkerl, aber ich bin sicher, ihr beide könntet eure Differenzen ausräumen. Und wie schön wäre es für mich, wenn du und Andreas …“
Spätestens an dem Punkt traf Elizabeth eine radikale Entscheidung. Es hatte keinen Sinn, sich wegen Andreas noch irgendwelche Illusionen zu machen. Was zwischen ihnen gewesen war, war endgültig vorbei, weil ihre Erwartungen und Bedürfnisse Welten voneinander entfernt lagen. Das hatte er ihr mehr als deutlich gesagt.
Noch nie in ihrem Leben hatte sie sich so gedemütigt gefühlt. Was sie veranlasste, in sich zu gehen und einige grundlegende Wahrheiten zu akzeptieren. Unter normalen Umständen hätte ein Mann wie Andreas sich niemals für sie interessiert. Sie waren nur miteinander im Bett gelandet, weil er aus seinem normalen Leben in London herausgerissen gewesen war und sie deswegen für ihn einen besonderen Reiz bekommen hatte.
Dummerweise hatte sie es wider alle Warnungen ihrer Vernunft mit Liebe verwechselt. Damit sie aber nicht auf falsche Gedanken kam, hatte Andreas ihr in unmissverständlichen Worten mitgeteilt, was sie wirklich von ihm erwarten konnte. Das war der Wink mit dem Zaunpfahl gewesen, ihn besser zu vergessen und anderen Männern eine Chance zu geben.
Allerdings keinem von den Burschen, die sie auf der Party kennengelernt hatte. Toby Gilbert hatte sie zwar am Tag nach der Party angerufen, doch sie hatte ihn freundlich, aber bestimmt abblitzen lassen. Sie hatte ihre Lektion gelernt und glaubte nicht, dass sie mit einem dieser Überflieger aus besseren Kreisen auf die Dauer glücklich werden könnte.
Darum betrachtete sie sich auch lange grüblerisch im Spiegel, als sie sich für ihre Verabredung zum Mittagessen mit Tom Lloyd zurechtmachte. Schließlich entschied sie sich, ihre wilde Lockenmähne zu einem Zopf zu flechten. Das sah zwar nicht rasend sexy aus, aber sie wollte auch nicht sexy sein, sondern vergessen, welche Gefühle Andreas in ihr geweckt hatte. Sie wollte keinen Mann, der nur ein flüchtiges Abenteuer mit ihr suchte, sondern einen, der sie liebte und respektierte.
Ob Tom Lloyd, einer der Gastlehrer an der Schule, der Richtige war, wusste Elizabeth noch nicht. Aber er war jung, freundlich und bedrängte sie in keiner Weise … und er war nicht besonders beeindruckt von ihren jüngsten Familienbanden, was wirklich für
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