LiebesLeben (German Edition)
ernsthaft mit den literarischen Ergüssen der Herren zu befassen.
Irgendwann trudelte eine richtig nette Mail ein, die ich nicht gleich im Papierkorb entsorgte. Was dieser Mann schrieb, war lieb, humorvoll und völlig locker. „Ich habe für mein Alter noch erstaunlich viele Haare!“
Ups; ein Mann mit Haar! Unglaublich! Also antwortete ich genau so locker, nahm alles aber nicht so genau.
Wie alt bin ich … sagen wir mal 38 - ich war damals 45 Jahre jung.
Wie groß bin ich … sagen wir mal 168 cm- ich bin 163 cm GROß.
Alles andere war in Ordnung, das konnte ich so lassen.
Fotos wurden hin und her geschickt. Ich stellte fest, dass er richtig gut aussah und wirklich volles Haupthaar hatte.
„Er ist 178 cm groß, na gut das ich mich größer gemacht habe“, dachte ich. Er war 46 Jahre alt und somit nur ein Jahr älter als ich. Ein Glück, das ich mich jünger gemacht hatte, Frau ist zuweilen recht töricht.
Mit jeder Mail kamen wir uns ein Stück weit näher und irgendwann ging es einfach nicht anders; wir mussten uns sehen. Wo treffen wir uns? In irgendeinem verstaubten Café, wohlmöglich mit einer Rose als Erkennungszeichen? Hilfe, das geht gar nicht! Vor dem Bahnhof, das ist ja noch ätzender! So beschlossen wir nach einigem hin und her, uns vor dem Cinemaxx Kino zu treffen.
Am Tag X war ich mehr als nervös und parkte mein Auto bestimmt 3 km weit weg, obwohl das Kino ein eigenes Parkhaus hat.
„Na ja“, dachte ich mir, „vielleicht wirst du vom Laufen ruhiger!“
Weit gefehlt, denn bei j edem Schritt, der mich dem Treffpunkt näher brachte, stieg die Panik. „Was mache ich bloß, wenn da ein fetter, glatzköpfiger, alter Mann steht, der mir das Konterfei seines jüngeren Bruders untergejubelt hat?“ Mit diesen und ähnlichen Gedanken schlich ich um die Ecke, musste nur noch einen Zebrastreifen überqueren, stand endlich vor dem Kino. Ich schluckte trocken … und glaubte meinen Augen nicht zu trauen, denn da stand mein Traumprinz.
„Boh, das ist er“, dachte ich und fiel ihm um den Hals, teils aus Erleichterung, teils, weil das einfach so gehörte. Alles stimmte. Das war der Mann auf den ich mich gefreut und auf den ich gehofft hatte. Er kam mir so vertraut vor, als ob wir uns schon lange kennen würden. Mein Herz bubberte wie verrückt, mir wurde ganz heiß und ich hätte schwören können, dass die gute alte Erde für einen Wimpernschlag lang angehalten hatte, extra für uns!
Vielleicht ist der Ort nicht besonders romantisch gewesen, aber für mich war´s der schönste Platz der Welt.
Nebenbei bemerkt: Eric hat mich am Zebrastreifen stehen sehen und gedacht: „Das kann sie nicht sein, so viel Glück hast du nicht!“
Da sieht man‘s, es passte.
Beim Umarmen ist uns dann aufgefallen, dass Eric fünf Zentimeter kleiner ist, als er es mir geschrieben hatte.
… und die paar Jährchen, die ich geschummelt hatte, die haben wir dann auch aus der Welt geschafft …
… aber das ist eine andere Geschichte …
Hand in Hand
Urlaub in Ägypten, früher Abend. Ein Pärchen, nach Jahren immer noch verliebt, bummelt durch ein kleines Einkaufszentr um.
An einem Café halten sie an.
„Sollen wir hier etwas tri nken?“, fragt er.
Ehe sie antworten kann, ertönen leise Klänge aus der Musikanlage.
„Hör bloß mal, sie spielen unser Lied!“, strahlt sie ihn an.
Auch er lächelt, nimmt sie in den Arm.
„Du willst wirklich?“
Ehe sie es sich versieht, tanzt sie mit ihm nach den Klängen des langsamen Liebesliedes.
Als der letzte Ton verklungen ist, lässt er sie zögernd los und sie schaut sich ein wenig verschämt um. „So etwas macht man doch nicht! Und gerade hier!“
An einem der runden Tische sieht sie ein Paar sitzen, beide sind schon weißhaarig und das Leben lässt sich an ihren Gesichtszügen ablesen. Die Frau nickt ihr freundlich zu, lächelt ein wenig ve rschmitzt.
Doch das Allerwichtigste registriert sie erst jetzt : Die beiden sitzen dort Hand in Hand.
Sie wendet sich ihm zu. „Siehst du das Pärchen dort drüben? Das könnten wir sein, in einigen Jahren.“
Er schaut ihr einen Moment lang in die Augen. „Ja, doch vorher würde ich zu unserem Lied mit dir tanzen, egal wo!“
Töricht
Mein Herz führt ein Eigenleben.
Das dumme Ding gerät manchmal völlig aus dem Häuschen. Erst bubbert es, dann ruckelt es ein Bisschen, um schließlich im Takt mit einem anderen Herzen zu schlagen. Das haben diese verrückten Antriebsmaschinen
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