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Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Liebeslänglich: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Mischke
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Veranstaltungen tranken sie stets eine Flasche Wein und verbrachten den Abend miteinander. Immer verschwand er im Lauf der Nacht. Es gab weder Forderungen noch Zukunftspläne. Er war ihr Ritter der Kelche, ein Träumer, der ab und zu in ihren Armen strandete – wie Treibgut.
Lukas, mein Liebster,
ich lese gerade Deinen letzten Brief. Vielleicht denkst Du ja auch gerade an mich. Ich hoffe es so sehr. Ich stelle mir vor, wie ich in Deinen starken Armen liege und Du mich streichelst. Ich weiß, daß dieser Tag kommen wird, ich werde auf Dich warten. Ich kann warten, Du bist jede Sekunde wert, auch wenn es wahnsinnig schwer ist. Ich weiß, daß Du mir nichts antun könntest, und selbst wenn, es wäre besser, durch Dich den Tod zu finden, als ohne Dich zu leben. Dann würde ich für immer Dir gehören. Du bist der Mittelpunkt meines Lebens. Jetzt ist schon ein ganzer Monat vergangen, seit wir uns gesehen haben. Ich flehe Dich an, beantrage bitte einen Besuchstermin für mich, egal wann, ich werde kommen. Und wenn es nur ein paar Minuten sind. Ich muß Dich sehen. Ich muß wissen, was los ist. Habe ich etwas falsch gemacht oder etwas Falsches gesagt, geschrieben? Wenn ja, dann tut es mir unsäglich leid. Liebster. Bitte. Ruf mich an. Ich möchte so gerne Deine sexy Stimme hören. Oder schreib mir wenigstens. Wenn ich etwas für Dich tun kann, dann laß es mich wissen. Ich warte.
In Liebe und Sehnsucht, Deine Claudine .
(P.S. Anbei ein Foto, wie Du es gerne hast.)
     
    Lukas verzog den Mund angesichts der trostlosen Dummheit, die aus diesen Zeilen troff. Eine verachtenswerte Spezies. Frauen. Je schlechter man sie behandelte, desto anhänglicher wurden sie. Früher oder später verwandelten sie sich alle in winselnde Bittstellerinnen. Was sie Liebe nannten, war ihr Kampf um ein kleines bißchen Sicherheit. Dafür erniedrigten sie sich. Keine hatte je begriffen, daß sein Begehren durch nichts mit dem begehrten Objekt verbunden war.
    Dennoch waren Besuche von Frauen eine Abwechslung. Besonders in den ersten Jahren, als er manchmal nicht mehr gewußt hatte, wie er den Gedanken ertragen sollte, daß da draußen das Leben tobte, während seines hier drinnen verrann. Sie hatten ihn für kurze Zeit vom Grübeln abgelenkt und ihn auch materiell versorgt: Geld, Tabak, Kaffee. Sie waren ahnungslose Zielscheiben für den Haß, der ihn hier drin am Leben hielt. Er hatte seine Spielchen mit ihnen getrieben, sie angelockt, warten lassen, ihre Glut neu entflammt, wenn sie schon fast resigniert hatten, nur um sie von neuem an seiner Kälte verzweifeln zu sehen. In letzter Zeit jedoch langweilten ihn die Frauen und erst recht ihre Lebensgeschichten, die er sich notgedrungen anhören mußte, und die sich auf fatale Weise ähnelten: Gewalt und Mißbrauch in der Kindheit und später prügelnde, saufende Ehemänner. Als ob er das nicht kennen würde. Und schließlich konnte er die zwei Stunden Besuchszeit, die man ihm pro Monat gewährte, nicht unbegrenzt aufteilen. Zumindest einen Vorteil hatte der Knast: Niemand von draußen konnte einem auf die Pelle rücken, wenn man es nicht wollte. Er würde ihr in zwei, drei Wochen schreiben. Das Warten machte sie mürbe. Alle. Deshalb verschwieg er ihnen auch, daß man zu bestimmten Zeiten auf der Station angerufen werden konnte.
    Lukas betrachtete das Foto. Claudine. Magere Schenkel im Minirock. Blondes Haar, weich, fließend. Kaum noch vorstellbar, der Geruch von Frauenhaar, hier, im erdrückenden Mief der Anstalt. Die Perspektive des Fotos war frontal, das Fleisch lag bereitwillig da, gut ausgeleuchtet, kein Beiwerk, keine Posen. Wenigstens das hatte sie hinbekommen. Lukas nahm den Kugelschreiber, und langsam, Millimeter für Millimeter, durchlöcherte er mit der Mine das Papier. Als er fertig war, zog sich ein ausgefranster Riß vom Unterleib über den Bauchnabel bis hoch zum Brustbein. Lukas legte den Kugelschreiber hin, besah sich kurz sein Werk, knüllte dann Brief und Foto zusammen und warf beides vom Bett aus in den Abfalleimer.
    Plötzlich kam ihm ein Gedanke. Er setzte er sich mit seinem Briefblock an den Schreibtisch.
    »Stört es dich, wenn ich weiter fernsehe?« fragte Karim.
    »Nein, nein«, antwortete Lukas großzügig.
    In dem großen Raum neben dem Schlafzimmer machte Mathilde jeden Morgen um sechs Uhr ihre Yogaübungen, und jeden Donnerstag erteilte darin Herr Suong eine private Unterrichtstunde in Karate und Jiu-Jitsu. Das war nicht ganz billig, aber Mathilde hielt nichts von

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